Die Bergpredigt als Aufruf zur Arbeit

Die Bergpredigt sei das Evangelium in Kurzform, sagen die Bibelkenner. Da ist etwas dran, denn auf wenigen Seiten schildert Jesus Christus, worauf es für Christen ankommt: Gott zu vertrauen und ein Zeugnis seiner Liebe zu werden.

„Und es begab sich, als Jesus diese Rede vollendet hatte, dass sich das Volk entsetzte über seine Lehre; denn er lehrte sie mit Vollmacht und nicht wie ihre Schriftgelehrten“ (Matthäus 7,28.29). Über diesen interessanten Bibeltext predigte Stammapostel Jean-Luc Schneider am Sonntag, 10. Januar 2021, in der Gemeinde Karlsruhe (Deutschland).

Am Ende der großen Predigt Jesu seien die Zuhörer „entsetzt“, also überwältigt, erstaunt gewesen, deutete der Stammapostel diesen nicht alltäglichen Luther-Ausdruck. „Sie waren erstaunt, wie er predigte und weil das etwas ganz Anderes war.“ Inhaltlich sei seine Predigt völlig neu für die Menschen gewesen. Viele traditionelle Vorstellungen wurden umgedeutet, die üblichen Denkmuster umgewertet, beschrieb der Kirchenleiter den historischen Befund. Für die gläubigen Juden zum Beispiel sei es selbstverständlich gewesen, Gehorsam und Segen zusammenzudenken. „Wenn du gehorsam bist, segnet dich Gott, dann bist du reich, bist gesund und es geht dir gut. Jesus kommt, hat das total umgeworfen und ihnen erklärt, dass man Gottes Liebe zu den Menschen nicht am Schicksal des Menschen ermessen kann, sondern am Heil, das er ihnen schenkt.“ Jesus Christus habe die Armen, die Kleinen, die Leidtragenden seliggesprochen. Das wäre für die jüdische Bevölkerung etwas völlig Neues gewesen.

Neue Wertvorstellungen vermittelt

Er habe auch das Gesetz anders ausgelegt, bestätigte der Stammapostel. In der Bergpredigt heiße es mehrfach: „Ihr habt gehört, aber ich sage euch …“. Er habe also das überlieferte Gesetz umgedreht und ihnen somit erklärt, was das wichtigste Gesetz ist: Gott und den Nächsten zu lieben. Jesus sei es um das Herz gegangen, nicht nur um die Taten, nicht nur um die Regeln. Für ihn habe die Liebe zu Gott, die Liebe zum Nächsten im Mittelpunkt gestanden.

Ein Mensch mit Ausstrahlung

Stammapostel Schneider betonte in seiner Predigt, dass Jesus ein Mensch mit großer Ausstrahlung gewesen sei und fragte, worin diese Ausstrahlung begründet gewesen sei. „Erst einmal in seiner innigen Beziehung zu Gott. Er hatte ein uneingeschränktes Vertrauen zu Gott. Das hat die Leute beeindruckt, diese besondere Beziehung zu Gott, dieses unkomplizierte und uneingeschränkte Vertrauen zu Gott.“ Was sie zusätzlich beeindruckt hatte, wäre seine Liebe zu den Menschen gewesen, ergänzte der Kirchenleiter. Man stelle sich vor: „Da hängt der Mann am Kreuz, leidet, wird sterben. Und er betet noch für seine Peiniger. Er kümmert sich noch um das Los des Übeltäters, der neben ihm hängt!“ Das sei wahre Liebe für den Nächsten gewesen und habe die Menschen beeindruckt.

Beeindruckend sei auch Jesu Sendungsbewusstsein gewesen, bemerkte der Stammapostel. Immer wieder habe er gesagt: „Ich bin gesandt, ich muss meinen Auftrag erfüllen.“ Das zeige doch, dass ihm sein Auftrag wichtiger gewesen sei als seine eigene Person. Diese besondere Ausstrahlung habe die Menschen immer wieder erstaunt und überwältigt.

Was bedeutet das alles für uns?

Zum Ende seiner Predigt vollzog Stammapostel Schneider den Vergleich in die Jetzt-Zeit und betonte: „Wir wollen an die Vollmacht Jesu Christi glauben und ihr vertrauen. Wir glauben daran, dass wir die Liebe Gottes zu uns nicht an unserem Schicksal, an unserem Los, an unserer Lebenssituation ermessen können, sondern am Heil, das er uns schenkt. Egal, in welcher Situation wir leben, ob klein oder groß, krank oder gesund, arm oder reich, wie auch immer: Er schenkt uns das Heil. Das ist Ausdruck seiner Liebe, daran glauben wir.“

Solch ein Glaube werde an der Ausstrahlung sichtbar, wendete der Stammapostel ein. „Wir sind gottbezogen, wir richten uns immer an Jesus Christus aus. Auch in schwierigen Zeiten, ist er unser Beispiel, unser Vorbild, unsere Richtschnur.“ Gerade heute, wo die Zeiten schwieriger geworden sind, spüre man, wie die Menschen darauf reagieren. Schon in der Aussprache seien manche äußerst aggressiv geworden, und er frage sich, ob man als Christ so reagieren dürfe. Stattdessen sollte man den Nächsten lieben. „Das gehört auch zur Ausstrahlung, das wird wahrgenommen.“ Christen seien von Gott gesandt, um ein Zeugnis von Jesus Christus abzulegen: „Ob ich jetzt schwerkrank bin, in großer Not, ob es mir gut geht und ich erfolgreich bin: Ich bin gesandt, ich habe einen Auftrag zu erfüllen, ich soll ein Zeugnis sein für Jesus Christus.“

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Peter Johanning
24.02.2021
Stammapostel, Gottesdienst