Der Neue Bund schafft Leben und Entwicklung

„Der Buchstabe tötet“ ist mehr als nur eine Redewendung. Der Stammapostel erläuterte dies bei seinem Besuch in der Gemeinde Helsinki (Finnland) am 12. Juli 2023 und zeigte der Gemeinde auf, was hinter dem zweiten Teil der Aussage „aber der Geist macht lebendig“ steckt.

Zu Beginn seiner Predigt verwies Stammapostel Jean-Luc Schneider auf die Situation der Gemeinde in Korinth: „Es gab eine Gruppe in dieser Gemeinde, die einige seltsame Ideen hatten. Sie wollten mit dem Evangelium von Jesus Christus gutes Geld verdienen.“ Zudem bestanden sie auf die Einhaltung der mosaischen Gesetze und orientierten sich am alten Bund. Dementsprechend zweifelten sie an der Autorität des Apostel Paulus. Ihn zitiert der verwendete Bibeltext aus dem 2. Korinther 3,6 wie folgt: „Der uns auch tüchtig gemacht hat zu Diener des neuen Bundes, nicht des Buchstabens, sondern des Geistes. Denn der Buchstabe tötet, aber der Geist macht lebendig.“

Alt oder neu?

Paulus machte in seinem Brief an die Gemeinde zu Korinth deutlich, dass er Diener des neuen Bundes sei und das Evangelium Christi verkünde, so der Stammapostel: „Sicher, Jesus hat das mosaische Gesetz nicht abgeschafft, aber er hat es erfüllt. Und die Lehre Jesu Christi hat das Gesetz des Mose ersetzt.“

Während das Gesetz Mose irdische Angelegenheiten regelte und auch irdische Segnungen in Aussicht gestellt habe, beziehe sich die Lehre Jesu auf das ewige Leben und den geistlichen Segen.

„Ich muss sagen, leider gibt es einige Christen, die noch diese alttestamentliche Geisteshaltung haben“, stellte der Stammapostel fest. Diese seien auf Irdisches fokussiert. Doch: „Die Aufgabe der Apostel heute ist es, ihnen zu sagen: Sorry, Jesus Christus ist nicht gekommen, um die Probleme auf der Erde zu lösen. Seine Absicht ist es, uns das ewige Leben zu geben.“

Der Buchstabe tötet

Die Aussage, dass der Buchstabe töte, sei zunächst etwas überraschend: „Denn das mosaische Gesetz, was er den Buchstaben nennt, wurde von Gott gegeben.“ Das Problem sei die Sündhaftigkeit des Menschen, so Stammapostel Schneider. Die Menschen seien nicht in der Lage, dieses Gesetz zu respektieren und zu erfüllen.

Wenn Paulus davon spreche, dass das mosaische Gesetz töte, beziehe er sich auf den geistlichen Tod, die Gottferne. „Man kann nicht durch das Gesetz, die Einhaltung des Gesetzes, gerettet werden, weil jeder Mensch ein Sünder ist und er Sünden begeht, also ist er von Gott getrennt.“

Die Menschen, die auf die Einhaltung dieser Gesetze beharrten, hätten ein sehr menschliches Verständnis von Gott: „Für sie war Gott ein strenger Richter.“ Das Einhalten der Regeln führe zu irdischem Segen, der Verstoß zur Bestrafung: „Das Problem der Juden war auch, dass sie glaubten, wenn sie das Gesetz einhalten, und je mehr sie das Gesetz einhalten, desto mehr verdienen sie die Rettung und den Segen. Wenn ihr also das Gesetz respektiert, dann ist Gott gezwungen, euch zu retten, er ist gezwungen, euch zu segnen.“ Paulus habe der Gemeinde zu Korinth deutlich gemacht, dass man Gott nicht dazu zwingen könne, einen zu segnen, indem man gehorsam sei. Die eigene Erlösung könne nicht verdient werden.

Ein Teil der Gemeinde hätte sich so auch von Jesus Christus getrennt, so Stammapostel Schneider: „Denn diese Menschen dachten: Ich brauche eigentlich keinen Retter: Wenn ich die richtigen Dinge tue, bin ich gerettet.“ Jesus Christus jedoch habe die wahre Natur Gottes offenbart.

Der Geist macht lebendig

Jesus habe den Menschen deutlich gemacht, dass Gott nicht nur das Verhalten betrachtet: „Er betrachtet deine Geisteshaltung, dein Herz.“

Keine Opfergaben könnten Gnade erwirken, wenn die Versöhnung mit dem Nächsten ausbleibe. So habe Jesu sogar darauf verwiesen, dass jene, welche in seinem Namen Wunder taten, nicht zwangsläufig errettet werden.

Der Stammapostel fasste dies wie folgt zusammen: „Ein gutes Verständnis von Gott besteht also darin, zu wissen, dass es nicht nur darum geht, eine Reihe von Regeln einzuhalten, sondern dass man ein gesundes Herz haben muss. Ein Herz voller Liebe und Mitgefühl für deinen Nächsten. “

Das Problem der frommen Juden sei zudem gewesen, dass sie so sehr an einem Gesetz hingen, welches in der Vergangenheit verhaftet war. Aus diesem Grunde hätten sie auch Jesus abgelehnt, der Dinge änderte: „Sie hingen an ihrer Tradition und an ihrer Vergangenheit fest. Kein Leben, das heißt, keine Entwicklung.“

Durch den Heiligen Geist sei Entwicklung und Wachstum gewiss, so der Stammapostel: „Der christliche Glaube ist im Grunde ein Glaube der Veränderung und der Evolution. Man kann nicht einfach eine Reihe von Regeln einhalten. Gott will, dass wir wachsen.“

Liebe bestimmt das Verhalten

Diese Evolution bedeute, dass die Motivation für das eigene Handeln eine andere sei: „Unsere Motivation ist nicht mehr die Angst vor Strafe oder die Erwartung eines Lohns. Alles, was wir tun, tun wir aus Liebe zu Gott.“

Dies beinhalte, dass der Wille Gottes nicht mehr nur aus Gehorsam getan werde. Der Wille des Gläubigen entspreche dann dem Willen Gottes. Die Aufgabe der Christen sei es, die Liebe Gottes erfahrbar zu machen.

Oder wie Paulus im Brief an die Galater schreibt: Denn das ganze Gesetz ist in dem einen Wort erfüllt: „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!“

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Simon Heiniger
13.09.2023
Finnland, Stammapostel, Gottesdienst