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Unerbittlich bitten – auf Dauer zählt Ausdauer

04 08 2025

Author: Andreas Rother

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Sie nerven – und das ist gut so. Denn Glaube hat manchmal die Gestalt einer heiligen Sturheit. Was Jesus uns in Wort und Tat lehrt: Beten heißt dranbleiben.

Manchmal muss man sich wundern über diesen Jesus aus Nazareth: zum Beispiel wie er die Kanaaniterin behandelt. Die Frau – den Erzfeinden Israels zugeordnet – hat eine „besessene“ Tochter und bittet recht lauthals um Hilfe. Jesus reagiert nicht.

Die Mutter lässt nicht locker. Bis es die Jünger nervt: „Die Frau schreit uns hinterher. Mach doch, dass sie aufhört.“ Jesus weigert sich, will das Brot des Heils nicht „vor die Hunde werfen“. Sie beugt sich, lässt aber nicht locker: Selbst ein verirrter Krümel sei genug.

Jesus staunt: „Frau, dein Glaube ist groß.“ Und er erfüllt ihre Bitte – beweist damit im Handeln genau das, was er an anderer Stelle predigt.

Unaufhaltsam vs. ungerecht

Es geht um das Gleichnis von der bittenden Witwe in Lukas 18,1–8: Auf der einen Seite thront ein liebloser, gottloser, gewissenloser Richter, der es sich leisten kann, seine Urteile nach Lust und Laune zu fällen. Und auf der anderen Seite steht eine Witwe, ohne Beistand, ohne Einfluss, ohne Einkommen oder Vermögen. Sie hat nur eine Chance, doch die nutzt sie.

Sie bittet ihn, ihr zu verschaffen, was ihr zusteht. Aber er hat einfach keine Lust dazu. Sie lässt nicht locker, bittet weiter, immer wieder, setzt ihm zu, fällt ihm zur Last. Am Ende lenkt der Richter ein – „damit sie nicht zuletzt komme und mir ins Gesicht schlage“. Nein, der Rechtsverdreher hat keine Angst vor Prügel. Hinter der Formulierung steht ein Bild aus dem Boxsport, das auch in weltlichen Reden damaliger Zeit dafür steht, jemanden durch Wiederholung zu zermürben.

Zwei Bittsteller, eine Botschaft

Die bittende Witwe ist nicht die Einzige, die zu nerven weiß. Da gibt es noch das Brudergleichnis des bittenden Freunds sieben Kapitel weiter vorne im Lukasevangelium. Der bekommt geholfen „wegen seines unverschämten Drängens“. 

Die Pointe ist in beiden Fällen dieselbe: Wenn sich schon ein hartherziger Richter zermürben lässt und ein verschlafener Freund erweichen lässt, um wie viel eher und lieber wird der himmlische Vater seinen Kindern helfen?

„Doch wenn der Menschensohn kommen wird, wird er dann Glauben finden auf Erden?“ – Mit diesen Worten beschließt Jesus das Gleichnis der bittenden Witwe. Und das stellt die Frage auch an uns: Wird Jesus Glauben finden, wenn er heute wiederkommt?

Eine heilige Dickköpfigkeit

Gegenfrage: Welchen Glauben denn, bitte schön? Das macht der Zusammenhang deutlich – genau den Glauben, den er bei der Kanaaniterin bestaunt. „Dass man allezeit beten und nicht nachlassen sollte“, heißt es zu Beginn bei der Witwe.

Die Kanaaniterin nervt, der Freund nervt, die Witwe nervt. Auch wir dürfen – ja sollen sogar – nerven, Gott immer wieder in den Ohren liegen mit unseren Bitten. Denn nur wer anklopft, dem kann aufgetan werden. Und nur wer bittet, dem kann gegeben werden.

Klar nicht jede Bitte wird erfüllt – das ist ein anderes Thema für eine andere Gelegenheit. Aber wenn, dann steht am Anfang die Haltung eines Jakob im Ringen mit Gott: „Ich lasse dich nicht, du segnest mich denn.“


Foto: Studicon – stock.adobe.com

04 08 2025

Author: Andreas Rother

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