Aus einem kleinen Land in die weite Welt

Kleine Gemeinde mit großer Wirkung: Auch wenn die Neuapostolische Kirche in Dänemark nur wenige Mitglieder zählt, hat dieses Land dennoch einen Bezirksapostel hervorgebracht. Und hier liegen sogar die Wurzeln der kirchlichen Arbeit für einen ganzen Subkontinent.

„Wer wird Millionär?“ – So heißt das Fernseh-Quiz, nach dessen Vorbild Stammapostel Jean-Luc Schneider bei seinem jüngsten Besuch die neuapostolischen Gegebenheiten kennen gelernt hat. Jugendliche hatten das Spiel vorbereitet. Und mit Hilfe des Publikumsjokers und viel Vorsagen gelang es tatsächlich, den Jackpot zu knacken.

Kirche beginnt mit einem Zimmermann

Die Geschichte der Neuapostolischen Kirche in Dänemark beginnt mit einem Zimmermann: Der ein Jahr zuvor versiegelte Hermann Max Ochsendorf zieht 1906 nach Højer und neun Jahre später nach Tønder. An beiden Orten finden schon bald Versammlungen statt und entstehen bis 1922 Gemeinden. In diesem Jahr wird Hermann Ochsendorf zum Priester gesetzt – bei dem ersten Besuch eines Stammapostels: Im September 1922 sind Hermann Niehaus und sein Helfer Johann Gottfried Bischoff unterwegs in dem Land.

Heute zählt Dänemark rund 440 Kirchenmitglieder in den sechs Gemeinden Brønshøj (København), Hjordkær, Horsens, Sønderborg, Tønder und Bornholm. Dazu gehören auch viele Glaubensgeschwister, die aus dem Kongo (ehemals Zaire) stammen und als Nachfahren von Flüchtlingen nun in zweiter oder dritter Generation in Dänemark leben.

Der Bezirk mit 25 Amtsträgern wird geleitet von dem Bezirksältesten Bjarne Schmidt und dem Bezirksevangelisten Peter Damgaard. Als Apostel ist Jörg Steinbrenner für das Gebiet zuständig, als Bezirksapostel Rüdiger Krause. Vor allen Dingen in der Jugendarbeit gibt es grenzübergreifende Zusammenarbeit mit deutschen Glaubensgeschwistern. Das betrifft in erster Linie das ehemals deutsche Nordschleswig, das seit der Volksabstimmung von 1920 zu Dänemark gehört.

Eine Versiegelung mit Auswirkungen

Als historisch sollte sich der Gottesdienst am 15. Dezember 1968 in der Gemeinde Tønder erweisen. Da versiegelt Bezirksapostel Karl Weinmann unter anderem eine Frau aus Indien: Angel Robinson. Sie war als Reisebegleiterin einer Touristengruppe nach Dänemark gekommen und lernte während ihres Aufenthalts die neuapostolische Gemeinde in Kopenhagen kennengelernt.

„Sie ist eine wissbegierige Frau, die Hunderte von Fragen stellt“, freute sich Bezirksapostel Weinmann seinerzeit in einem Brief an seinen kanadischen Amtskollegen Michael Kraus über das erste indische Kirchenmitglied. „Möge unser himmlischer Vater diese Aussaat segnen, sodass noch viele ihrer Landsleute den Weg zum Erlösungswerk Jesu Christi finden.“

Von Dänemark nach Indien und Australien

Tatsächlich übertrug sich die Begeisterung von Angel Robinson für ihren neuen Glauben auch auf ihre Familie, als sie wenige Monate später in ihre Heimat zurückkehrte. 1970 wurde ihr Sohn versiegelt – der spätere Apostel John Robinson, von dem es in seinem Nachruf hieß: Er „war die Tür, durch die das Werk des Herrn in Indien Eingang gefunden hat“. Heute leben Hunderttausende Kirchenmitglieder auf dem Subkontinent.

Ebenfalls seine Wurzeln in Dänemark hat auch ein gewisser Andrew H. Andersen. 1951 als erstes Kind evangelischer Eltern in Kopenhagen geboren, wanderte er mit seiner Familie 1956 nach Australien aus. Durch einen Arbeitskollegen seines Vaters lernte die Familie die Neuapostolische Kirche kennen. Und 1962 wurde Andrew Andersen versiegelt. Seit 2001 leitet er als Bezirksapostel die Gebietskirche Australien/Ozeanien.

Vor Gott und den Menschen

Ähnlich wie andere grenznahe dänische Städte gilt auch Tønder, der Ort des jüngsten Stammapostel-Besuchs als „Hochzeitsparadies“. Die Eheschließung erfordert hier weniger Formalien als in Staaten wie Deutschland, wird aber in der gesamten Europäischen Union anerkannt. So schließen dort jedes Jahr 2500 bis 3000 Paare den Bund fürs Leben. Und nur rund fünf Prozent kommen aus der Region.

Auch kirchlich hat das Heiraten in Dänemark seine Besonderheiten, wie Apostel Steinbrenner berichtet: Während im großen Nachbarland die standesamtliche Heirat die Voraussetzung für den kirchlichen Trausegen ist, können Christen in Dänemark die Ehe auch in der Kirche rechtskräftig besiegeln. Dazu müssen die priesterlichen Ämter eine staatliche Ausbildung durchlaufen und diese Berechtigung von Zeit zu Zeit erneuern. So können die Paare dann den Bund fürs Leben gleichzeitig vor Gott und den Menschen schließen.

Weiterer Bericht: NAK Norddeutschland

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