Wer möchte das nicht gern: Ein Zeichen vom Himmel, das so klar ist wie ein Donnerschlag, damit alle augenblicklich Bescheid wissen. So „einfach“ denken Menschen immer schon. Auch Paulus wies darauf hin, dass die Juden am liebsten Wunder sehen wollten. Und wir heute?
So einfach, wie Menschen sich das vorstellen, ist es nicht. Schauen wir in die Schrift. Im Neuen Testament gibt es drei unterschiedliche griechische Wörter für Wunder: „dynamis“, „ergon“ und „semeion“. Wunder im Sprachbild des Neuen Testaments sind Zeichen für die Wirksamkeit des Evangeliums. Wunder sind nie Selbstzweck oder Banalität.
Mit Hilfe von Zeichen und Wundern zeigte Jesus, dass er der Sohn Gottes und der Retter ist, der ewiges Leben geben kann: Er zeigte seine Macht über die Elemente, er erweckte Tote. Er trieb böse Geister aus, er heilte Kranke. All das geschah, um deutlich zu machen, dass er kam, um Menschen, die an ihn glauben, von Sünden zu befreien. Er heilte aber nicht alle, die krank waren, und er weckte auch nicht alle auf, die tot waren. Er wollte die Aufmerksamkeit auf seine Mission und seine Botschaft lenken. Ein Beispiel von vielen: Paulus flehte dreimal zum Herrn, ihn gesund zu machen, doch Jesus sagte ihm: „Lass dir an meiner Gnade genügen“.
Nicht wegen Wunder glauben
Es ist wichtig zu verstehen, dass die Wunder im Neuen Testament nicht isoliert zu betrachten sind. Sie beziehen sich immer auf die Predigt des Evangeliums. Jesus hielt nichts von denen, die allein aufgrund seiner Wunder an ihn glaubten: „Viele glaubten an seinen Namen, da sie die Zeichen sahen, die er tat. Aber Jesus vertraute sich ihnen nicht an; denn er kannte sie alle“ (Johannes 2,23.24). Es zeigte sich schließlich, dass nur diejenigen, die an ihn als den Sohn Gottes glaubten, ihm bis zuletzt nachfolgten. Sie glaubten nicht wegen seiner Wunder, sondern auf Grundlage seiner Lehre.
Der Glaube an Jesus Christus steht am Anfang, bevor der Mensch Wunder erleben kann. Petrus musste sein Boot verlassen, bevor er auf dem Wasser gehen konnte. Der römische Hauptmann musste sich erst an Jesus wenden, bevor sein Knecht gesund werden konnte. Von Gott Zeichen zu fordern, bevor man glauben will, steht im Widerspruch zur Lehre des Evangeliums. Jesus heilte die Kranken kraft ihres Glaubens: „Dein Glaube hat dir geholfen!“
Und heute? Wir brauchen heute keine Wunder, um zu glauben, dass Jesus der Sohn Gottes ist. „Es ist aber der Glaube eine feste Zuversicht auf das, was man hofft, und ein Nichtzweifeln an dem, was man nicht sieht“ (Hebräer 11,1). Die Wunder, die Jesus oder die Apostel getan haben, dienten allein dazu, die Macht Gottes zu zeigen und nicht die Macht eines Menschen. Es ging allein darum, das Evangelium zu verkündigen.
Gefahren des Wunderglaubens
Der zügellose Wunderglaube trägt auch Gefahren in sich. Gott wird versucht. Dazu hat der Herr klare Worte hinterlassen: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht versuchen“. Wir können in unseren Gebeten um Hilfe bitten, aber wir können Gott nicht zwingen, unsere Bitten und Wünsche zu erfüllen. Stattdessen wollen wir in Jesu Namen beten, bescheiden sein und auf Gott vertrauen und sprechen: „Dein Wille geschehe.“
Die daraus entstehenden Thesen lauten: Wir haben kein Recht, Gott um ein Wunder zu bitten. Wir haben keinen Grund, Gott um ein Wunder zu bitten. Gott lässt zwar auch heute Wunder geschehen, doch schickt er sie, wann, wem und wie er es will.
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