Apostel, Donnersohn, Hoffnungsträger

Der Name ist beliebt im Neuen Testament: Zwei Träger sind recht prominent und zwei sind Apostel. Wem davon gilt nur der Gedenktag am 25. Juli? Im Triumvirat mit Glaube und Liebe ist das der Repräsentant der Hoffnung.

Jakobus – kein Wunder, dass dieser Name so bevorzugt ist im Judentum. Stammt er doch vom Stammvater des Volkes Israel ab: hebräisch Ja’akov, deutsch Jakob.

Vier Mal taucht der Name auf. Da gibt es Jakobus mit dem Beinamen „der Gerechte“. Er lehnt die Sendung seines Bruders Jesus ab, entwickelt sich aber nach dessen Auferstehung zur einer der drei tragenden Säulen in der Jerusalemer Urgemeinde. Doch um den geht es hier gar nicht.

Da gibt es Jakobus, den Sohn des Alphäus, der in allen vier Apostellisten auftaucht. Von ihm weiß man kaum mehr, als dass er Zeuge der Himmelfahrt Jesu und des Pfingstgestehens war. Und dann ist da noch Jakobus, genannt „der Kleine“ oder „der Jüngere“. Von ihm weiß man bloß, dass seine Mutter Maria mit dabei war am Kreuz und am Grab. Doch auch um diese beiden geht’s nicht.

Menschenfischer der ersten Stunde

Gedacht wird am 25. Juli eines anderen Jakobus – und das in der Westkirche schon seit dem achten Jahrhundert. Begangen wir dieser Tag heutzutage von Anglikanern, Katholiken, Lutheranern und einigen weiteren protestantischen Kirchen. Und er gilt Jakobus, dem Älteren, oder auch dem Großen.

Jakobus ist Sohn des Fischers Zebedäus. Ihn und seinen jüngeren Bruder Johannes holt Jesus am Ufer des Sees Genezareth geradewegs weg vom Netzflicken. Gleich nach dem Brüderpaar Petrus und Andreas zählen sie zu den erstberufenen Jüngern Christi.

Irgendwie verdienen sich die beiden den Spitznamen „Boanerges“, übersetzt „Donnersöhne“ oder „Sturmgesellen“. Ob das an ihrem Eifer, gelegentlich Übereifer, liegt, oder daran, dass Jesus sie zu ganz besonderen Gelegenheiten mitnimmt, darüber sind sich die Gelehrten uneins.

Im innersten Zirkel

So oder so: Jakobus ist wie Johannes bereit, für Jesus in den Tod zu gehen. Dafür wollen sie aber auch ganz gerne in der Herrlichkeit auf den Ehrenplätzen zu seiner Rechten und Linken mitregieren. Das versagt ihnen Christus, ebenso wie den Wunsch, Feuer auf ein Dorf regnen zu lassen, das sich als ungastlich erwiesen hatten.

Dennoch gehören die Zebedäus-Söhne zusammen mit Petrus zum engsten Kreis um Jesus. Nur diese drei nimmt er mit, als er die Tochter des Jaïrus vom Tod auferweckt, als er im Garten Gethsemane betet und als er auf dem hohen Berg verklärt wird. Und so repräsentiert das Trio traditionell die christlichen Tugenden: Glaube (Petrus), Liebe (Johannes), Hoffnung (Jakobus).

In einem war der Apostel Jakobus definitiv der erste: als Märtyrer für seinen Glauben zu sterben. So berichtet es die Apostelgeschichte und der Kirchenvater Eusebius: König Herodes Agrippa I trat im Jahre 44 eine Kampagne gegen die Christen los, ließ Petrus ins Gefängnis werfen und Jakobus enthaupten.

Der Weg mit seinem Namen

Was davor und danach passiert, das ist Gegenstand von Legenden, die am Ende in den Nordwesten Spaniens weisen, zur Wallfahrtstadt Santiago de Compostela. Spätestens seit dem 11. Jahrhundert pilgern Christen aus ganz Europa über den sogenannten Jakobsweg zur angeblichen letzten Ruhestätte des Apostels.

1993 erklärte die Unesco insgesamt 1800 Bauwerke auf dieser Route zum Weltkulturerbe. Prominente Pilger sind die Sängerin Shirley MacLaine (USA), die Schriftsteller Paul Coelho (Brasilien) und Cees Noteboom (Niederlande) sowie der Entertainer Hape Kerkeling, der mit einem Buch über seinen Selbsterfahrungstrip in Deutschland einen regelrechten Run auf den Jakobsweg auslöste.

Auch neuapostolische Christen haben sich schon auf diesen Weg gemacht: wie der Priester, der in der Reise eine Möglichkeit fand, seine Gottesbeziehung zu vertiefen. Oder die Familie, die auf dieser Route Geld für einen guten Zweck erstrampelte.


Foto: alexkich - stock.adobe.com

Artikel-Infos

Autor:
Datum:
Schlagworte:

Andreas Rother
24.07.2024
Bibel, Persönlichkeiten