Was Frieden schafft: Integrieren statt polarisieren
Viele Menschen, viele Konflikte: Da tun sich Vegetarier und Fleischesser schwer miteinander. Rechte und Linke bekämpfen sich, Weltreligionen prallen aufeinander, Reiche unterdrücken Arme. Und der Friede bleibt dabei auf der Strecke.
Gewinnen oder verlieren? Das ist häufig die Maxime, an der sich zwischenmenschliches Miteinander orientiert. Das gab es schon immer, es ist keineswegs eine Erfindung der Neuzeit. Früher, in den ersten christlichen Gemeinden, war es zum Beispiel die Frage nach den Speisevorschriften; ja oder nein? Um tragfähige Antworten wurde heftig gerungen, was eine Menge Unruhe brachte. Parteien bildeten sich und alle wollten Recht haben.
Schließlich gaben die Apostel die Losung heraus, dass für eine lebendige Gemeinde Äußeres niemals so wertvoll sein kann wie innerer Zusammenhalt und friedliches Zusammenleben. Die These von der „Einheit in der Vielfalt“ war geboren. Unter dem Dach des Glaubens an Jesus Christus und seiner Nachfolge sollen sich alle wohlfühlen, ohne Ansehen der Person!
Ärger tötet Frieden
So ganz verstanden hat das die Menschheit dennoch bis heute nicht. Zu viele Einzelinteressen, zu lautstarke Konflikte durch Meinungsunterschiede, zu wertvoll noch private Pfründe – so scheint es. Der Gegenentwurf dazu ist der Frieden durch Christus. So lautet auch das Monatsthema in den neuapostolischen Gottesdiensten. Der September soll die Gemeinden erinnern, dass innerer und äußerer Friede unendlich wichtig ist. Trotz unerfüllter Erwartungen oder unterschiedlicher Standpunkte und Differenzen unter den Menschen sollen sie göttlichen Frieden bewahren.
Jesus, ein Stein des Anstoßes? Ja, bei denen, die sich anderes von ihm erhofft hatte, die enttäuscht waren. Falsche Hoffnungen führte sie zu Fehlurteilen. Jesu Wahrheitsdenken empörte sie. Und etliche ärgerte das sogar, selbst seine Nachfolger: „Wohl dem, der sich nicht an mir ärgert!“ Und zuletzt töteten sie den Friedensmann aus Galiläa!
Frieden baut Neues
Friedenszeiten sind Bauzeiten. Der Krieg macht alles kaputt, der Friede baut wieder auf. Wofür die Natur viele Jahre braucht, schafft ein Krieg innerhalb weniger Tage: Alles wird dem Erdboden gleichgemacht, zerstört, zermalmt.
Die gottesdienstliche Gemeinschaft soll stattdessen dazu dienen, einander zu begegnen und sich zu vergeben. Ehrsucht, Machthunger, egoistische Haltungen können so überwunden werden und erbauender Friede in der Gemeinde entsteht. Ein „Ich zuerst!“ hilft nur einem. Das „Wir alle!“ hilft dagegen vielen.
Paulus etwa schreibt in seinem Brief an die Römer über das Verhältnis von Schwachen und Starken im Glauben. Er fordert zur Rücksichtnahme gegenüber den Schwachen auf. Ausgangspunkt ist das Problem der Speisegebote, die von manchen in der Gemeinde eingehalten wurden und von anderen nicht. Die die Speisegebote einhielten, taten sich schwer, das Verhalten der anderen zu tolerieren. Römer 14,20 macht deutlich, dass „Gottes Werk“ Vorrang hat und nicht durch bestimmte Verhaltensweisen beschädigt werden darf.
Vor Gott sind alle gleich
Auch dass alle Menschen vor Gott gleich sind, haben noch nicht alle verstanden. Nicht mal das vornehmste Gesetz der Menschheit, dass nämlich vor dem Gesetz alle Menschen gleich sind, ist im Bewusstsein fest genug verankert. Despoten, Autoritäten, Diktatoren gibt es in Hülle und Fülle.
Im Gemeindeumfeld muss das anders sein. Paulus drückt das so aus: „Hier ist nicht Jude noch Grieche, hier ist nicht Sklave noch Freier, hier ist nicht Mann noch Frau; denn ihr seid allesamt einer in Christus Jesus“ (Galater 3,28). Einer statt viele Andere! Kein schlechtes Rezept.
Solange der Mensch dazu neigt, sich mit anderen zu vergleichen, wird er immer Unterschiede hervorheben: Hautfarbe, soziale Stellung, Nationalität. Und natürlich ist die eigene Position der Maßstab. Das, was anders ist, wird misstrauisch beäugt und häufig verurteilt. Ein klassisches Motiv für Feindschaft!
Der Kern aller Ethik, dass vor dem Gesetz alle Menschen gleich seien, ist bei solchem Denken weit weg. Die Apostel damals warnten die Gemeinden davor, Unterschiede zu machen. Jakobus: Das ist nicht recht! Paulus: Gott macht keinen Unterschied nach Herkunft, Stand, Rasse, Geschlecht. Und unsere Liebe zu Gott und zum Nächsten soll integrieren, nicht polarisieren!
Frieden – innen und außen
Weltweit erinnert der 21. September die Menschen daran, Frieden miteinander zu halten. Der Internationale Gebetstag für den Frieden vereint christliche Gemeinden in dem Wunsch, dass ein „Friede sei mit dir!“ tatsächlich möglich wird. In neuapostolischen Gottesdiensten steht der Psalm 122, die Verse 7–9, im Mittelpunkt der Predigt: „Es möge Friede sein in deinen Mauern und Glück in deinen Palästen! Um meiner Brüder und Freunde willen will ich dir Frieden wünschen. Um des Hauses des Herrn willen, unseres Gottes, will ich dein Bestes suchen“.
Diese wenigen Worte formulieren einen wichtigen Wunsch: Möge dieser Friede noch viele Menschen in seinen Bann ziehen! Frieden im eigenen Herzen, in der Familie, in der Gemeinde und in der wunderbaren Welt, in der wir alle leben.
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