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1700 Jahre Nizäa – Das Konzil nach dem Konzil

24 04 2025

Author: Dr. Reinhard Kiefer

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Die Auseinandersetzung um die Geschöpflichkeit des Sohnes war mit dem Konzil von Nizäa noch nicht beendet. Was auf dem Konzil von Nizäa noch nicht hinreichend bedacht wurde, war das Verhältnis des Heiligen Geistes zum Vater und Sohn.

Im Jahr 381 n. Chr. berief Kaiser Theodosius I (347–395) ein allgemeines Konzil nach Konstantinopel, dem heutigen Istanbul. Von Mai bis Juli 381 n. Chr. versammelten sich dort wieder Bischöfe, die aus dem Osten des Reiches kamen. Auf diesem Konzil wurde das Bekenntnis, dass der Sohn wahrer Gott und wesenseins mit dem Vater ist, bekräftigt. Zugleich wurde nun die Stellung des Heiligen Geistes zum Vater und zum Sohn deutlich gemacht.  

Das Bekenntnis von Nizäa wurde in Konstantinopel um Aussagen zum Heiligen Geist erweitert: „Wir glauben an den Heiligen Geist, der Herr ist und lebendig macht, der aus dem Vater und dem Sohn hervorgeht“. Der Glaube an den Heiligen Geist verbindet sich mit der Aussage, dass er wie der Vater und der Sohn „Herr“ – also wahrer Gott – ist. Der Titel „Herr“ verweist auch darauf, dass er Person ist. Der Heilige Geist ist der Herr des Lebens, denn er macht lebendig. Er ist Schöpfer des neuen Seins des Menschen, schenkt ihm Leben durch die Sakramente und ist damit Grund der Neuschöpfung. 

Im Bekenntnis von Nizäa-Konstantinopel findet der Glaube an den dreieinigen Gott, den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist, seinen verbindlichen Ausdruck.   

Die ökumenische Bedeutung 

Das erweiterte Bekenntnis von Nizäa – also das Bekenntnis von Nizäa-Konstantinopel – wurde zum eigentlichen ökumenischen Bekenntnis, das Christen unterschiedlichster Tradition miteinander verbindet. Es steht dafür, dass christlicher Glaube immer mit dem Glauben an den dreieinigen Gott verbunden ist. Die Lehre von der Dreieinigkeit ist wesentlicher Prüfstein dafür, um die Christlichkeit einer Gemeinschaft beurteilen zu können.

Dementsprechend wird in der Erklärung der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen zum Nizäa-Jubiläum zum Ausdruck gebracht: „Die leitenden Motive für die Entstehung des Trinitätsdogmas sind aber auch heute noch fundamental für den christlichen Glauben, für christliche Frömmigkeit und theologische Reflexion. Deshalb ist es sachgemäß, dass der Ökumenische Rat der Kirchen in seiner Grundordnung das Bekenntnis zum dreieinigen Gott als gemeinsame Basis aller seiner Mitgliedskirchen gekennzeichnet hat.“

Die neuapostolische Sicht

Der Katechismus sagt dazu: „Die altkirchlichen Glaubensbekenntnisse gehen über das in der Heiligen Schrift Bezeugte nicht hinaus, sie fassen es vielmehr in prägnanten und verbindlichen Worten zusammen. Insofern reichen sie über die Konfessionsgrenzen hinaus und stellen — wie die Heilige Wassertaufe — ein die Christen verbindendes Glied dar. Die Neuapostolische Kirche bekennt sich zu dem in den beiden altkirchlichen Bekenntnissen formulierten Glauben an den dreieinigen Gott, an Jesus Christus als wahren Gott und wahren Menschen, an seine Geburt durch die Jungfrau Maria, an die Sendung des Heiligen Geistes, an die Kirche, die Sakramente, die Erwartung der Wiederkunft Christi und die Auferstehung der Toten“ (KNK 2.3).

Zur Trinität heißt es: „Gott hat sich selbst offenbart als Vater, als Sohn und als Heiliger Geist. So lässt sich Gott als der Dreieinige erkennen. Diese Selbstoffenbarung Gottes bildet die Grundlage der Lehre von der Dreieinigkeit (Trinität).“ Und schließlich: „Das Geheimnis der Dreieinigkeit Gottes kommt im Alten und Neuen Testament in unterschiedlicher Weise zur Sprache. Dabei findet sich aber in der Heiligen Schrift weder der Begriff noch eine Lehre von der Dreieinigkeit. Sie wurde in der frühen Kirche aufgrund biblischer Zeugnisse erkannt und formuliert“ (KNK 3.2).

Hintergrund: Das Bekenntnis im Wortlaut

Das Bekenntnis von Nizäa-Konstantinopel, das sich – neben dem Apostolikum und dem neuapostolischen Glaubensbekenntnis – auch im Katechismus der Neuapostolischen Kirche, lautet (KNK 2.2.2):

Wir glauben an den einen Gott, den Vater, den Allmächtigen, der alles geschaffen hat, Himmel und Erde, die sichtbare und die unsichtbare Welt.

Und an den einen Herrn Jesus Christus, Gottes eingeborenen Sohn, aus dem Vater geboren vor aller Zeit: Gott von Gott, Licht vom Licht, wahrer Gott vom wahren Gott, gezeugt, nicht geschaffen, eines Wesens mit dem Vater; durch ihn ist alles geschaffen. Für uns Menschen und zu unserm Heil ist er vom Himmel gekommen, hat Fleisch angenommen durch den Heiligen Geist von der Jungfrau Maria und ist Mensch geworden. Er wurde für uns gekreuzigt unter Pontius Pilatus, hat gelitten und ist begraben worden, ist am dritten Tage auferstanden nach der Schrift und aufgefahren in den Himmel. Er sitzt zur Rechten des Vaters und wird wiederkommen in Herrlichkeit, zu richten die Lebenden und die Toten; seiner Herrschaft wird kein Ende sein. 

Wir glauben an den Heiligen Geist, der Herr ist und lebendig macht, der aus dem Vater und dem Sohn hervorgeht[1], der mit dem Vater und dem Sohn angebetet und verherrlicht wird, der gesprochen hat durch die Propheten, und die eine, heilige, allgemeine [katholische] und apostolische Kirche. Wir bekennen die eine Taufe zur Vergebung der Sünden. Wir erwarten die Auferstehung der Toten und das Leben der kommenden Welt. Amen.

[1]Die Aussage, dass der Heilige Geist auch „aus dem Sohn“ hervorgeht („filioque“), gehört nicht zum ursprünglichen Text des Bekenntnisses. Die Formulierung wurde im achten Jahrhundert innerhalb der westlichen Kirche eingefügt. Darüber kam es mit der Ostkirche zum Streit, die diesen Zusatz bis heute nicht akzeptiert. Dieser Streit war einer der Gründe für die Trennung in Ost- und Westkirche im Jahr 1054. Aus der Westkirche gingen die römisch-katholische Kirche, die altkatholischen Kirchen sowie die Kirchen der Reformation hervor, aus der Ostkirche die orthodoxen Nationalkirchen.


Foto: Monster Ztudio – stock.adobe.com

24 04 2025

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