Gemeinschaft macht Lasten leichter

„Dieser Gottesdienst ist ein Gottesdienst für unsere Gemeinde“, sagte der Stammapostel: „Genau deine Gemeinde und meine Gemeinde. Es geht um die Liebe unter uns – unter den neuapostolischen Christen.“

„Ein paar ganz konkrete Hinweise für das ganz normale Gemeindeleben“ gab der Gottesdienst am 28. Juli 2024 in Memmingen (Deutschland). Grundlage war Galater 6,2: „Einer trage des andern Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen.“

„Was ist die Last, die wir tragen sollen?“, fragte Stammapostel Jean-Luc Schneider und antwortete: „Die Last ist alles, was uns bedrückt und alles, was uns bremsen kann auf dem Weg zum Heil in der Nachfolge Jesu Christi.“

Die Last des Unglücks

„Leid, Sorge, Ungerechtigkeit, Armut, Krankheit, Schmerz, das ist eine Last.“ Wie kann man dem Nächsten helfen? „Natürlich, wir können das nicht wegschaffen.“ Es geht ums Mittragen. „Wir wollen nicht wegschauen. Wir wollen uns nicht damit abfinden: Es gibt halt so Fälle. Lasst uns für den Nächsten beten. Wo wir helfen können, lasst uns helfen. Und in jedem Fall können wir uns Zeit nehmen, zuhören und den anderen Wärme und Nähe spüren lassen.“

Die Last der Bewertung

„Wir wollen dem Nächsten die Sache nicht noch schwerer machen.“ Denn „Es gibt Geschwister in der Gemeinde, die haben das nicht, was wir haben – Geld, Gesundheit, glückliche Ehe, treue Kinder, eine Familie. Lasst uns dafür sorgen, dass sie nicht noch mehr leiden wegen unseres Verhaltens.“

„Je mehr wir – sorry für den Ausdruck – damit prahlen, umso mehr machen wir die Lage noch schwerer für die“, sagte der Stammapostel und verwies auf die Sozialen Medien. Außerdem: „Wir sind dankbar, aber das sollte nicht dazu führen, dass wir dann richten: ,Ja, wir haben's, weil wir eben das Richtige gemacht haben.‘“ Denn: „Das stimmt nicht. Was du hast, hast du nicht verdient. Das ist Gnade pur.“

Die Last der Unvollkommenheit

„Unsere Schwächen, unsere Sündhaftigkeit, unsere Unvollkommenheit: Jeder hat da seine Last. Das sollte uns ganz demütig machen, die Fehler und Schwächen des anderen mitzutragen.“ Nicht anklagen, keine Vorwürfe machen, sondern in der Haltung reagieren: „Auch wenn du jetzt schwach bist, auch wenn dein Verhalten nicht richtig ist, ich liebe dich trotzdem und du bist mir so viel wert wie alle anderen in der Gemeinde.“

Die Last des Dienens

„Das Gesetz Jesu Christi ist: Du sollst Gott dienen, und du sollst deinem Nächsten dienen.“ Dabei gilt: „Gottesdienst ist auch ein Dienst. Und wir bemühen uns, damit in der Gemeinde alles funktioniert.“ Aber: „Nicht alle machen das. Es gibt Geschwister, für die ist diese Last zu schwer geworden.“

„Wie reagieren wir jetzt? Wir wollen ihnen diese Last leichter machen. Und wenn sie kommen, sollen wir ihnen zeigen: Du bist ganz herzlich willkommen. Du gehörst zu uns. Du bist hier geliebt. Das ist hier dein Platz. Und ich bin froh, dass du da bist.“

„Aber jetzt wende ich mich an die Geschwister, die nur so dann und wann kommen“, sagte der Stammapostel. Das Gemeindeleben laste oft auf den Schultern weniger. „Wenn wir mehrere sind, die diese Last tragen in irgendeiner Weise, wird es für alle leichter.“

Die Last der Erwartungen

„Wir wollen dem Nächsten keine unnötige Last aufladen, indem wir von ihm erwarten: In unserer Gemeinde ist das so und du musst dich jetzt so benehmen wie wir alle.“ Einheit sei nicht mit Einheitlichkeit zu verwechseln. „Wir wollen uns nicht selbst zum Maßstab machen und vom Nächsten erwarten, dass er genauso ist, so spricht, so denkt, so eingestellt ist wie wir.“

Die Last der Unterschiede

„Christus erwartet von uns das Einssein in der Gemeinde. Nicht unbedingt eine leichte Last zu tragen, weil wir eben so grundverschieden sind und so furchtbar unvollkommen, alle.“ Das könne besonders den Nachwuchs demotivieren: „Wie reden wir denn über unsere Gemeinde zu Hause?“ Es gehe nicht darum, negative Aspekte zu leugnen. Aber man soll dann auch zeigen: „Weißt du, die Schwester, den Bruder liebe ich trotzdem.“

In einigen Gemeinden gebe es nur noch wenige Kinder oder Jugendliche. „Lasst uns dafür sorgen, dass auch die Altersgruppe, die noch ganz schmal ist, dass die sich wohlfühlt in unserer Gemeinde.“ Und da brauche es gar nicht viel, um zu zeigen: „Weißt du, du bist mir wichtig. Ich bin froh, dass du da bist.“

Das Fazit des Stammapostels: „Einer trage des andern Last. Das ist das Gesetz Christi. Und er schaut darauf, wie wir das in unserer Gemeinde machen. Und wenn wir uns da bemühen, unseren Nächsten wirklich zu lieben, kann die Gemeinde sein, was sie will, können wir sein, wie wir wollen: Der liebe Gott wird uns Gnade schenken.“

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Andreas Rother
11.09.2024
Stammapostel, Gottesdienst