Frau im Amt – Debatte voller Gegensätze

Hoch ging es her auf den Social Media-Präsenzen der Neuapostolischen Kirche. Das Thema „Frauenordination“ löste Hunderte von Kommentaren aus. Und diese Reaktionen hätten unterschiedlicher kaum ausfallen können.

Ja, doch es gab sie, jene Beiträge, die mit Vokabeln wie „peinlich“ und „beschämend“ agierten, das Feindbild „alte Männer“ ins Visier nahmen und der Kirche „Sexismus und Unterdrückung“ vorwarfen.

Doch das war eher eine Randerscheinung in einer Debatte, die manchmal hart, aber meistens fair verlief. „Wir alle können nur voneinander lernen, unsere Sehensweisen teilen und damit einen gemeinsamen Beitrag zur gottgewollten Entwicklung der Kirche leisten“, formuliert es ein Süddeutscher.

Das Verfahren

Der Hintergrund: Im Jahresinterview hat Stammapostel Jean-Luc Schneider den Entscheidungsbaum der Bezirksapostelversammlung in Sachen „Frauenordination“ vorgestellt. Diese Initiative findet viel Zustimmung: „Ich bin froh, dass das so strukturiert und transparent angegangen wird. Nicht alle sind von so einer Idee begeistert. So können alle die Argumente und die Entscheidungen nachvollziehen“, schreibt eine Diskutantin.

Kritik wird laut an der Dauer der Beratungen: Seit 2014 war klar, dass das Thema auf die Tagesordnung kommt. Konkret darüber gesprochen wird seit November 2018. „Sehr richtungsweisende Entscheidungen die durchaus existenziell sind, bricht niemand einfach über das Knie“, lautet eine Wortmeldung auf Facebook. „Vor 15 Jahren hätten wir noch nicht mal erfahren, dass dies Thema der Konferenz war.“

Und eine andere ergänzt: „Was ist schlimm daran, wenn es noch ein paar Jahre dauert und dann von allen mitgetragen werden kann?“ Denn: „Wir haben miterlebt, wie sich eine Kirche aus einer anderen Kirche abgespalten hat aus dem gleichen Grund“, fürchtet ein Mann aus Papua-Neuguinea um die Einheit der Kirche.

Die Positionen

„Ich möchte als Frau genauso der Gemeinde dienen, Seelsorgerin sein und alle Ämter ausführen dürfen“, formulierte eine Norddeutsche die vorherrschende Erwartungshaltung in den deutschsprachigen Kommentaren. „Das ist einfach eine Frage der Gleichberechtigung“, betont eine Westdeutsche. „Die Ordination von Frauen bedeutet keinen Rollenwechsel, sondern einfach nur, dass Frauen ihre Berufung, zu dienen, auf die gleiche Weise erfüllen können wie Männer“, unterstreicht ein Brite.

„Interessant dabei ist, dass diese Diskussion hauptsächlich von Mitgliedern der NAK in Deutschland angestoßen wurde, ein Spiegelbild der gesellschaftlichen Veränderungen in unserem Land“, stellte ein Süddeutscher fest. Und tatsächlich: Zum Beispiel in Zentralafrika sieht man dringendere Themen für die Tagesordnung – den Kirchenbau etwa oder den Ausbau der karitativen Aktivitäten. Doch Unverständnis gibt es auch in Europa: „Ich kann es überhaupt nicht nachvollziehen, wie man sich diskriminiert fühlen kann, nur weil man kein Amt in der Kirche tragen kann“, formuliert eine Ostdeutsche ähnlich wie eine ganze Reihe weiterer Frauen.

Die Begründungen

In einem sind sich Gegner und Befürworter einig: Der Weg, den die Kirche einschlägt, muss biblisch gut begründet sein. Das Problem dabei: Beide Seiten finden Verse, die zu ihren Meinungen passen.

Die einen berufen sich auf Junia, eine frühschristliche Frau, die der Römerbrief als „berühmt unter den Aposteln“ bezeichnet. Allerdings: „Junia war wohl eine sehr eifrige und erfolgreiche Missionarin, Apostolin im von uns gemeinten Sinn war Junia wohl eher nicht“, beschreibt ein Schweizer mit Urtext-Kenntnissen den vorherrschenden wissenschaftlichen Konsens.

Die anderen stellen die Frage: „Warum hat Jesus keine Frau in die Liste seiner Apostel aufgenommen?“ Die Antwort dazu kommt aus Australien: „Ganz einfach, weil es in dieser Zeit nicht gemacht wurde. Die Zeiten haben sich geändert, unsere Bedürfnisse haben sich geändert und unser Verständnis ist in den meisten Fällen gewachsen. Wir tun viele Dinge nicht mehr, die in den heiligen Schriften stehen. Die Ungläubigen zur Zeit Jesu wollten zu den Gesetzen des Mose zurückkehren, aber die Zeiten hatten sich durch Gottes Sohn geändert. Er hat dieses Werk und diese Macht dem Apostelamt überlassen und die Dinge werden sich weiterhin so entwickeln, wie sie es seit der Zeit von Mose getan haben.“


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Andreas Rother
17.06.2021
Amt