Verlässlich auch in schweren Zeiten

Heute wäre er 80 Jahre alt geworden: Bezirksapostel Alfons Tansahtikno leistete in seinem Bezirksapostelbereich Indonesien viel Gutes und konnte trotz Schwierigkeiten den Glauben in dem Land weiter ausbreiten.

Alfons Tansahtikno und Waty treten am 7. April 1969 vor den Traualtar. Das Bibelwort wird für die beiden ein fester Vorsatz: „Alles, was der Herr geredet hat, wollen wir tun“ (2. Mose 19,8). Am selben Abend ziehen die beiden von Bandung nach Tasikmalaya auf Wunsch des Bezirksapostels Hendra Tansahsami, der Vater des Bräutigams.

Alfons Tansahtikno kam am 25. Januar 1944 in Surabaya in Ostjava (heute Indonesien) auf die Welt. Seine Eltern waren neuapostolisch und erzogen ihre fünf Kinder in diesem Glauben. Auf Wunsch von Apostel Gradus Faassen zog die ganze Familie – als Alfons vier Jahre alt war – ins rund 570 Kilometer entfernte Bandung. Dort wurde Alfons Tansahtikno konfirmiert – und zwar von seinem Vater, der inzwischen Bezirksapostel für Indonesien war. Er war es auch, der seinem Sohn am 24. Oktober 1965 das Diakonenamt übertrug.

In den Armen Jesu

Zu der Zeit war die politische Lage in Indonesien angespannt. Nach einem Putschversuch wurden Kommunisten getötet. Junge Menschen demonstrierten gegen die Regierung. Alfons Tansahtikno, der an der Textilakademie in Bandung studierte, berichtet von einem Erleben im Zusammenhang mit den Demonstrationen: „Es war an einem Samstagnachmittag, als ich mich anschickte, nach Tasikmalaya zu gehen. Dieser Ort ist etwa 120 Kilometer von Bandung entfernt und ich wollte dort meinem Priester bei der Gründung einer neuen Gemeinde helfen.“ Er ist zusammen mit seinem Bruder in einem Auto der Kirche unterwegs, als eine Gruppe Jugendlicher ihnen das Auto abnehmen will. Alfons wehrt sich und sie verprügeln ihn. Sein Bruder holt Hilfe, während Alfons Tansahtikno eingesperrt wird.

Allein in dem Zimmer merkt der junge Diakon, dass es ihm trotz der Prügel gut geht. „Ich fühlte mich ganz geborgen und friedsam, es war, als ob mich ein unsichtbarer Panzer umhüllte, und mir wurde auf einmal bewusst, dass ich ein neues Lied summte, das ich erst vor Kurzem von meinem Vater gelernt hatte. Es heißt: ‚Safe in the Arms of Jesus!‘ (O in den Armen Jesu). Ich fühlte mich wirklich geborgen in den Armen Jesu, die mich schützten.“

Alfons Tansahtikno wird befreit, aber das Auto ist weg und seine Angreifer können nicht zur Rechenschaft gezogen werden. Der junge Diakon schafft es damals, seine Rachegedanken zu überwinden: „Ich bin dann auch in mich gegangen und habe diesem Anführer alles, was er mir angetan hatte, vergeben. Ja, ich bete für seine Seele, damit ihm in jener Welt geholfen werde und er zur Erkenntnis der Wahrheit kommen möge.“

Plötzlich in der Verantwortung

„Gerne wäre ich Arzt geworden“, schreibt Alfons Tansahtikno später in seinem Lebenslauf. Doch Gott hatte andere Pläne: Einen Tag nach seinem 25. Geburtstag wurde er Priester und nach der Hochzeit wird er Vorsteher der neu gegründeten Gemeinde in Tasikmalaya. Dort findet er auch eine Anstellung als Kaufmann und Bauaufseher. 1973 wird er wieder nach Bandung geschickt, um in der Verwaltung der Neuapostolischen Kirche Indonesien mitzuarbeiten. An seinem 33. Geburtstag bekommt Alfons Tansahtikno den Auftrag, als Bezirksältester zu wirken und Stammapostel Hans Urwyler setzt ihn am 31. Mai 1982 zum Bischof ein.

Unerwartet verstarb nach kurzer Krankheit am 25. Juli 1985 sein Vater und Bezirksapostel Hendra Tansahsami. Doch viel Zeit zum Trauern hat Alfons Tansahtikno nicht. Am 31. Juli betraut ihn der damalige Bezirksapostel Richard Fehr im Auftrag des Stammapostels noch im Trostgottesdienst mit dem Apostelamt und beauftragt ihn danach, als Bezirksapostel für Indonesien zu dienen.

Ausbau nach dem Aufbau

Als jüngster Bezirksapostel macht er sich ans Werk, auszubauen, was sein Vater aufgebaut hat: Alfons Tansahtikno verdoppelt die Zahl der Gemeinden in seiner Amtszeit, führt Kirchenbücher in seinen Gemeinden ein und lässt dauerhafte und solide Kirchengebäude errichten. Außerdem wird ein neues Gesangbuch eingeführt. Er fördert Musik, nationale Jugendtage und Fortbildungen für Geistliche und Lehrkräfte.

Das alles in einer Zeit, die für Christen in Indonesien nicht einfach ist: In seinen Artikeln, die er damals für die Kalender der Zeitschrift „Unsere Familie“ schreibt, berichtet er von interreligiösen Konflikten, bei denen auch viele Kirchengebäude der Neuapostolischen Kirche zerstört werden. Außerdem machen es Naturkatastrophen und Armut den Glaubensgeschwistern schwer.

Platz in der Gesellschaft

Gesundheitlich ging es dem Bezirksapostel ab 2004 immer schlechter. Stammapostel Wilhelm Leber versetzte Alfons Tansahtikno am 18. Januar 2009 in den Ruhestand. Nachfolger wurde Bezirksapostel Urs Hebeisen für den neu gegründeten Bezirksapostelbereich Südostasien. Im Alter von 72 Jahren starb Alfons Tansahtikno am 18. September 2016. Er hinterließ seine Frau und vier Kinder, einer davon ist Apostel Samuel Handojo Tansahtikno.

Die Trauerfeier für Bezirksapostel Tansahtikno hielt sein Nachfolger. „Er kannte sein Land, sein Volk und wusste genau, wie die Kirche in der Gesellschaft zu positionieren ist“, sagte Urs Hebeisen. „Er konnte sehr streng sein, aber dafür hatte die Kirche auch in schwierigen Zeiten einen verlässlichen Verantwortungsträger.“

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