Leitplanken auf dem Weg zur Predigt

Die meistgelesene und meistgehörte Publikation den Neuapostolischen Kirchen: Um die „Leitgedanken zum Gottesdienst“ ging es jetzt bei Workshops auf zwei Kontinenten – ein Blick über die Schulter auf Planungs- und Grundlagenarbeiten.

Die „Leitgedanken“ sind keine Vorlage für eine Predigt, sondern die Grundlage dafür: Die einzelnen Beiträge widmen sich einem Thema und legen dabei die verpflichtend vorgegebenen Bibelstellen aus. Das ist dann der Startpunkt für die Dienstleiter, Gedanken für eine Predigt zu erarbeiten, die ihrer jeweiligen Gemeinde entsprechen.

Apostel schreiben

Geschrieben werden „Leitgedanken“ von Aposteln auf Basis von Themenreihen, die deutlich mehr als ein Jahr im Voraus geplant sind. Meilensteine in diesem Prozess sind die jährlichen Autoren-Workshops: Die englischsprachige Gruppe mit Teilnehmern aus Afrika, Amerika und Asien hat sich dieses Jahr Anfang September in Waterloo (Kanada) getroffen. Und das deutschsprachige Team hat Mitte Oktober im Hamburg (Deutschland) getagt.

In Kanada standen zunächst laufende Arbeiten auf der Tagesordnung: die Besprechung von einzelnen Beiträgen. Breiten Raum nahmen – auch in Deutschland – die Planungen für die kommenden Jahre ein: Dabei wurden die Themenreihen für die Gemeindegottesdienste im Jahr 2024 vorgestellt. Außerdem ging es um die Themen für die Jugendgottesdienste im Jahr 2025.

Zwei Begriffe, viele Bedeutungen

Auch Grundlagenarbeiten sind regelmäßig ein Kernelement dieser Workshops – und zwar in Form von theologischen Seminaren. In der Fortbildung standen dieses Mal die Themen „Evangelium“ und „Freier Wille“ im Mittelpunkt.

Der Vortrag zum „Evangelium“ drehte sich um das Verständnis des Begriffes in der antiken Alltagswelt, in den Evangelien der Bibel und in den Apostelbriefen. Demnach bedeute „Evangelium“ nicht nur Inhalt der Lehre Christi, sondern auch deren Verkündigung, nicht nur die Predigt Jesu, sondern auch sein Handeln und nicht nur das Erdenleben Christi, sondern auch sein künftiges Heilshandeln.

Unter „Willensfreiheit“ verstehe man im Allgemeinen die Selbstbestimmung des Menschen, sich Ziele und den Weg dorthin auszusuchen. Der Vortrag darüber beleuchtete diverse philosophische, psychologische und biblische Ansätze sowie die theologische Sichtweise: Demnach ist der freie Wille ein Geschenk Gottes, das nicht unabhängig von ihm – und etwa als bloße Eigenschaft des Menschen – betrachtet werden kann. Wenn sich der Mensch gegen Gott entscheide, dann entscheide er sich gegen sich selbst, gegen seinen Lebensgrund, seine Interessen und seine Freiheit.

Liturgiebuch sammelt Einzelbände

Außerhalb des üblichen Rahmens stand das geplante Liturgiebuch auf der Tagesordnung, das kommendes Jahr erscheinen soll. Es fasst die vier bestehenden Leitgedanken-Sondernummern zu einem Gesamtwerk zusammen. Die einzelnen Teile stammen aus den Jahren 2010, 2013, 2015 und 2020 und konnten somit einzelne Aspekte aus dem Katechismus (2012) sowie aus der Fortentwicklung des Amtsverständnisses (2019) bis hin zur Frauenordination (2023) noch nicht berücksichtigen. Hier wurde der letzte Feinschliff präsentiert.

Ein besonderer Augenblick war die Verabschiedung der Bezirksapostelhelfer John W. Fendt (USA) und John Sobottka (Kanada), die nach ihrer Ruhesetzung nun auch aus der Autorengruppe ausscheiden. Mit Dankbarkeit und Hochachtung blickten sie auf die Entwicklung zurück, die 2008 mit dem Übergang vom „Amtsblatt“ zu den Leitgedanken begonnen hatte.

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