Abschied von „Unsere Familie“

Mit dem Jahr 2023 geht eine Epoche zu Ende: Nach ziemlich genau 90 Jahren stellt der Bischoff Verlag die Zeitschrift „Unsere Familie“ ein – der Gang durch die Geschichte des mit Abstand traditionsreichsten Kirchenmediums.

Alles begann mit einer Pleite: „Rundfunk-Zeitung“ nannte sich das Blatt, das ein hessischer Verleger bei einem gewissen Friedrich Bischoff in Frankfurt (Deutschland) drucken ließ. Doch der Publizist war finanziell klamm und konnte seine Rechnungen nicht mehr begleichen. Am Ende bezahlte er, indem er das Magazin samt Redaktion übertrug.

Friedrich Bischoff, seines Zeichen Sohn von Stammapostel Johann Gottfried Bischoff, produzierte im Auftrag der Neuapostolischen Kirche bereits die sogenannten kleinen Zeitschriften: Wächterstimme, Amtsblatt und Jugendfreund mit einer Gesamtauflage von 60.000 Exemplaren. Mit der Übernahme der „Rundfunk-Zeitung“ hatte er nun die Möglichkeit, ein eigenes Blatt aufzubauen.

Rezepte, Witze und Werbung

„Unsere Familie“ hieß das Heft, das zum 17. Dezember 1933 mit einer Auflage von fast 33.000 Stück an den Start ging. Da war es nicht die hochseriöse Kirchenzeitschrift der späteren Jahre, sondern eine Illustrierte, die neben glaubensstärkenden Inhalten auch Kochrezepte, eine Witze-Ecke und jede Menge Werbe-Annoncen bot.

Dem Blatt war zunächst kein langes Leben beschieden. Denn mitten im Zweiten Weltkrieg beschlagnahmten die Behörden alles Papier, um Lebensmittelkarten zu drucken. Mitte 1941 musste die Herstellung sämtlicher Kirchenprodukte beendet werden.

Weltweit auf dem Laufenden

Der Neustart folgte 1947. Und die Entwicklung nahm Fahrt auf: 1955 brachte der Verlag Friedrich Bischoff erstmals eine englische Ausgabe heraus – in Fortsetzung der „Our Familiy“ aus Südafrika. Bald folgten weitere Sprachen, spätestens als Stammapostel Ernst Streckeisen die Internationalisierung der Neuapostolischen Kirche vorantrieb.

Unter seinem Nachfolger Hans Urwyler wurde die weltweite Redaktionsarbeit zentralisiert und professionalisiert. Er ließ die „kleinen Zeitschriften“ in die große „Unsere Familie“ integrieren. Und er führte den „Gleichtakt“ ein: Alle Inhalte sollten in alle Sprachen gleichzeitig veröffentlicht werden.

Rund um 1990 erreichte „Unsere Familie“ ihren Zenit: Die offizielle Zeitschrift erschien in Vollausgaben oder Kurzversionen in 22 Sprachen und in einer Gesamtauflage von rund 270.000 Exemplaren.

Aus zwei macht eins

In den nächsten ein bis zwei Jahrzehnten hinterließ die Mitgliederentwicklung in Europa deutliche Spuren für die Bezahl-Zeitschrift: Allein die deutsche Auflage halbierte sich.

Ein weiterer großer Einschnitt kam 2015, als die Neuapostolische Kirche International ihre Kommunikation neu aufstellte und das Mitgliedermagazin „community“ herausbrachte: Fast alle internationalen Ausgaben wurden eingestellt – allen voran die Schwergewichte Englisch, Spanisch und Französisch.

Und jetzt – in diesen Tagen – geht auch die letzte deutsch Ausgabe an die Abonnenten. Denn: „Unsere Familie“ und ihre inhaltlich wie chronologisch jüngere Schwester „spirit“ werden mit Jahresbeginn 2024 durch eine neue deutschsprachige Zeitschrift ersetzt.

Zeit und Kosten sparen

Warum? „Zum einen erreichten uns in der Vergangenheit vermehrt Stimmen, dass für berufstätige Abonnentinnen und Abonnenten zwei Ausgaben pro Monat zu viel sind“, erläutert der Verlag. Und: „Darüber hinaus sehen wir angesichts des Auflagenrückgangs die Notwendigkeit, Material- und Vertriebskosten zu reduzieren.“

Das neue Magazin soll zwölfmal im Jahr mit einem Umfang von 84 Seiten erscheinen sowie vertraute und beliebte Inhalte erhalten. Das Heft sollte ursprünglich „Wir“ heißen. So hatte es sich eine Umfrage-Mehrheit gewünscht. Dann taten sich allerdings rechtliche Probleme auf, so dass der Titel nun „neuapostolisch“ lautet.

„Es steht jetzt drauf, was auch drinsteht“, sieht es der Verlag ganz positiv. Ähnlich hat es Stammapostel Bischoff schon im Vorwort der allerersten „Unsere Familie“ formuliert: „Möge sie das halten, was der Titel verspricht.“

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Andreas Rother
27.12.2023
Medien