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Das Amt (24): Warum die Zwölf nur Männer waren

Februar 14, 2023

Author: Andreas Rother

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Ja, Jesus hat nur Männer zu Aposteln berufen. Aber das gibt keine Antwort auf die Frage nach der Ordination von Frauen. Denn seine Wahl hat damit überhaupt nichts zu tun. Das sagt Christus selbst ziemlich deutlich.

Da lässt der Katechismus der Neuapostolischen Kirche keinerlei Zweifel: „Alles, was Kirche ist und sein wird, ist in Jesu Wort, Werk und Wesen angelegt“ (KNK 6.3). Klar ist auch: „Jesus Christus hat seiner Kirche unmittelbar nur ein Amt gegeben, nämlich das Apostelamt“ (7.4). Und schließlich: „Jesus Christus erwählte aus dem Kreis seiner Jünger zwölf Männer und setzte sie als Apostel ein“ (7.4.2).

Ausschließlich Männer: So berichten es Matthäus 10,1-4, Markus 3,13-19 und Lukas 6,13-16. Heißt das etwa, dass Jesus Christus Frauen grundsätzlich für ungeeignet hielt, als Botschafter an seiner statt aktiv zu werden? Das hat er mit keinem Wort gesagt. Er hat seine Wahl überhaupt nicht begründet. Und dennoch zeigen seine eigenen Worte, was er mit der Berufung der zwölf Apostel eigentlich sagen wollte.

Aufbruchssignal fürs Gottesvolk

„Hier ist der Herr.“ – Mit diesen Worten endet das Buch Hesekiel (48,35). Es ist der Name der endzeitlichen Stadt. Ihre zwölf Tore sind nach den Stammvätern des Volkes Israel benannt. Es geht um die Wiedergeburt auf geistlicher, geographischer und politischer Ebene, von der das Buch Jesaja in den Kapiteln 2, 4, 11, 32 und 35 spricht – um die Erneuerung durch den Messias: „Und er wird ein Zeichen aufrichten unter den Völkern und zusammenbringen die Verjagten Israels und die Zerstreuten Judas sammeln von den vier Enden der Erde“ (Jesaja 11,12).

Das Zeichen setzt Jesus Christus mit der Berufung der zwölf Apostel. Das macht er gegenüber diesen Jüngern deutlich: „Ihr, die ihr mir nachgefolgt seid, werdet bei der Wiedergeburt, wenn der Menschensohn sitzen wird auf dem Thron seiner Herrlichkeit, auch sitzen auf zwölf Thronen und richten die zwölf Stämme Israels“ (Matthäus 19,28). Und so wird er dann auch verstanden, etwa wenn die Johannes-Offenbarung von ihrer endzeitlichen Stadt, dem neuen Jerusalem sagt: „Und die Mauer der Stadt hatte zwölf Grundsteine und auf ihnen die zwölf Namen der zwölf Apostel des Lammes“ (Offenbarung 21,14).

Nicht Töchter, sondern Söhne

Die Berufung der Zwölf ist eine Zeichenhandlung, wie sie das Judentum schon von den alten Propheten kannte. Die Apostel stehen für die zwölf Söhne Jakobs und repräsentierten damit das gesamte Volk Israel. Mit der Einsetzung dieses Kreises zeigt Jesus, wie weitreichend seine Botschaft werden sollte und dass er die Verheißungen der Wiederherstellung eines neuen Gottesvolkes erfüllen wird.

Die Identifikationsfiguren des Gottesvolkes waren die Söhne Jakobs, die Stammväter, also nur Männer. Hätte Jesus Christus in diesem Kreis auch Frauen berufen, dann hätten seine Zeitgenossen die Zwölfzahl nicht erkannt und sein Signal nicht verstanden. Seine Auswahl hatte also mit der Frage, ob Frauen ein Amt tragen können, rein gar nichts zu tun, sondern war symbolischer Natur vor dem kulturellen Hintergrund der damaligen Zeit.

Als Zeugen geringgeschätzt

„Ihr … werdet meine Zeugen sein in Jerusalem und in ganz Judäa und Samarien und bis an das Ende der Erde“ (Apostelgeschichte 1,8). – So skizzierte der Auferstandene seinen Auftrag an die Apostel. Machen ließ sich das damals allerdings nur mit Männern. Denn Frauen stellten sich kulturelle Hindernisse in den Weg.

Zum einen: Die Verkündigung des Evangeliums begann im jüdischen Umfeld und fand als Erstes in den Synagogen statt. Beispiele dafür finden sich in Markus 1,39 und ab 6,1 sowie in Apostelgeschichte 13,14 und 17,17. In diesen Gotteshäusern durften aber nur Männer reden. Weibliche Apostel hätten keine Chance gehabt.

Zum anderen: Als Zeugen zugelassen waren vor jüdischen Gerichten grundsätzlich nur Männer. Frauen galten damals allein kaum als rechtsmündig. Ihre Zeugenschaft schätzte man gering. Entsprechend reagierten die Apostel auf die Osterbotschaft der Frauen: „Und es erschienen ihnen diese Worte, als wär’s Geschwätz, und sie glaubten ihnen nicht“ (Lukas 24,11).

Dennoch: Entgegen aller kulturellen Rahmenbedingungen zeigte sich der auferstandene Christus als Erstes den Frauen und machte sie somit zu den Kronzeugen. Das wirkte sich aufs Urchristentum aus. Dort spielten Frauen eine viel größere Rolle als häufig angenommen. Darum dreht sich die nächste Folge dieser Serie.

Foto: blacksalmon – stock.adobe.com

Februar 14, 2023

Author: Andreas Rother

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