Wenn der Himmel stumm bleibt

Krieg, Erdbeben, Corona – die alte Frage stellt sich immer wieder neu: Warum lässt Gottes Liebe zu, dass Menschen leiden? Wichtiger als die Antwort ist eine absolute Gewissheit – und das Licht, dass durch dunkle Tage führt.

Mit Stammapostel Jean-Luc Schneider kamen 89 Gottesdienstteilnehmer in der Kirche in Freiburg (Süddeutschland) zusammen. Aufgrund der Corona-Pandemie war am Sonntag, 27. Dezember 2020 nur eine kleine Gemeinde vor Ort; tausende Gläubige feierten den Gottesdienst aber via Live-Stream auf YouTube mit. Seiner Predigt legte der Kirchenleiter das Wort aus 1. Petrus 1,6.7 zugrunde: „Dann werdet ihr euch freuen, die ihr jetzt eine kleine Zeit, wenn es sein soll, traurig seid in mancherlei Anfechtungen, auf dass euer Glaube bewährt und viel kostbarer befunden werde als vergängliches Gold, das durchs Feuer geläutert wird, zu Lob, Preis und Ehre, wenn offenbart wird Jesus Christus.“

Die Wiederkunft Christi ist nicht verschoben

„Es hat sich sehr viel ereignet, es wurde ziemlich viel auf den Kopf gestellt: In unserem persönlichen Leben, im gesellschaftlichen Leben, auch in der Kirche, hat sich vieles geändert“, blickte der Stammapostel auf das Jahr 2020 zurück. Aber unabhängig von vielerlei Meinungen und Erklärungen der Menschen: „Wenn wir dieses Jahr im Licht des Heiligen Geistes betrachten, dann ist ganz klar: Dieses Jahr ist ein Abschnitt im Heilsplan Gottes.“ Und dann stelle man fest: „Gott hat seinen Plan gar nicht geändert. Er will immer noch seinen Sohn senden, er hat die Wiederkunft Christi nicht abgesagt, auch nicht verschoben.“ Das Wichtigste bleibe für den Gläubigen, „dass wir trotz allem Besonderen, Außergewöhnlichen, Ungewohnten den Glauben behalten. Das ist das Kriterium, das über unsere Teilnahme an der Wiederkunft Christi bestimmen wird.“

Glauben heiße, Gott zu vertrauen und in die Beziehung zu ihm zu investieren. Jesus Christus habe das als Mensch gelebt und gelehrt. Drei Aspekte nannte Stammapostel Schneider in diesem Zusammenhang: „Sehr früh hat Jesus sich mit der Schrift beschäftigt, hat sie studiert.“ Und dann habe er das Wort Gottes verinnerlicht: ‚Du bist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe!‘ und sich immer wieder „zurückgezogen und gebetet.“ Diese Aufgaben stellen sich auch dem Gläubigen heute: sich mit der Heiligen Schrift zu beschäftigen, das Wort Gottes zu hören und im Gebet die Beziehung zu Gott pflegen.

Die Beziehung zum Geber ist wichtiger als die Gabe

„Dieser Glaube, dieses Vertrauen wird geprüft.“ Nicht nur im vergangenen Jahr, sondern auch schon vor Jahrhunderten, erklärte der Kirchenleiter mit Verweis auf Abraham. Zunächst sagte ihm Gott einen Sohn zu, dann musste Abraham auf die Geburt warten und dann sollte er ihn opfern. „Gott wollte ihm erklären: Vertrauen geht über Verstand.“ Auch das Vertrauen des Volkes Israel wurde auf die Probe gestellt: Gott habe die Menschen in der Wüste versorgt, ihnen zu essen und zu trinken gegeben. „Und eines Tages war nichts mehr da!“ Das Volk murrte. „Was war die Lektion? Die Beziehung zum Geber ist wichtiger als die Gabe, die er dir schenkt.“

Direkt mehrfach geprüft wurde auch Jesus Christus. „Mach aus diesen Steinen Brot! – Auch hier ging's wieder darum, was ist jetzt wichtiger? Die Gabe oder der Geber?“ Oder der geforderte Sprung vom Dach des Tempels und die Rettung durch die Engel. Stammapostel Schneider zeigt die Parallele in die heutige Zeit: „Kannst du glauben ohne Zeichen oder brauchst du Zeichen, um zu glauben?“ Jesus habe die Prüfungen bestanden; ihm ging es um das Wort Gottes, die Beziehung zu Gott. Auch die letzte, große Prüfung habe Jesus gemeistert: Am Kreuz „hat ihn der Vater offensichtlich verlassen, hat nicht mehr reagiert, hat nicht mehr geholfen, hat gar nichts mehr gemacht. Der Himmel war stumm.“ Jesus‘ Ausspruch kennzeichnet die Dramatik: „‚Warum hast du mich verlassen?‘ Die große Prüfung. ‚Ich verstehe dich nicht mehr, aber ich vertraue!‘“ Jesus bestand die Prüfung, hielt an der Beziehung zum Vater, an dem Vertrauen zu Gott fest.

Gott will nicht den Schmerz

„Genauso macht es Gott mit uns. Er prüft unser Vertrauen“, erläuterte der Stammapostel. „Hier spricht man von dem Virus, in anderen Erdteilen geht es um Krieg, Hungersnot, Erdbeben, Überschwemmungen.“ Was es auch immer sei, „jetzt könnte man fragen: ‚Wieso kann der liebe Gott das zulassen?‘ Ich möchte das klarstellen: Das kommt nicht von Gott! Gott will nicht, dass die Menschen leiden. Gott will nicht den Schmerz. Das ist nicht der Wille Gottes, das ist lediglich eine Folge der Macht der Herrschaft der Sünde.“

Stammapostel Schneider machte deutlich, dass seit dem Sündenfall die Verhältnisse gestört sind: „Die Beziehung zu Gott ist gestört. Die Beziehungen der Menschen untereinander sind gestört. Die Beziehung zur Schöpfung ist gestört, und die Schöpfung selbst liegt unter dem Fluch der Sünde.“

Gott will das Heil der Menschen

„Gott will uns von dem allen erlösen und in eine neue Welt führen, wo wieder alles so ist, wie er es will, und die Menschen sind, wie er sie will, und die Beziehungen der Menschen untereinander sind, wie er es will.“ Das sei der Heilsplan, stellte der Kirchenleiter klar.

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Oliver Rütten
10.02.2021
Deutschland, Stammapostel, Gottesdienst