Hilfswerke kämpfen gegen Flutkatastrophe in Malawi

Kaum beachtet von der Weltöffentlichkeit leiden die Menschen im Süden Malawis an den Folgen einer Flutkatastrophe. Tausende haben ihre Bleibe und ihre Lebensgrundlage verloren. Neben den Vereinten Nationen und anderen Organisationen sind auch NAK-karitativ und Henwood Foundation im Einsatz.

Anhaltende Regenfälle seit Anfang Januar haben in 15 Bezirken des südostafrikanischen Landes zu schweren Überschwemmungen geführt. Ganze Landstriche waren zeitweise von der Außenwelt angeschnitten. Die Flut riss komplette Dörfer hinweg. Mehr als 200 Menschen starben oder werden vermisst. Insgesamt sind nach Angaben der Vereinten Nationen rund 640.000 Malawier betroffen.

Mehr als 170.000 Menschen leben derzeit in Notunterkünften. Die meisten haben nicht nur ihr Heim, sondern auch ihre Lebensgrundlage verloren: Sie sind als Selbstversorger auf den Ackerbau angewiesen. Doch die Flut hat rund 64.000 Hektar Land unter Wasser gesetzt – stellenweise zwei bis drei Meter hoch. Und es regnet derzeit weiter.

Vier dieser Lager besuchte Ann Soko von der Henwood Foundation, dem Hilfswerk der Neuapostolischen Kirche Sambia – Simbabwe – Malawi. Sie war Ende Januar als Landeskoordinatorin für das Hilfswerk NAK-karitativ unterwegs.

„Einige Nothilfelager sind bereits gut organisiert. Die Probleme variieren von Camp zu Camp, aber der größte Hilferuf ist der nach Nahrung, Hygieneartikeln, Zelten und Decken. Kinder unter fünf Jahren, schwangere Frauen und stillende Mütter benötigen dringend eine ausgewogene Ernährung oder Nahrungsergänzungsmittel“, berichtet Ann Soko. Den Menschen in den überschwemmten Gebieten fehlt es darüber hinaus an sauberem Trinkwasser, Unterkünften und sanitären Anlagen, berichten die Vereinten Nationen (UN).

Das Leben auf engstem Raum und unter mangelhaften Hygienebedingungen bereitet Sorgen: „Die Menschen ohne Zelt schlafen auf hartem und dreckigem Untergrund. Die Situation ist extrem schlecht und es wird schlimmer werden“, so die Landeskoordinatorin der Henwood Foundation. „Krankheiten und Hunger werden ausbrechen, wenn sich die Situation nicht bald verbessert. Einige der Menschen haben bereits Ausschläge.“ Konkret befürchtet die UN Durchfallerkrankungen, Cholera und vor allem einen Anstieg von Malariafällen. Erste Untersuchungen zeigten, dass bereits 80 Prozent der Kindern im Alter von sechs Jahren an Malaria erkrankt sind.

Die Vereinten Nationen und ihre Partner stellen Notunterkünfte zur Verfügung, verteilen Wasserreinigungstabletten, Decken, Lebensmittel und sorgen für medizinische Betreuung. Auch die Henwood Foundation und NAK-karitativ haben Hilfslieferungen mit Nahrungsmitteln, Zelten, Kleidung, Wasser, Hygieneartikeln, Kochutensilien und Decken organisiert.

Mehr als 100.000 Euro hat NAK-karitativ für die Sofortmaßnahmen bereitgestellt, erläutert Jörg Leske, der Vorsitzende von NAK-karitativ auf Anfrage von nac.today. Er betont: „Das ist erst der Anfang. Die Versorgung mit medizinischen Hilfsgütern ist bereits in Vorbereitung. Der Bärenanteil der Hilfsmaßnahmen steht noch bevor, wenn die Ernährungssicherungsprogramme, die das Hauptengagement von NAK-karitativ in Malawi bilden, nach dem Abfließen des Hochwassers fortgesetzt werden sollen. Hier ist jetzt schon absehbar, dass die Schäden immens sind. Hinzu kommen die Übergangshilfen und Maßnahmen zum Wiederaufbau der zerstörten Häuser und Infrastruktur.“ So steht Ann Soko bereits mit den Behörden in Kontakt, um weitere Hilfsprojekte vorzubereiten.

Bei ihren Besuchen in den Notcamps traf die Henwood-Koordinatorin einige der rund 1000 neuapostolischen Christen, die vor den Fluten aus ihren Heimatorten fliehen musste. Doch auch andere Glaubensgeschwister sind vom Hochwasser betroffen. An die 30 Kirchen seien zerstört, berichtet nac.today-Korrespondent Nimon Muleya von der Kirchenverwaltung Sambia. Doch die Gottesdienste finden weiterhin statt – notfalls unter freiem Himmel.

In jedem Fall haben die Helfer allesamt noch jede Menge zu tun. Auf rund 81 Millionen US-Dollar schätzen die Vereinten Nationen den Bedarf an Nothilfe für Malawi. Bislang sind lediglich 21 Millionen US-Dollar beisammen.


Lageberichte von NAK-karitativ (in Deutsch):
- Hochwasser in Malawi – 70.000 Menschen haben bereits ihr Zuhause verloren
- Update: Flutkatastrophe in Malawi
- Malawi: Projektkoordinatorin Ann Soko in der Flutregion

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Andreas Rother
14.02.2015
Malawi, Hilfswerke, Soziales Engagement