Ein Ort, um zu musizieren, sicher zu sein und zu lernen

Etwas fällt den jungen Südafrikanern auf, wenn sie das erste Mal in Europa sind: „Im Vergleich zu Kapstadt sind einige Kirchengebäude sehr klein und die Wohnhäuser sind groß“, sagt Tamika, die als Zwölfjährige 2015 zum ersten Mal mit dem Kapstädter Kinderchor nach Deutschland geflogen ist. „In Kapstadt gibt es alle zwei oder drei Kilometer eine Gemeinde“, sagt Tristan Williams aus Silvertown überrascht, denn als interessierter Glaubensbruder weiß er: „Die Kirche hat in Deutschland angefangen. Daher dachte ich, dass es viele Glaubensgeschwister in den Kirchen gibt.“

Hier zeigen Musiker ihr Können

Tristan Williams spielte mit 15 zum ersten Mal die Orgel in Silvertown. Die hat 2600 Pfeifen und füllt die große Kirche im Herzen Kapstadts mit einem tollen Sound. Die 1978 geweihte Kirche steht für die Musikalität der südafrikanischen Glaubensgeschwister. Sie wurde extra für große Konzerte gebaut. Spätestens mit Bezirksapostel Noel Barnes ging es los mit der Musik in der damaligen Gebietskirche NAC Cape. Bezirksapostel Barnes förderte die Musik und machte damit die Kirche bekannt, indem er zum Beispiel Spendenkonzerte organisieren ließ. Viele davon in der Kirche in Silvertown, die einen großartigen Klang hat, 1600 Sitzplätze und einen Altar, der sich in den Altarpodest hinabsenken lässt, sodass eine Bühne für über 200 Musiker entsteht.

Viele der Musiker, die heute über die Kirchenzäune hinaus bekannt sind, haben mit der Blockflöte oder im Kinderchor angefangen. Schon mindestens seit den 1970er Jahren wurde das Spielen von Blockflöten gefördert, weil so in jeder Gemeinde ganz ohne Strom und teure Instrumente Musik gemacht werden kann. 2019 bekam diese Idee einen neuen Schub als rund 20.000 Blockflöten billig aus China gekauft wurden und neue Lektionen für YouTube und NACTV eingespielt wurden.

Momentan bereiten sich die rund 600 aktiven Glaubensgeschwister in Silvertown auf das Pfingstkonzert vor, das aus der Gemeinde in alle Welt ausgestrahlt wird.

Ein sicherer Ort für Kinder

Bezirksapostelhelfer Peter Lambert beschrieb als eingeladener Apostel beim Jugendtag 2016 in Frankfurt (Deutschland) eindringlich das Leben mit der Gewalt in der Millionenstadt Kapstadt: Man müsse rund um die Uhr wachsam sein, denn Banden und Drogenführer herrschen in den Vierteln, und auch der Weg zur Kirche könne gefährlich werden, wenn Grenzen zwischen verfeindeten Gangs überschritten werden. „Angesichts der hohen Kriminalitätsrate in unserem Land müssen die Mitglieder aufmerksam und wachsam auf ihre Umgebung achten, um zu vermeiden, Opfer eines Verbrechens zu werden“, sagt Apostel Bradley Bourne auf Anfrage von nac.today.

Mitten in der Kriminalitätshochburg in Delft, ein Stadtteil von Kapstadt, steht die Kirche Leiden Central. Sonntags werden hier Gottesdienste gefeiert, unter der Woche verschwindet der Altar hinter einer Trennwand und die Kirche wird zu einem geschützten Raum für Kinder nach der Schule. „Ein Ort, wo die Kinder eine warme Mahlzeit, Lebens- und Hausaufgabenhilfe bekommen und wo sie sicher sind nach der Schule“, sagt Ursula Poggenpoel-Smith als Programm-Managerin der Masakhe Foundation NPO, welche das Projekt organisiert und finanziert. „Ein Ort, wo sie spielen, tagträumen oder einfach nur Kinder sein können.“

Rund 140 Kinder aller Religionen aus den Problemstadtteilen kommen täglich in die Kirche seit dem Ende der Pandemie, während der alles auf Eis gelegt werden musste. Hier erhalten sie Unterricht in Hygiene und Sicherheit, lernen Umgangsformen und sich selbst zu beherrschen und erhalten warme Mahlzeiten. Stammapostel Jean-Luc Schneider ist begeistert: „Großartig. Das ist Evangelium.“

Bildung ist das A und O

„Behind the Word“ (Hinter dem Wort) heißt die Seite, auf der Geistliche und Interessierte die Bibelworte für jeden Gottesdienst von dem Theologen Doktor Markus Cromhout erklärt bekommen. Behind the Word ist nur ein Teil der Webseite Ministry Training (Ausbildung der Geistlichen) auf der die Geistlichen viele Methoden entdecken können, ihre Predigten zu verbessern und ihr Wissen zu vertiefen.

Die Gebietskirche Afrika Süd ist ein Vorreiter für die Ausbildung von Geistlichen oder Sonntagsschullehrern. Und auch die Glaubensgeschwister lernen mit Freuden immer wieder Neues. Zum Beispiel die Mitglieder der Gemeinde Tuscany Glen im östlichen Teil Kapstadts, die sich schon im März auf das Pfingstfest vorbereiteten, indem sie einiges über Pfingsten lernten und den Bezirksapostel kennenlernten, zu dessen Gottesdienst sie am Mittwoch eingeladen sind. Die Bezirksapostel werden wie letztes Jahr ausschwärmen und in den verschiedenen Gemeinden vor Ort Gottesdienste feiern. Bezirksapostel Jürg Zbinden wird in der Gemeinde Malibu Village sein und unter anderem die Glaubensgeschwister aus Tuscany Glen werden eingeladen sein. Mit Bildern und Videos lernten sie den Gottesmann kennen und sangen Pfingstlieder, um sich auf das Fest vorzubereiten.