Nicht von der Welt, doch in der Welt: Auch eine Kirche muss sich mit dem Weltgeschehen auseinandersetzen. Was kann passieren bei Krisen, Kriegen, Katastrophen? Und kann man sich auf den Ernstfall vorbereiten?
Ein Bürgerkrieg setzt das Land in Flammen. Was bislang nur regional aufflammte, hat den gesamten Staat erfasst. Tausende von neuapostolischen Kirchengebäuden liegen in Schutt und Asche. Was tun? Und wie? – Ein Schreckensszenario wie dieses ist gar nicht so unwahrscheinlich.
Über Derartiges nachgedacht haben Fachleute für die Neuapostolische Kirche International (NAKI) mit Sitz in Zürich. Schließlich gehört es zur ihrer Aufgabe, „den wirtschaftlichen Bestand der einzelnen Gebietskirchen zu gewährleisten und zu deren Entwicklung beizutragen“. So sehen es die NAKI-Statuten in Artikel 2.3 vor.
Weltwirtschaftsforum nennt Risiken
Grundlage für solche Überlegungen der Kirche sind weltlicher Natur im doppelten Sinne: Die weltweit aktive Gemeinschaft muss globale Risiken im Blick haben. Und greift dabei auf professionelle Grundlagen zurück: Der „Global Risks Report 2016“, an dem 750 Experten und Entscheider aus Politik und Wirtschaft für das Weltwirtschaftsforum mitgearbeitet haben.
Als die fünf größten Risiken für die nahe Zukunft – für die kommenden 18 Monate – sieht der Bericht die weltweiten Flüchtlingsströme, den Zusammenbruch von Staaten, zwischenstaatliche Konflikte, Arbeitslosigkeit und das Scheitern von nationalen Regierungen. Langfristig – in den nächsten zehn Jahren – erwachsen dem Report zu Folge die größten Gefahren aus Wassermangel, Klimawandel, extremen Wetterlagen, Nahrungsmittelkrisen und sozialer Instabilität.
Soziale Entwicklungen mit Folgen
Was bedeutet das konkret für die Kirche? Die Folgen können im Ernstfall weitreichend sein: Das reicht von der Beschlagnahme von Kirchenkonten über die Zerstörung von Kirchengebäuden in kriegerischen Auseinandersetzungen bis hin zu Verboten von Religionsgemeinschaften.
Mit im Blick sind dabei auch soziale Entwicklungen, wie der demografische Wandel, die zunehmende Überalterung der Gesellschaft in den westlichen Nationen, die nachlassende Bereitschaft sich – langfristig – im Ehrenamt zu engagieren sowie die wachsende Überforderung von Verantwortungsträgern („Burnout“) in vielen Lebensbereichen.
Ora et labora – Beten und Arbeiten
Wie kann sich die internationale Kirche gegen negative Folgen schützen? „Ora et labora“ („Beten und Arbeiten“) – denn Beten alleine hilft nicht. Und Arbeiten in diesem Zusammenhang heißt kurz gesagt: Wirtschaftlich handeln und zusammenhalten. Zum wirtschaftlichen Handeln gehört nicht nur, darauf aufzupassen, dass man nicht mehr ausgibt, als man einnimmt. Vielmehr geht es auch darum, finanzielle Vorsorge für schwierige Zeiten zu treffen. Beides hat das vor zwei Jahren gegründete Finanzkomitee im globalen Blick.
Der Zusammenhalt, das Solidaritätsprinzip, ist nicht nur im Glauben fest verankert, sondern auch in den kirchlichen Statuten. Und so erfahren Gebietskirchen nicht nur Unterstützung von NAKI, sondern auch von anderen Gebietskirchen. Das reicht vom laufenden Geschäft bis hin zu Investitionen. Kein Wunder also, dass Kirchensprecher Peter Johanning zu dem Ergebnis kommt: „Wir sehen uns für die relevanten Risiken derzeit gut aufgestellt.“