Der Gottesdienst – das Geheimnis der Begegnung mit Gott

Wir gehen zum Gottesdienst – wie viele andere Christen auch. Es erscheint selbstverständlich. Doch warum eigentlich? Und was genau ist Gottesdienst?

Der Gottesdienst ist die Begegnung von Gott und Mensch, schreibt der neuapostolische Katechismus: „Im anbetenden Dienen der Gläubigen und in wahrnehmbarer Gegenwart des dreieinigen Gottes erlebt die Gemeinde, dass Gott ihr in Liebe dient.“ (KNK 12.1.1). Wort Gottes und Sakrament – zwei wesentliche Inhalte jedes Gottesdienstes.

Bereits der alttestamentliche Gottesdienst verweist auf die Gottesbegegnungen mit Menschen. Den ersten Altar, den Menschen bauten, um Gott zu dienen und ihn anzubeten, ihm zu danken und ihm Opfer zu bringen, beschreibt schon das 1. Buch Mose. Noah bringt Gott Dankopfer dar. Jakob nennt die Stätte, an der Gott zu ihm geredet hat, „Bethel“ – „Haus Gottes“.

Gottesdienste im Alten Testament

Echte Formen von Gottesdiensten entwickelten sich über einen langen Zeitraum hinweg. So zählt der aaronitische Segensspruch „Der Herr segne dich und behüte dich; der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig; der Herr hebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden“ zu den ersten bekannten liturgischen Formeln.

König Salomo ließ den Tempel zu Jerusalem bauen. In ihm wurde Gottesdienst durchgeführt; dieser bestand in der Hauptsache in der täglichen Schlachtung der Opfertiere durch die Priester. Der Opferdienst wurde nun ausschließlich im Tempel zu Jerusalem verrichtet. Auch war der Tempel die Stätte, an der die israelitischen Feste — wie Passa, Laubhüttenfest (3. Mose 23) — begangen wurden.

Gottesdienste im Neuen Testament

Und im Neuen Testament? Dazu schreibt der KNK: „Mit der Menschwerdung Gottes in Jesus Christus beginnt eine neue Dimension göttlichen Dienstes an den Menschen. Der Gottessohn kommt als wahrer Mensch und zugleich wahrer Gott auf die Erde. Er wurde in das Volk der Juden hineingeboren; er ging in den Tempel, nahm an Synagogen-Gottesdiensten teil und gestaltete sie mit. Daneben steht sein Handeln als Lehrer, dessen Predigt in göttlicher Vollmacht geschah (Matthäus 7,29). Darüber hinaus ließ er taufen und setzte das Heilige Abendmahl ein. So ist in Jesu Wort und Tat bereits angelegt, was den christlichen Gottesdienst prägen wird: Wort und Sakrament.“

Das Handeln Jesu ist also normativ für den Gottesdienst. Die Apostel führten das fort. Petrus hält eine gewaltige Pfingstpredigt in der Inspiration des Heiligen Geistes. Pfingsten ist gewissermaßen der erste Gottesdienst der Kirche Christi. Und von der urchristlichen Gemeinde zu Jerusalem sind vier grundlegende Elemente des neutestamentlichen Gottesdienstes bezeugt: „Sie blieben aber beständig in der Lehre der Apostel und in der Gemeinschaft und im Brotbrechen und im Gebet“ (Apostelgeschichte 2,42).

Zentrales Geschehen: das Heilige Abendmahl

Der heutige Ablauf des neuapostolischen Gottesdienstes steht in der Tradition reformierter Gottesdienste. Früher waren christliche Gottesdienste durch eine reichhaltige Liturgie geprägt. Erst die Reformation innerhalb des Protestantismus entwickelte den Predigtgottesdienst. In der Katholisch-Apostolischen Kirche stand der traditionelle Gottesdienst im Vordergrund, angereichert durch eine ausgeprägte Liturgie. Zentrales Geschehen im Gottesdienst ist die Feier des Heiligen Abendmahls. Jesus Christus ist wirklich anwesend in seiner Gemeinde. „Nicht nur Leib und Blut Christi sind gegenwärtig, sondern auch das Opfer Jesu Christi selbst ist wirklich gegenwärtig.“ (KNK 8.2.13). Zwar ist das Opfer des Herrn nur einmal gebracht worden und wird im Heiligen Abendmahl nicht wiederholt. Andererseits wird im Heiligen Abendmahl aber nicht nur an das Opfer erinnert, „vielmehr ist während der Abendmahlsfeier Jesus Christus als der Gekreuzigte, der Auferstandene und der Wiederkommende mitten in der Gemeinde.“

Gottesdienst ist ein Geschenk. Die Gemeinde erfährt am Altar das immer neue Geheimnis einer Begegnung Gottes mit dem Menschen.

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Peter Johanning
15.02.2016
Heiliges Abendmahl, Gottesdienst, Lehraussagen