Aus Brieffreunden werden Brüder

1960 schrieb ein Realschüler aus Deutschland an die UA-Shipping Line in Tokio. Elf Jahre später bildete sich die erste neuapostolische Gemeinde in Japan. Dieses Jahr feiert die Neuapostolische Kirche in Japan 50-jähriges Bestehen.

Heute gehört Japan zur Gebietskirche Westpazifik, davor gehörte das seit der Gründung der Gebietskirche Südostasien zu dieser Gebietskirche, davor zur Gebietskirche Kanada, aber begonnen hat die Geschichte in Deutschland…

Die Anfänge

Der heute im Ruhestand lebende Hirte Leonhard Krockenberger interessierte sich als Junge für Japan und die Hochseeschifffahrt. Diese Kombination führte dazu, dass der junge Glaubensbruder einen Brief an die US-Shipping Line in Tokio schrieb. Dort freute man sich über einen Brief auf Englisch, denn viele Japaner sind sehr daran interessiert, Englisch zu lernen. So wurde die Adresse weitergegeben und landete irgendwann bei Yoshiharu Yahata. Der junge Mann, der mit Schifffahrt eigentlich nichts am Hut hatte, war so erpicht darauf, Englisch zu lernen, dass er überall Menschen auf Englisch ansprach. So wurde Yahata auch Christ durch den Kontakt mit einem amerikanischen Soldaten, den er einmal im Zug angesprochen hatte. Zwischen Yahata und seinem Brieffreund in Deutschland entwickelte sich schnell ein Gespräch über den Glauben. Damals gab es in Asien nur wenig Neuapostolische. Deshalb sagte Bezirksapostel Michael Kraus gleich zu, als Leonhard Krockenberger ihm vorschlug, einen Amtsträger nach Japan zu schicken. Obwohl Yahata engagiert in seiner christlichen Gemeinde war, interessierte er sich sehr für den neuapostolischen Glauben und folgte so auch einer Einladung des Bezirksapostels nach Kanada. Dort wurden er und seine Frau Mitsugi zusammen mit einem weiteren japanischen Ehepaar 1968 versiegelt.

Drei Jahre später erhielt Yahata das Diakonenamt und bald darauf den Auftrag, der Gemeinde Tama als Vorsteher zu dienen. Er war ein begeisterter Christ, der den neuapostolischen Glauben trotz aller Widrigkeiten rasch in Japan ausbreitete, und von dort aus brachte ihn der spätere Bezirksvorsteher Herbert Pache nach Südkorea, Taiwan, Hong Kong und auf die Philippinen.

Bald wurden die zwei Kirchen in Tama und Matsuyama gebaut. Die Mittel dazu kamen auch von nicht gläubigen Menschen am Ort, die der Neuapostolischen Kirche einen Altar in Würde garantieren wollten, weil sie die Gottesdienste, zu denen sie eingeladen waren, genossen hatten.

Fakten auf Japanisch

2008 kam Yahata, der inzwischen ganz Japan als Bezirksvorsteher diente, mit 76 Jahren als der wahrscheinlich weltweit hochbetagteste aktive Bezirksvorsteher in den Ruhestand. Heute dient sein Schwiegersohn Akihiro Kadohira dem Land als Landesverantwortlicher für Japan. Unterstützt wird er von einem „internationalen“ Amtsträgerteam, drei Japaner, ein deutschstämmiger und zwei afrikanischstämmige Priester.

Freundschaft trotz Hindernissen

Obwohl die Lage politisch angespannt ist zwischen Japan und seinem Nachbarland Südkorea, haben die Glaubensgeschwister beider Länder vor der COVID-19 Pandemie viel zusammen gemacht. Bei jedem besonderen Gottesdienst in einem der beiden Länder wurden immer einige Glaubensgeschwister aus dem jeweils anderen Land eingeladen. Bei einem Besuch von Stammapostel Wilhelm Leber in Japan spielte sogar ein koreanisches Orchester auf der Straße vor dem Hotel. Damit das genehmigt wurde, musste sogar mit den Waffen der Frau gekämpft werden (Tränen im Polizeirevier). „In Japan gehen viele Dinge, von denen alle sagen, es ginge nicht, wenn Gott es möglich machen will“, resümiert Dr. Wolfgang Ade, ehemaliger Bezirksvorsteher in Japan.

Die Glaubensgeschwister von Japan und Südkorea stehen in regelmäßigem Kontakt. Die Jugendlichen vernetzen sich über Social Media und haben sogar den Jugendtag 2001 zusammen gefeiert. Von der koreanischen Halbinsel ist es mit dem Flugzeug oder Schiff nicht weit nach Japan. Und als einige Leute im falschen Bus saßen und beinahe das Schiff verpassten, war es ein Mitarbeiter des Reisebüros der Eisenbahngesellschaft, der die Tour organisiert hatte, welcher den Geschwister zur Hilfe kam. Da die Schiffartslinie auch zu der Eisenbahngeselllschaft gehörte, rief er seine Kollegen auf dem Schiff an und erklärte ihnen das Problem. Und die ließen sich erweichen und so wartete das Schiff auf die Jugendlichen, sodass alle rechtzeitig ihr Zuhause erreichen konnten.

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Katrin Löwen
14.10.2021
Asien, Japan, Gemeindeleben