Wie man Riesen besiegt

Wie hieß noch dieser junge Krieger, der den Riesen Goliat erschlug? Na klar, David! Oder war’s ein gewisser Elhanan? Wer die Bibel genau liest, der findet viele Namen von Riesentötern – vielleicht sogar den eigenen.

Die Seefahrer sind über das Volk Israel hereingebrochen: Im Kampf gegen die Philister droht immer wieder der Untergang. Zu stark ist das Bündnis der fünf Stadtstaaten, dessen Herrscher die militärischen Geheimnisse der Eisenverarbeitung kennen und sich eine Berufsarmee leisten können.

Wie ein Symbol dieser Überlegenheit tritt bei einem der vielen Angriffe auf Israel ein Einzelkämpfer gewaltiger Statur auf. Gut zwei bis drei Meter soll er – je nach Texttradition – an Körpergröße messen; angesichts einer durchschnittlichen Manneslänge von damals knapp über 1,60 Meter auf jeden Fall ein Riese.

Eine altbekannte Geschichte …

60 Kilogramm wiegt seine Rüstung, sieben Kilo allein die Eisenspitze seines Speers. 40 Tage lang fordert der Berufssoldat die israelitischen Amateure zum Stellvertreter-Kampf Mann gegen Mann heraus. Doch unter seinem Hohn ducken sich alle weg, keiner wagt den Zweikampf. Außer einem: ein Hirtenjunge, dessen Vater ihn eigentlich nur zum Schlachtfeld geschickt hat, um seinen älteren Brüdern Brot und Käse vorbeizubringen.

Den Rest der Geschichte kennt fast jedes Kind: David besiegt den Riesen Goliat mit seiner mickrigen Steinschleuder, vor allen Dingen aber mit einer Riesen-Portion Gottvertrauen. „Du kommst zu mir mit Schwert, Lanze und Spieß, ich aber komme zu dir im Namen des Herrn Zebaoth … Heute wird dich der Herr in meine Hand geben, dass ich dich erschlage“ (aus 1. Samuel 17,45.46).

… in vielen Versionen

Doch war es tatsächlich David, der den Giganten aus Gat erledigt hat? Immerhin berichtet 2. Samuel 21,19: „Da erschlug Elhanan, der Sohn Jaïrs aus Bethlehem, den Goliat, den Gatiter.“ Eine Falschmeldung? Denn 1. Chronik 20,5 nennt nicht Goliat, sondern dessen Bruder Lachmi als den Gegner jenes Elhanans, der zur 30-köpfigen Helden-Truppe Davids zählte.

Mehr noch – alle naslang haut ein Gottesstreiter einen Hünen um: Abischai rettet David vor einem Riesensohn. Benaja besiegt einen gigantischen Ägypter. Sibbechai erschlägt den Rafaiter Saf. Und Davids Neffe Jonatan bezwingt einen langen Mann, der zwölf Finger und zwölf Zehen hatte. So schildern es 2. Samuel 21,16–20 und 23,20.21 sowie 1. Chronik 20,4–7.

Das Erfolgsgeheimnis

Und was soll der Riesen-Kuddelmuddel? Die Vielfalt übermittelt uns eine Botschaft, die viel wichtiger ist, als historische Fakten zu der Frage, wer wann genau welchen Koloss in die Knie gezwungen hat: Ja, es gibt da draußen vieles, was uns riesig zu schaffen macht, was uns unangreifbar und unbesiegbar erscheint.

Aber es gibt auch viele Menschen, die diese Berge in Angriff nehmen. Wenn Abischai, Benaja, und wie sie alle heißen, es David gleichtun konnten: Warum nicht auch wir? Um Riesen zu besiegen, muss man sich nur das Erfolgsgeheimnis des Hirtenjungen zu eigen machen – sein unbedingtes Gottvertrauen. „Der Herr, der mich aus den Klauen des Löwen und aus den Klauen des Bären gerettet hat, der wird mich auch aus der Hand dieses Philisters retten“ (aus 1. Samuel 17,37). Dann gilt auch das Versprechen aus Römer 10,10: „Denn wenn man von Herzen glaubt, so wird man gerecht; und wenn man mit dem Munde bekennt, so wird man gerettet.“

Also, reihen wir uns ein in die Riege der Riesentöter: Was sind unsere Goliate? Und wie wollen wir ihnen gegenübertreten?


Foto: James Steidl / Fotolia

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Datum:

Andreas Rother
10.10.2016
Bibelkunde