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Rettung reicht nicht

03 07 2025

Author: Oliver Rütten

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Heil ist mehr als Entrinnen vor dem Leid – Stammapostel Schneider fordert eine aktive Vorbereitung auf die Wiederkunft Christi und warnt vor Rückzug, Selbsttäuschung und geistlichem Minimalismus.

In der Sondernummer 03/2021 der Leitgedanken richtete sich Stammapostel Jean-Luc Schneider an alle geistlichen Amtsträgerinnen und Amtsträger der Neuapostolischen Kirche; Thema der Schrift ist „Verständnis von Heil und Erlösung“.

Jesus Christus habe die Kirche gegründet, „um den Menschen das volle Heil zugänglich zu machen“. Der Begriff „Heil“ sei dabei vielschichtig – gemeint seien etwa Errettung, Befreiung, Vergebung oder Erlösung. Die Bibel verwende das Wort in verschiedenen Bedeutungen, abhängig vom jeweiligen Zusammenhang.

Dieses breite Verständnis sei auch in der Geschichte der Kirche sichtbar: „Je nach Zeit und Ort betonten sie den Aspekt des Heils, der ihren Erwartungen am besten entsprach.“ Für Stammapostel Schneider ist dabei entscheidend, dass das Reden vom Heil sich stets am Evangelium orientiert und „den Willen und das Wirken Jesu Christi“ in den Mittelpunkt stellt.

Heil als Bewahrung vor Leiden

In der neuapostolischen Theologie wird Heil oft in Zusammenhang mit der Wiederkunft Christi gedacht. Diese Sichtweise sei verständlich, schreibt der Stammapostel, insbesondere angesichts von Leid, Krankheit und Angst. „Der Herr kommt wieder, um uns aus Leiden zu befreien; er wird uns vor der großen Trübsal bewahren.“

Allerdings sei diese Deutung nicht vollständig, wenn sie losgelöst vom Gesamtauftrag Christi betrachtet werde. Wird Heil ausschließlich als Befreiung von der Welt verstanden, könne dies zu Rückzug und Passivität führen. „Das Leben auf Erden wird negativ dargestellt – die Erde ist nichts als ein Ort der Leiden, dem es so schnell wie möglich zu entfliehen gilt.“ Eine solche Haltung übersehe, dass Nachfolge Jesu auch Verantwortung für das Diesseits einschließt.

Ewiges Leben als Ziel

Das Ziel des Heils ist für Stammapostel Schneider nicht nur die Errettung aus Not, sondern die Teilhabe am Leben Gottes. „Ewiges Leben ist viel mehr als Unsterblichkeit.“ Es bedeute Gemeinschaft mit dem dreieinigen Gott – eine Gemeinschaft, die nicht erst im Jenseits beginnt, sondern im Hier und Jetzt vorbereitet wird.

Glaube, Wiedergeburt aus Wasser und Geist sowie das würdige Empfangen der Sakramente seien wesentliche Voraussetzungen. Doch auch diese genügten nicht allein. „Der Empfang der Sakramente gibt uns die Möglichkeit, in die ewige Gemeinschaft mit Gott zu gelangen; er garantiert uns aber nicht automatisch den endgültigen Zugang.“ Die Voraussetzung sei Heiligung, also eine kontinuierliche innere Wandlung durch das Wirken des Heiligen Geistes. „Der Heilige Geist reinigt uns, gibt uns die Kraft, der Sünde zu widerstehen, und lehrt uns, dem zu entsagen, was uns von Gott trennt.“

Liebe zu Gott und Menschen

Heil ist immer auch Beziehung. Für Stammapostel Schneider ist das göttliche Leben untrennbar mit Liebe verbunden: „Das Wesen des göttlichen Lebens ist Liebe.“ Wer diese Liebe empfangen und weitergeben will, muss sich sowohl Gott als auch dem Mitmenschen zuwenden.

„Jesus legt auf die Nächstenliebe genauso viel Wert wie auf die Liebe zu Gott.“ Darum ist christliche Gemeinschaft bereits Teil der Vorbereitung auf das Heil. Sie hilft, Schwächen zu tragen, Versöhnung zu suchen und Vertrauen zu stärken. „Diese Vorbereitung macht nur Sinn, wenn sie in der Versammlung derer stattfindet, die die ewige Gemeinschaft mit Gott anstreben.“

Gottesdienst als Trainingsfeld

Eine zentrale Rolle in dieser Vorbereitung spielt der Gottesdienst. Dort wird Gemeinschaft mit Gott und untereinander gelebt und eingeübt. „Die Teilnahme am Gottesdienst bereitet den Gläubigen auch darauf vor, in der Gemeinschaft der Heiligen im Reich Gottes zu leben.“

Das Gebet, die Predigt, die Freisprache und das Heilige Abendmahl seien dabei nicht nur ritualisierte Handlungen, sondern geistliche Trainingsfelder. Besonders das Abendmahl verdeutliche, dass Gott alle gleich liebt und annimmt: „Der Herr heißt alle anderen auf die gleiche Weise willkommen, […] und gibt ihnen genau dasselbe, was er uns gibt.“

Auch durch Mitarbeit in der Gemeinde werde das Miteinander gestärkt. „Diese Zusammenarbeit ist auch eine hervorragende Möglichkeit, Zusammenleben zu lernen.“

Fazit

Im letzten Teil der Sondernummer warnt Stammapostel Schneider davor, das Heilsverständnis auf die digitale Teilnahme am Glaubensleben zu reduzieren. Gottesdienste im Internet könnten viel ermöglichen, aber nicht alles ersetzen.

„Die Teilnahme am Gottesdienst ist ein wesentlicher Bestandteil unserer Vorbereitung auf die Wiederkunft Jesu.“ Wer sich ohne zwingenden Grund dauerhaft dem Gemeindeleben entziehe, riskiere den Anschluss an die Glaubensgemeinschaft – und damit auch die Vorbereitung auf das Heil.

Kritisch bewertet der Stammapostel die Vorstellung, das Heilige Abendmahl sei unabhängig vom kirchlichen Rahmen gleich wirksam. Eine solche Praxis könne „nicht die gleiche heilsbringende Wirkung haben“ wie der sakramentale Empfang in der Gemeinde unter einem dazu bevollmächtigten Amtsträger.

03 07 2025

Author: Oliver Rütten

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