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Homiletik (1): Geistgewirkt von Anfang an

06 03 2025

Author: Dr. Markus Cromhout

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Predigt und Wissenschaft? Da haben manche Gläubige echte Bedenken. Doch es lohnt sich, genauer hinzuschauen. Denn Homiletik ist nicht gar so fremd, wie es klingt – der Auftakt zur Serie.

Homiletik, das ist die Lehre von der Predigt. Sie beschäftigt sich in Theorie und Praxis mit der Vermittlung des Evangeliums. Dabei greift sie auch auf Erkenntnis und Mittel aus der Kommunikationswissenschaft zurück. 

Genau das stößt gelegentlich auf Widerstand: Kritiker befürchten, dass die Beschäftigung mit Homiletik eine vom Geist inspirierte und authentische Predigt behindern könnte. Denn die Homiletik wird manchmal als „von Menschen gemachtes“ Unterfangen angesehen, das sich „zu akademisch“ anfühlen könnte. Eine Predigt sollte schließlich nicht nur eine intellektuelle Übung sein, sondern eine vom Heiligen Geist erfüllte Botschaft transportieren. 

Nur ein neuer Begriff

Ohne es zu wissen, haben Geistliche, wenn sie Predigten vorbereiteten und hielten, schon längst Homiletik betrieben. Das Beten, die Auseinandersetzung mit Leitgedanken sowie das Recherchieren („Graben“) und Reflektieren sind integrale Bestandteile der Predigtlehre. Die Ausbildung in Homiletik baut also auf einem bereits vorhandenen Fundament auf. Für neu ordinierte Geistliche kann sie zudem eine nachhaltige Vorbereitung auf eine ihrer zukünftigen Aufgaben sein: die Verkündigung des Wortes Gottes.

Homiletik ist biblisch

Inspiration ist auch in dieser Sachfrage die Heilige Schrift selbst. Wer die Bergpredigt Jesu (Matthäus 5–7) oder die Pfingstpredigt des Petrus (Apostelgeschichte 2,14–36) liest, der stellt fest: Jesus und die Apostel redeten nicht aufs Geratewohl, sondern vermittelten voller Überzeugung eine strukturierte und schlüssige Botschaft. Und dabei hatten sie das Ziel, eine konkrete Reaktion bei ihren Zuhörern hervorzurufen: zum Beispiel eine Veränderung des Verständnisses, der Einstellung oder des Verhaltens. 

Das zeigt auch das Beispiel von Paulus: Während seiner ersten Missionsreise wurde Paulus eingeladen, in der Synagoge im Antiochia in Pisidien zu sprechen. Wie Apostelgeschichte 13,16–41 berichtet, baute Paulus seine Predigt so auf, dass sie die Menschen zum Glauben an Christus führte:

  • Er gab einen Überblick über die Geschichte Israels
  • Er berichtet über die Ereignisse während des Wirkens Jesu.
  • Er erklärte Jesu Tod und Auferstehung, die die Vergebung der Sünden bewirkten,
  • Und er führte zu der Erkenntnis, dass all diese Ereignisse in Erfüllung der Schriften geschahen.

Den ganzen Weg mitgehen

Die Verkündigung des Wortes Gottes ist eine Kombination verschiedener Elemente. Auf der Grundlage der Autorität des Apostelamtes und die durch die Ordination verliehene Vollmacht, vereint sie 

  • einen vom Geist inspirierten persönlichen Glauben (ein Geistlicher muss authentisch sein),
  • Wissen (ein Geistlicher muss die Heilige Schrift, die Lehre der Kirche und die aktuellen Umstände usw. verstehen),
  • eine vom Geist inspirierte Vorbereitung (eine durch Gebet gestützte und reflektierte Auseinandersetzung mit den Leitgedanken)
  • und schließlich eine vom Geist inspirierte Verkündigung (ein Geistlicher kann nur aus Glauben und Überzeugung predigen).

Der Heilige Geist ist also nicht nur während des Gottesdienstes aktiv, sondern bereits vor und während der Vorbereitung. Homiletische Grundsätze und das Wirken des Heiligen Geistes schließen sich nicht gegenseitig aus. Sie gehen Hand in Hand.  Die Homiletik ist eine Möglichkeit, das Verständnis für den gesamten Prozess zu öffnen.

Es geht nicht um „menschengemachte“ Techniken und strenge Richtlinien, sondern darum, so wie in den biblischen Beispielen, eine klare Botschaft zu vermitteln, die die Gemeinde anspricht, grundlegende Veränderungen bewirkt und Menschen zu Christus bringt. Der Heilige Geist lehrt, befähigt und verwandelt – zuerst den Geistlichen selbst durch Glauben und Vorbereitung, dann die Gemeinde durch die Predigten.  Schließlich kann man nur (weiter)geben, was man bereits besitzt und erfahren hat.


Foto: Anthichada – stock.adobe.com

Über den Autor

Dr. Markus Cromhout (geb. 1972) ist Theologe bei der Neuapostolischen Kirche Afrika-Süd und in seiner Gemeinde als Evangelist aktiv. Er studierte an der Theologischen Fakultät der Universität Pretoria und promovierte im Neuen Testament. Neben wissenschaftlichen Werken verfasst er auch populärwissenschaftliche Bücher. Zum Thema „Homiletik“ führte er Seminare durch und begleitet mit wöchentlichen Hintergrundbeiträgen.

06 03 2025

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