Wenn Gott zu den Menschen kommt

Die Bilder von drei Königen im Stall sind eigentlich unbiblisch: Maria ist längst mit ihrem Kind in einem Haus untergekommen. Die Legendenbildung hat viel mit der Geschichte gemacht. Doch gefeiert wird an Epiphanias heute noch: Gott hat sich in Matthäus 2,1-12 in Jesus offenbart.

Zwölf Verse hat die Geschichte in der Bibel: Plötzlich kommen „Weise aus dem Morgenland“ (Vers 1) nach Jerusalem und suchen den „König der Juden“ (Vers 2). Sie fragen den Falschen – König Herodes erschrickt (Vers 3) und lässt seine Schriftgelehrten zusammenkommen, die ihm auch auslegen, was in den jüdischen Schriften über einen Messias steht. „Heimlich“ (Vers 7) schickt Herodes die Weisen nach Bethlehem als Spione für ihn. Der Stern geht „vor ihnen her“ (Vers 9) und geleitet sie bis an den Ort, wo Jesus ist. „Hocherfreut“ (Vers 10) nach der Enttäuschung in Jerusalem gehen die Sterndeuter in das „Haus“ (Vers 11), wo sie vor Jesus niederknieen und mit der Stirn die Erde berühren – Eine Huldigung, wie sie sonst nur einem König zukommt. Sie haben Geschenke dabei: „Gold, Weihrauch und Myrrhe“ (Vers 11). Und Gott schickt sie „über einen anderen Weg“ (Vers 12) zurück in ihr Herkunftsland, um Jesus vor Herodes´ Blutbad zu schützen.

Wie es drei Könige wurden

Wie konnte aus den Weisen unbestimmter Zahl drei Könige werden? Nun, zunächst schwankte die Zahl stark. Schließlich legte Origenes im dritten Jahrhundert die Dreizahl fest. Ein wichtiges Indiz dafür sah man darin, dass es drei Geschenke waren. Und da die Geschenke Gold, Weihrauch und Myrrhe sehr kostbar sind, ging man davon aus, dass ihre Überbringer auch von königlichem Geschlecht sein mussten.

Bald bekamen die drei Könige auch Namen: In der syrischen Tradition hießen sie Larvandad, Gushnasaph und Hormisdas. In der armenischen Tradition sind es zwei Könige, die Kagba und Badadilma heißen. In Äthiopien gibt es zwei Traditionen, einmal mit Tanisuram, Mika und Sisisba und einmal mit Awnison, Libtar und Kasäd. Im westlichen Brauchtum war zuerst die Segensformel „Christus mansionem benedicat“ (Christus segne dieses Haus) da und dann die Namen: Aus C, M und B leiteten sich die Namen Caspar, Melchior und Balthasar ab.

Die Könige bekommen immer mehr Profil

In der Legendenbildung bekamen die Weisen nicht nur einen Namen, sondern auch ein ungefähres Alter und Nationalitäten. Sie symbolisieren die Lebensalter der Menschen: Einer war sehr jung, ein anderer im mittleren Alter und der dritte ein Greis. Im achten Jahrhundert wurden sie den drei Völkerfamilien von Sem, Ham und Japhet zugeordnet. Und im zwölften Jahrhundert legte man für jeden der drei Männer einen Ursprungskontinent fest: Afrika, Europa und Asien, denn das waren damals die drei bekannten Kontinente.

Was die Geschenke sagen

Gold ist ein wertvolles Metall. Weihrauch ist ein Harz der Bäume und Sträucher der Gattung Boswellia und wird als Parfüm und Räuchermittel im Opferdienst verwendet. Myrrhe ist ebenfalls ein Harz des Myrrhebaums, der auch als Heilpflanze dient. Sie wird ebenfalls als Parfüm verwendet, schmeckt aber bitter und kommt auch bei der Einbalsamierung von Leichen zum Einsatz.

Schon Origenes sah in der bitteren Myrrhe den bitteren Tod. Positiv betrachtet könnte man aber sagen, dass die Heilpflanze dafür steht, dass Jesus der Heiland ist, der den Menschen das Heil bringt. Gold spielt auf die Königswürde Jesu an: Er ist der wahrhaftige Herrscher. Und der bei Opferdiensten verwendete Weihrauch ist ein Hinweis auf das Hohepriestertum Jesu Christi und führt die Menschen nach Origenes die Gottheit Jesu vor Augen. Schon Jesaja verwendet in seiner Prophezeiung Gold und Weihrauch (Jesaja 60,5.6) und in Psalm 72,15 liest man auch von Gold als ein typisches Geschenk für Könige.

Für alle gekommen

Das griechische Wort Epiphanias bedeutet „Erscheinung“. Gott ist durch seinen Sohn den Menschen erschienen. Und zwar nicht nur den Juden, sondern den Menschen aus aller Welt. Die weisen Männer sind keine Juden, also mit damaligen Worten Heiden. Dass das etwas völlig Neues und Überraschendes ist, zeigt auch das Wort „Siehe“ am Anfang der Geschichte. Die Begebenheit kündigt also an, dass Jesus für alle Menschen erschienen ist, und was den Gottessohn von da an erwartet: Viele Juden weisen ihn zurück, während Gottes Königsherrschaft sich für alle Völker öffnet.

Gefeiert wird also an den Heiligen Drei Königen oder für die, die es nicht so mit Heiligen haben, Epiphanias, das Erscheinen Gottes für alle Menschen. Christus bringt das Heil für alle Menschen, unabhängig ihrer Hautfarbe, Herkunft und Vergangenheit. Wer Jesus sucht, der soll ihn auch finden. Es ist eine Einladung an alle, Gott im menschgewordenen Jesus zu huldigen und ihm nachzufolgen.


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