Von Zauberern, Seen und Vorfreude

Lange Zeit war Finnland ein weißer Fleck auf der neuapostolischen Landkarte – bis ein Apostel sich an seinen Kindheitstraum erinnerte. Heute freuen sich die finnischen Glaubensgeschwister auf den Stammapostelbesuch am Wochenende.

Götter, Geister, Zauberer – viele Jahre lang glaubten die Menschen in Finnland an diese Mythologie. Im zwölften und dreizehnten Jahrhundert kam von Schweden aus der christliche Glaube ins Land. In der Stadt Turku war die Christianisierung dann 1276 formell abgeschlossen. Turku, die einstige Hauptstadt Finnlands und älteste Stadt des Landes, spielte auch bei der Entwicklung der finnischen Schriftsprache eine Rolle: Um 1548 übersetzte Bischof Mikael Agricola von Turku die Bibel und legte damit den Grundstein für die finnische Schriftsprache. Und Turku war auch die Stadt, in der 1980 die erste neuapostolische Gemeinde gegründet wurde.

Vom Kindheitstraum zum Missionsauftrag

Die Mitternachtssonne, die vielen Seen und die weiten Wälder – der deutsche Apostel Günter Knobloch hatte schon in seiner Kindheit von Finnland geträumt. Und deshalb sprach er irgendwann mit seinem Bezirksapostel Karl Weinmann, ob er denn dort hingehen könne.

Finnland war noch ein weißer Fleck auf der neuapostolischen Landkarte und Bezirksapostel Weinmann dafür zuständig. Also schickte er Apostel Knobloch und den Bezirksältesten Andrich im Sommer 1975 nach Finnland. Auf einmal schienen die Amtsträger nach Finnland gerufen zu werden, Bezirksapostel Weinmann bekam plötzlich Post mit Adressen von Finnen, die an der Neuapostolischen Kirche interessiert sein könnten. Wie zum Beispiel von der finnischen Studentin in Dortmund (Deutschland), die neuapostolisch geworden war und jetzt anfragte, ob ein Geistlicher einmal ihre Familie in Finnland besuchen könne.

Diese Adressen klapperten die Geistlichen ab. Mal wurden sie freundlich empfangen und wurden bei anregenden Gesprächen verköstigt, mal schlug man ihnen die Tür vor der Nase zu. Die Geistlichen ließen sich nicht beirren, auch nicht von der fremden Sprache, die sie fleißig von einer Glaubensschwester lernten, die aus Finnland kam und in Deutschland neuapostolisch geworden war.

Die Saat geht auf

Am 7. September 1975 feierte man den ersten Gottesdienst des Landes, in Helsinki. Tuula Miettinen, eine finnische Studentin mit einem neuapostolischen Freund aus Deutschland, war die erste Finnin, die aufgenommen wurde. Das Sakrament zur Heiligen Versiegelung spendete ihr Apostel Knobloch am 26. September 1976 in Turku.

Ende der 1980er Jahre zog der Evangelist Helmuth Kornblum auf Wunsch seines Bezirksapostels mit seiner Familie von Hamburg nach Turku, um von dort aus die Glaubensgeschwister in Finnland zu betreuen.

Von Afrika nach Finnland

Die über fünf Millionen Einwohner Finnlands leben hauptsächlich in den Städten im Süden des Landes, ansonsten ist das Land eher dünn besiedelt und bietet dafür zahlreichen Wildtieren Lebensraum. Und mit 86 Prozent bewaldeter Landfläche ist Finnland das waldreichste Land Europas.

In den letzten Jahren nahm Finnland auch viele Menschen auf, die aus unterschiedlichsten Gründen aus ihrer Heimat fliehen mussten. Seit dem Angriff auf die Ukraine waren es hauptsächlich Ukrainer und Russen, die dem Krieg entkommen wollen. Jahrelang waren unter den Einwandern häufig Menschen aus Somalia, auch 2022 standen sie an vierter Stelle in der Einwanderungsstatistik. Aus anderen afrikanischen Ländern wie Nigeria, Marokko, Demokratische Republik Kongo und Kenia kamen ebenfalls viele Menschen in das Land.

Den neuapostolischen Gemeinden verschafft das Zulauf: „Bis heute kamen nach und nach um die 200 Glaubensgeschwister aus afrikanischen Gebieten als Flüchtlinge nach Finnland und fanden hier eine neue Heimat“, berichtet Thorsten Beutz, der für das Land verantwortliche Bischof. „Aufgrund dieses Wachstums konnten in den letzten Jahren wieder neue Gemeinden gegründet werden. Neben der alteingesessenen Gemeinde Turku, die über ein schmuckes kleines Kirchengebäude verfügt, existieren heute weitere Gemeinden in Klaukkala, Jyväskylä, Mikkeli, Vaasa und Nykarleby.“

Vorfreude auf den Stammapostel

Besonders freut sich der Bischof über zwei Priester, die ihn und Apostel David Heynes im Land unterstützen. Aus Dänemark und Norwegen kommt weitere priesterliche Unterstützung.

Nun freuen sich die finnischen Glaubensgeschwister auf den Besuch des Stammapostels. Bischof Thorsten Beutz erzählt: „Mit großem Eifer proben Sängerinnen und Sänger aus den verschiedenen Gemeinden bereits seit einigen Monaten ein für den Festgottesdienst unseres Stammapostels vorgesehenes Musikprogramm ein. Die Vorfreude auf die Begegnung ist allerorten sehr groß und es werden weite Wege auf sich genommen, um daran teilnehmen zu können.“

Artikel-Infos

Autor:
Datum:
Schlagworte:

Katrin Löwen
07.07.2023
Finnland, Gemeindeleben, Persönlichkeiten