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Wo gestern schon heute ist

Januar 4, 2020

Author: Peter Johanning

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Auf Samoa hatte das Neue Jahr bereits am Dienstag, 31.12.2019, um 10 Uhr begonnen – verglichen mit der Coordinated Universal Time: UTC +14, während in London die Korken erst am Mittwoch, 1. Januar um 0 Uhr knallten. Die Datumsgrenze hat es in sich!

Es geht noch merkwürdiger: Zurzeit ist Apia, die Hauptstadt im südpazifischen Inselstaat Samoa, ganze 25 Stunden vor Pago Pago, Hauptstadt von Amerikanisch-Samoa, obwohl das Flugzeug von einer zur anderen Insel nur rund 35 Minuten unterwegs ist. Doch auf dem Flug überquert es die Internationale Datumsgrenze (IDL, International Date Line). Sie ist zwar nur eine gedachte Linie entlang des 180. Längengrads, hat aber sehr viel Einfluss auf Uhr und Kalender. Während in Samoa bereits Neujahr gefeiert wird, ist in Amerikanisch-Samoa noch nicht einmal Silvester! Dazwischen liegt ein Kalendertag. Die IDL trennt das Gestern vom Heute. Reist man von West nach Ost, gelangt man in den vorangegangenen, bei umgekehrter Richtung in den nächsten Kalendertag. Die alte Seefahrerregel besagt: Von Ost nach West halt’s Datum fest, von West nach Ost lass’ Datum los. Im Vergleich zum Nullmeridian gewinnt oder verliert man also einen Tag im Kalender, je nachdem, in welche Richtung das Flugzeug fliegt. Reist man nach Osten und damit der Sonne entgegen, muss man die Uhr vorstellen, fliegt man westwärts, stellt man seine Uhr zurück – bis man auf die IDL stößt: Dort muss sogar der Kalendertag geändert werden.

Zwei Nachbarn, einen Tag entfernt

Früher waren Samoa und Amerikanisch-Samoa auf einer Zeitlinie. Erst 2011 ging Samoa wieder zurück auf die westliche Seite der IDL, weil die wirtschaftlichen Beziehungen zu Australien, Neuseeland und Asien zu wertvoll waren. Ein Geschäftsmann aus Neuseeland würde sich bei seinem Geschäftspartner in Apia auch nicht unbedingt beliebt gemacht haben, hätte er ihn am Montagmorgen angerufen, während dieser noch beim Sonntagsfrühstück saß. Also wurde der 30. Dezember 2011 einfach übersprungen. Amerikanisch-Samoa hingegen blieb in seiner „amerikanischen“ Zeitzone und war fortan einen Tag zurück.

Ein produktiver Zeitsprung

Apostel Desmond Malcom Lodewick wohnt in Australien. Er ist verantwortlich für die kirchliche Arbeit in Polynesien. Er reist gern nach Samoa und beginnt seine Reise zumeist dort, also im Westen. Die Strecke ist etwas kürzer. Er mag die Arbeit an der Datumsgrenze, wie er sagt und empfindet sie für seine Vorhaben als äußerst produktiv. Sein typischer Einsatz dort sieht so aus: Er kommt am Wochentag nach Samoa, feiert abends einen Gottesdienst, hält am Samstag ein Seminar für die lokalen Amtsträger, feiert am Sonntagmorgen Gottesdienst in einer der Gemeinden, macht sich nach dem Lunch auf zum Flughafen, fliegt mit einer kleinen Twin Otter in Richtung Osten auf die Nachbarinsel Amerikanisch-Samoa. Der Flug dauert ganze 35 Minuten, trotzdem ist es wieder Samstag. Er hat die Datumsgrenze überflogen. Wieder steht ein Amtsträgerseminar an und wieder wird der Gottesdienst am Sonntagmorgen für die dortige Gemeinde gefeiert. Am Montagmorgen fliegt der Apostel von Amerikanisch-Samoa zurück nach Samoa, kommt dort am Dienstag an. Wieder gibt es einen Abendgottesdienst in einer Gemeinde. Und dann geht’s zurück nach Australien. Als Pendler zwischen beiden Inseln, muss er oft an seiner Armbanduhr die jeweils aktuelle Zeit einstellen.

Der zuständige Bezirksälteste Peter Eves wohnt in Amerikanisch-Samoa. Auch er bereist beide Länder an einem Wochenende, nur in umgekehrter Reihenfolge: Er fliegt am Freitag nach Samoa, landet dort Samstag, hält Brüderstunde, feiert am Sonntag Gottesdienst, fliegt zurück nach Amerikanisch-Samoa, feiert dort Gottesdienst und sitzt am Montagmorgen wieder im Büro.

Gemeinden in Samoa und Amerikanisch Samoa

Auf Samoa leben rund 200.000 Menschen, fast alle bekennen sich zum Christentum. Es gibt vier neuapostolische Gemeinden und eine Missionsstation. Rund 400 Mitglieder werden von 14 Amtsträgern seelsorgerisch betreut.

Amerikanisch-Samoa beherbergt insgesamt rund 60.000 Menschen, die meisten – etwa 98 Prozent – sind auch hier christlich. In den zwei neuapostolischen Gemeinden besuchen etwa 200 Mitglieder die Gottesdienste, die von elf Amtsträgern versorgt werden.

Januar 4, 2020

Author: Peter Johanning

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