Eine Reise nach Asien – aber anders, als gedacht
In den siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts war Bodo Weber Evangelist in Kanada. Seine erste Reise nach Asien wird er wohl nie vergessen – ein packender Bericht aus erster Hand.
In den 1970er Jahren fragten mich mein Bezirksapostel Michael Kraus und mein Apostel Gottfried Schwarzer, ob ich ihnen in ihrer Arbeit in den südostasiatischen Ländern Thailand, Burma (heute: Myanmar) und Laos helfen wollte. Ich war damals Evangelist und sagte ja.
Auf meiner ersten Reise dorthin sollte ich mit dem Bezirksältesten Edward Deppner zusammentreffen – in Bangkok (Thailand) in einem Hotel, in dem ich für die erste Nacht ein Zimmer genommen hatte. Er sollte mich mit den Brüdern aus der Gegend bekanntmachen. Am Tag darauf wollten wir dann weiter in den Norden nach Chiang Mai fliegen. Die meisten der damals tätigen Amtsträger lebten dort.
Das lange Warten im Hotel
Ich wartete auf den Bezirksältesten den ganzen Tag lang, fragte an der Hotelrezeption, ob die etwas von ihm wüssten. Doch niemand schien ihn zu kennen oder wusste etwas von einem Treffen. Am Abend dieses Tages kam er dann endlich. Wir hatten nur noch ein kurzes Gespräch. Er berichtete mir, dass er seine Reise früher als gedacht begonnen hatte und deshalb bereits im Norden Thailands gewesen wäre. Ich sollte meinen Flug dorthin umbuchen und an das Ende meiner Reise setzen.
Gottes Plan sieht anders aus
Es ging also zunächst nach Burma (Myanmar). Als wir dort ankamen, hörten wir in den Nachrichten, dass es auf meinem ursprünglich gebuchten Flug nach Chiang Mai zu einer Katastrophe gekommen war: Das Flugzeug war beim Abheben von der Startbahn abgestürzt, die 43 Insassen fanden den Tod. Ich fand das sehr schrecklich und dachte daran, dass ich meine geplanten Reisedaten zuhause meiner Frau gegeben hatte. Die musste natürlich jetzt davon ausgehen, dass ich die verunglückte Maschine genommen hatte. Die Nachricht vom Absturz verbreitete sich schnell in den internationalen Medien, es war daher mein dringender Wunsch, meiner Familie zu versichern, dass ich nicht an Bord gewesen war. Doch ein Telefonanruf nach Kanada stellte sich als außerordentlich schwierig heraus. In jenen Tagen gab es keine Handys und ein Auslandsgespräch nach Kanada war weder leicht zu bekommen noch billig. Doch ich musste unbedingt anrufen, um allen zu sagen, dass es mir gut ginge.
Bange Ungewissheit
Man sagte mir, dass die einzige Möglichkeit, ein Auslandsgespräch zu führen, das Einreihen in eine Warteschlange auf der Post wäre. Vom Hotel aus wäre ein solches Gespräch nicht möglich, weil die Regierung das damals nicht erlaubte. Ich meldete mein Telefonat an und wartete zwei Tage darauf, bis es endlich zustande kam. Ich erhielt die Erlaubnis für eine offene Leitung und konnte – nachdem ich 54 Dollar für ein drei-Minuten-Gespräch bezahlt hatte – endlich zuhause anrufen. Die Verbindung war äußerst schlecht, aber immerhin konnte ich die Stimme meiner Frau am anderen Ende hören. Ich erzählte ihr, dass ich wohlauf sei und nicht in dem Flieger gesessen hätte, der abgestürzt war. Nach einer Minute wurde das Telefonat durch die Behörde abrupt unterbrochen.
Engelschutz auf den Reisen
Insgesamt blieben wir drei Tage in Burma und hatten in dieser Zeit keinen Kontakt mit der Außenwelt. Anschließend ging es zurück nach Thailand, wo der Rest unserer Reise auf dem Programm stand. Von Thailand aus konnte ich mit meiner Frau telefonieren und erzählte ihr alles, was geschehen war. Auch hier ging das damals nur vom Postamt aus. Meine Frau und meine beiden Kinder waren beruhigt und dankbar für den Engelschutz.
Der Bezirksälteste flog anschließend weiter nach Afrika, ich blieb noch in Thailand.
Zur Person:
Bodo Weber ist Bischof der Neuapostolischen Kirche, seit 2007 im Ruhestand. Er wohnt im kanadischen Waterloo. 25 Jahre lang war im Auftrag der Kirche in der weiten Welt unterwegs. In seiner aktiven Zeit arbeitete er nicht nur in seinem Heimatbezirk Toronto, sondern betreute auch die Gemeinden in Thailand, Malaysia, Sri Lanka, Myanmar, Laos, Bermuda und den Bahamas. Wir fragten ihn, ob er diese anstrengende Arbeit noch einmal genauso machen würde. Seine Antwort: „Definitiv ja. Es gab viele Erlebnisse in all den Jahren, doch dieses oben beschriebene berührte mich und meine Familie besonders, weil wir ja auch gar nichts dagegen unternehmen konnten. Aber ja: Solche Ereignisse haben uns stärker gemacht, nicht schwächer! Ich würde nichts ändern wollen.“