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Vom Katechismus zur Comic-Geschichte

Juni 6, 2015

Author: Andreas Rother

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Geistliche Comic-Geschichten? Und dann noch auf Basis des Katechismus‘? Wie geht das? – Die neuapostolischen Jugendlichen in Makati auf den Philippinen haben es einfach gemacht und dabei neben viel Spaß auch noch ihren Lerneffekt gehabt – Einblicke in ein Experiment.

Die Gemeinde Makati – mit durchschnittlich 120 Gottesdienstbesuchern am Sonntag – hat ihr ganz eigenes demografisches Problem: Während in Europa von Überalterung der Gemeinde die Rede ist, geht’s auf den Philippinen um das Gegenteil. Die Mitglieder sind „überjung“. Für Urs Hebeisen, den Bezirksapostel des Bereichs Süd-Ostasien, ist klar: „Jugend braucht Freiraum für Kreativität. Wir lassen sie machen und beobachten.“

Die Gemeinde ist zwar im Herzen der Hauptstadt-Region „Metro Manila“ angesiedelt, allerdings in dem Stadtteil Bangkal. Und dieser repräsentiert nicht gerade das Wirtschafts- und Finanzzentrum, als das die 500.000-Einwohner-Metropole Makati eigentlich bekannt ist. „Kaum einer hier liest Katechismus-Bücher“, sagt der Bezirksapostel. „Dennoch sind alle sehr daran interessiert zu lernen. Und das geht mit Bildern am besten.“

Auseinandersetzung mit dem Katechismus

Vor diesem Hintergrund setzten sich die Jugendlichen auf ihre eigene Weise mit dem zentralen Lehrwerk der Neuapostolischen Kirche auseinander: Im Anschluss an einen Gottesdienst beschäftigten sie sich unter Anleitung des frisch ordinierten Priesters Florante Alandria mit Kapitel 4 des Katechismus‘.

Im Mittelpunkt stand dabei die Frage, wie der Mensch selbst Gewissen, Vernunft und Glauben nutzen kann, um sich vor Sünde zu schützen und sich gegen das Böse zu entscheiden. „Es war eine lebhafte Diskussion“, heißt es auf der Website der philippinischen Jugend. Denn die Teilnehmer brachten nicht nur viele Fragen ein, sondern auch jede Menge eigener Antworten.

Übersetzung in die Lebenswirklichkeit

Im zweiten Teil der Veranstaltung setzten die Jugendlichen das Erlernte in anschauliche und lebensnahe Situationen um. Die Idee, das in Form einer Comic-Geschichte zu tun kam von Diakon Samuel Hebeisen. Er verdient seinen Lebensunterhalt mit grafischen und computertechnischen Dienstleistungen und hatte sich zuvor mit entsprechenden Möglichkeiten auseinandergesetzt.

Die kreative Arbeit folgte einem klaren Fahrplan: Zunächst ging es darum, den geistlichen Inhalt in eine Art Theaterstück umzusetzen. Diese Geschichte wurde dann in einzelne Szenenbilder aufgeteilt mit dem Ziel, die Botschaft jeweils auf den Punkt zu bringen. Auf Papier wurden die Szenen vorgezeichnet. So entstand das „Storyboard“, das schließlich im wirklichen Leben nachgespielt und Bild für Bild fotografiert wurde.

Umsetzung mit technischer Hilfe

Für die grafische Umsetzung in eine Comic-Geschichte nutzte die Jugendgruppe diverse technische Hilfsmittel: Für die zeichnerische Darstellung sorgte eine Bildbearbeitungssoftware mitsamt entsprechender Skripte und Verfremdungsfilter. Das typische Layout inklusive Sprachenblasen ließ sich mit einem weiteren speziellen Computerprogramm erstellen. Und auch passende Schriften sowie Hintergrundbilder fanden sich zur freien Nutzung im Internet.

Sogar die aus Film und Fernsehen bekannte „Green Screen“-Methode setzten die Jugendlichen ein. Fotos wurden bei Bedarf vor einer grünen Leinwand aufgenommen, um die Motive einfacher vor die Hintergrund-Bilder setzen zu können. Dabei hat Diakon Hebeisen aber die Erfahrungen gemacht, dass sich bei der Auflösung heutiger Digitalkameras die aufgenommen Personen auch ganz gut ohne diesen Trick ausschneiden und mit den Umgebungsfotos kombinieren lassen.

Experiment mit offenem Ausgang

Mehrere Kapitel in zwei Sprachen, zum Teil in unterschiedlichen Versionen, fertigten die Jugendlichen an. Mit dem Ergebnis waren sie mehr als zufrieden. Die Arbeit machte ihnen viel Freude, die sie schließlich auch mit anderen teilen wollten. Noch am Tag der Veranstaltung gingen die Comic-Geschichten sowie Fotos ihrer Entstehung online.

Und was sagt der Bezirksapostel dazu? „Die Frage, ob mir diese Comic-Geschichten persönlich gefallen, ist nicht relevant“, schmunzelt Urs Hebeisen. „Im Augenblick ist es nur ein erster Anfang. Und ich weiß nicht genau, wo das hinführt. Es ist ein Experiment.“ Aber: „Ich sehe darin ein großes Potential für eine Art ,Ausbildung von Unten‘, die wir dringend brauchen.“ Denn: Die Neuapostolische Kirche auf den Philippinen sei eine „Kirche der Jugend“. Und das werde angesichts des ungebremsten Bevölkerungszuwachses noch eine ganze Weile so bleiben.

Juni 6, 2015

Author: Andreas Rother

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