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Ein Schwabe, der die Welt eroberte

05 05 2025

Author: Peter Johanning

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Es gibt Menschen, an die man sich auch nach Jahren noch gern erinnert. Einer von ihnen ist Karl Kühnle, der heute vor 50 Jahren zum Bezirksapostel ordiniert wurde – und es 20 Jahre lang blieb. 

Damals sah die Neuapostolische Kirche in seiner Heimat noch etwas anders aus. Die heutige Gebietskirche Süddeutschland gab es noch nicht. Karl Kühnle war 1968 zum Apostel im Apostelbezirk Württemberg – so hieß die Kirche damals – ordiniert worden. Baden und Bayern waren noch eigenständige Gebietskirchen.

Etappen auf dem Weg

Schon seit Anfang der 1950er-Jahre war Karl Kühnle in der Neuapostolischen Kirche engagiert: zunächst als Diakon, 1951 als Priester, 1952 als Hirte,1953 als Bezirksevangelist. 1966 folgte das Bischofsamt und zwei Jahre später die Apostelrufung. 

Dann kam der 4. Mai 1975: Der feierliche Gottesdienst auf dem Killesberg in Stuttgart wurde von Stammapostel Ernst Streckeisen geleitet. Viele Apostel aus Europa und darüber hinaus begleiteten ihn. Karl Kühnle empfing das Amt des Bezirksapostels für den Apostelbezirk Stuttgart und damit die Beauftragung, die neuapostolischen Gemeinden in Württemberg zu leiten.

Das sollte sich bald ausdehnen: Im Januar 1980 wurde ihm zusätzlich die Leitung der Neuapostolischen Kirche der Schweiz, Österreich, Italien, Spanien und osteuropäischer Länder anvertraut. Das ging ein Jahr so: 1981 gab es für ihn einen Nachfolger als Bezirksapostel in der Schweiz, ein gewisser Richard Fehr – der spätere Stammapostel.

Internationale Verantwortung

1982 wurde Bezirksapostel Kühnle dann auch als Bezirksapostel für die neuapostolischen Gemeinden in Bayern beauftragt. Mit Beginn der Missionstätigkeit der Neuapostolischen Kirche in den westafrikanischen Ländern Sierra Leone, Guinea, Äquatorialguinea, Niger, Somalia, Dschibuti, Mayotte, Kamerun sowie ab 1990 in der Ukraine, in Jugoslawien, Äthiopien, Seychellen, Ceuta, Melilla, Gibraltar, Serbien, Eritrea, Marokko und Liberia dehnte sich sein Verantwortungsgebiet derart aus, dass man getrost von einer globalen Bezirksaposteltätigkeit sprechen konnte. In rund 20 Ländern war er zuständig.

Scherzhaft heißt es, dass er ein Schwabe gewesen sei, der auszog, um seinen Glauben nach Afrika, Osteuropa und auf die arabische Halbinsel zu bringen. Bei all den damit verbundenen Strapazen hat ihm sein hintergründiger Humor geholfen. Immer hatte er „einen Spruch auf den Lippen“, mal ernst, meist fröhlich und weise lächelnd. Auch dieses Erbe hat er – mit Verlaub gesagt – an seine beiden Söhne Werner und Volker weitergegeben.

Dank im Ruhestand

20 Jahre später, am 10. Dezember 1995, ergriff Bezirksapostel Karl Kühnle anlässlich seiner Ruhesetzung in Nürtingen ein letztes Mal das Wort. Er beendete seine Predigt mit einem Dank an die Glaubensgeschwister, die „eine Gravur der Liebe“ in seinem Herzen hinterlassen hätten. Zusammen mit seiner Frau gehörte Karl Kühnle im Ruhestand zur Gemeinde Stuttgart-Sillenbuch. Im November 1998 erhielt das Ehepaar durch Stammapostel Richard Fehr den Segen zur Goldenen Hochzeit. Acht Jahre Ruhestand waren ihnen vergönnt. 

Am 7. Dezember 2003, im Alter von 80 Jahren, verstarb Bezirksapostel Karl Kühnle. Stammapostel Fehr hielt die Trauerfeier in der Gemeinde Fellbach. In seiner Predigt würdigte er den verstorbenen Bezirksapostel als einen freudigen Bekenner: „Bezirksapostel Karl Kühnle war ein begnadeter Prediger des Evangeliums, deshalb leben seine Gottesdienste weiter – und ihre Wirkung bleibt.“

Eine Info zum Schluss

Was vielleicht nicht jeder weiß: Auf Wunsch von Bezirksapostel Karl Kühnle werden ab 1985 spezielle glutenfreie Hostien für Zöliakie-Erkrankte für die Abendmahlsfeiern in der Neuapostolischen Kirche hergestellt.

05 05 2025

Author: Peter Johanning

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