Ein Ja für die Ewigkeit: Ich sah ihn sterben – und leben
Mütter haben es nicht leicht, besonders diese hier: ein Leben zwischen Freude und Leid, Sorge und Hoffnung – ein Weg von der Bahre bis zur Wiege.
Ich bin Zeugin. Zeugin einer Hinrichtung. „Kreuzige! Kreuzige!“, schrien sie: „Weg, weg mit dem! Kreuzige ihn!“ – Ich sah, wie sie ihn folterten. Ich sah, wie er mit Dornen auf dem Haupt das Kreuz zur Schädelstätte schleppte. Sah, wie sein Kreuz zwischen zwei Verbrechern aufgerichtet wurde. Wie sie Nägel in seine Hände und seine Füße schlugen. Wie Soldaten seine Kleider nahmen, sie teilten und das Los warfen. Ich sah, wie er litt. Wie er nackt dort hing. Wie sie ihm Essig zu trinken gaben und seine Seite mit einer Lanze aufschlitzen. Ich sah, das Blut tropfen und wie er schrie: „Es ist vollbracht.“ Ich sah, wie er den Kopf senkte und starb. Mein Sohn.
Ich bin Mutter. Mutter von Söhnen und Töchtern. Doch mein ältester Sohn ist etwas Besonderes. Ein Mensch wie es ihn nie zuvor oder danach auf der Welt gegeben hat.
Aber er war auch nicht immer ganz einfach. Als wir auf eine Hochzeit in Kana eingeladen waren, ging der Wein aus. Ich machte meinen Sohn darauf aufmerksam, er entgegnete mir ruppig: „Was habe ich mit dir zu schaffen, Frau? Meine Stunde ist noch nicht gekommen.“ Dennoch tat er sein erstes Wunder an diesem Tag und es gab reichlich Wein.
Schon als Kind war er nicht ganz einfach. Nach dem Passafest in Jerusalem machten wir uns gerade auf den Rückweg, da war er plötzlich verschwunden. Wir suchten ihn überall. Keiner unserer Verwandten hatte ihn gesehen. Wir liefen zurück nach Jerusalem. Erst nach drei Tagen fanden wir meinen Sohn im Tempel. Ich machte ihm Vorwürfe: „Mein Kind, warum hast du das getan? Siehe, dein Vater und ich haben dich mit Schmerzen gesucht.“ Auch wenn ich seine Reaktion nicht verstand, so behielt ich seine Worte in meinem Herzen.
Ich bin Ehefrau. Ehefrau von Josef aus Galiläa. Ich war noch sehr jung, als wir uns kennenlernten. Er blieb an meiner Seite, als es für ihn Anlass gab zu gehen. Denn ich erwartete ein Kind. Ein Kind, das nicht seins war.
Für die Volkszählung reiste er mit mir, hochschwanger, nach Bethlehem. Mein Kind erblickte in einem Stall das Licht der Welt, schlummerte in einer Krippe und ich wickelte es in Windeln. Menschen, Arme, Reiche, wollten das Baby sehen, beschenkten uns großzügig und erzählten überall von der Geburt. Die Worte, die über meinen Sohn gesprochen wurden, bewahrte ich und sie bewegten mein Herz.
Ich bin die Begnadete. Begnadet, denn der Herr hat große Dinge an mir getan. Als ich bereits mit Josef verlobt war, erschien mir ein Engel: Gabriel. Er sprach mich an und ich erschrak fürchterlich: „Sei gegrüßt Begnadete! Der Herr ist mit dir!“ Er eröffnete mir, dass ich schwanger werden sollte. Mit einem Sohn, empfangen durch den Heiligen Geist. Er wird der Sohn Gottes sein und ich sollte ihn Jesus nennen. Ich glaubte der Verheißung des Engels und willigte ein.
Mein Name ist Mirjam. Ich bin die Mutter Jesu. Später nennt man mich Maria.
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