Spotlight 16/2018: Wo bist du, Gott?

Den Alltag meistern, einen guten Job finden, Erfolg haben, das sind Wünsche von Jugendlichen im Kongo. Bitten, die leider vielfach unerfüllt bleiben. – Junge Glaubensgeschwister fragen nach der Unterstützung Gottes. Bezirksapostel Tshitshi Tshisekedi (DR Kongo Südost) antwortet.

Die Zeit der Sommerferien in der Demokratischen Republik Kongo war Anlass für uns, das Jahresmotto zu vertiefen: „Treue zu Christus“.

Eine der großen Sorgen unserer Jugend ist ihre Zukunft, in einem sozial-wirtschaftlich schwierigen Umfeld, wo sie tagtäglich damit konfrontiert werden, sich großen Herausforderungen stellen zu müssen um sich in der Gesellschaft zu positionieren.

Angesichts solcher Zwänge bekommen sie Schuldgefühle und suchen sogar manchmal spezielle Lösungen für ihre Probleme. Sie analysieren ihr geistliches Leben in der Kirche, und fragen Gott, warum ihre Lage sich immer noch nicht bessert.

Natürlich haben wir kein Patentrezept, um Lösungen gegen ihr Leid zu finden, eher Denkanstöße um dem Herrn weiterhin zu vertrauen.

Dieses Jugendtreffen hatte das Bibelwort in Matthäus 19,20 als Basis, und war unter das Motto gestellt: „Ich wandle in der Treue mit dem Herrn!“ Trotz allem, was wir gerade aufgezählt haben, ist die Jugend dazu aufgerufen, „weiterhin in der Treue mit dem Herrn zu wandeln“, denn nur das Halten der Gebote reicht nicht aus, die Nachfolge des Herrn ist unverzichtbar für unser Heil.

Alle Zukunftssorgen unserer Jugend waren zusammengefasst in der Antwort des reichen Jünglings dem Herrn gegenüber: „Das habe ich alles gehalten; was fehlt mir noch?“

Allerdings ist es keine Wunderformel, der man die fehlenden Zutaten hinzufügen muss um die endgültige Lösung zu bekommen, aber ein Aufruf, weiterhin dem Herrn Jesus Christus nachzufolgen; wie er:

Seid demütig

Unsere Jugend neigt dazu, alles aufzählen zu wollen, was sie schon im Werk Gottes getan haben, die gebrachten Opfer, die strikte Umsetzung der während den Gottesdiensten empfangenen Lehre, die Selbstlosigkeit, und so weiter, um dann schlussendlich zu sagen: Nachdem ich all dies getan habe, wieso geht es immer noch nicht? Der Demütige zählt nicht alles auf, er posaunt nicht wie die Heuchler, aber er engagiert sich weiterhin stillschweigend, wissend, dass sein Engagement im Werk des Herrn niemals das Engagement des Herrn erreichen wird, dass er weiterhin für uns unser Heil bereithält.

Seid geduldig

Die Geschwindigkeit mit der die Wissenschaft heute Fortschritte erzielt, gefährdet unser Verhältnis zu unserem Herrn, indem wir von ihm verlangen alles in Lichtgeschwindigkeit zu erledigen, so wie mit der Glasfaser. Wir hören von Jugendlichen: „Ich bin am Ende meiner Geduld“, aber der Herr erinnert dich daran, dass derjenige errettet wird, der bis ans Ende ausharrt. Wenn uns an unserem Heil etwas liegt, harren wir aus und rechnen wir nicht die Zeit auf, die wir im Werk des Herrn verbracht haben.

Die Ungeduld führt unsere Jugend dazu, geistlichen Tauschhandel zu betreiben. Leider gibt es in unserer kongolesischen Umgebung noch diese Form des geistlichen Tauschhandels: „Willst du heiraten, so verlasse deinen neuapostolischen Glauben. Teile meinen Glauben und ich werde dich heiraten. Willst du arbeiten, komme in meine Konfession. Willst du Erfolg, vergiss die Geschichten über die Apostel, und ich werde dir die Abkürzung zeigen, um dieses Ziel schnell zu erreichen …“ Viele geben solchen Angeboten nach, sind bereit ihren Glauben gegen einen sozialen Vorteil zu tauschen. Unser Heil besitzt nicht den Wert eines Linsengerichts.

Seid fröhlich

Viele im Kreis der Jugend haben die Freude verloren, sie sind wie gelähmt durch ihre schwierige Umgebung, sie sind älter geworden und sagen, sie seien von den Ereignissen überrannt. Sie sind angesichts ihrer Zukunft verzweifelt; sie wollen uns zu verstehen geben, dass es, um Erfolg zu haben einflussreiche Kontakte in der Gesellschaft benötigt, um sie zu „verknüpfen“, d.h. in ihrem Jargon: „Kontakte, die ihnen das natürliche Leben erleichtern können“. Der Gelähmte am Teich Betesdas hatte beinahe 38 Jahre auf diesen menschlichen Kontakt gewartet. Er hatte ihn nicht bekommen, aber als der Herr an ihm vorbeiging, fand er die Lösung seines Problems ohne den Teich zu benutzen. Jesus ist nicht dazu da, um uns das natürliche Leben zu erleichtern, aber unser ganzes Vertrauen auf ihn wird uns dabei helfen, die Enttäuschung zu überwinden und uns auf das Ziel unseres Glaubens zu konzentrieren. Die fehlende Freude stuft uns zurück vom Status des Praktizierenden zu dem des Glaubenden.

Übt Nächstenliebe

Wenn ich so fortfahre, laufe ich Gefahr zu sagen, dass ich zuerst eine Lösung für all meine Sorgen finden muss bevor ich mich für den Anderen interessiere. Obwohl eine der Empfehlungen des Herrn an den reichen Jüngling Folgende ist: „… liebe deinen Nächsten wie dich selbst“. Was den Jüngling störte, war nicht die Tatsache seine Güter zu verkaufen, denn er kannte die Geschäfte gut, und in dieser Welt gilt die Regel des Win-Win, Jesus jedoch verlangte von ihm, dass er den „Armen“ gibt. Hier liegt nun die Schwierigkeit, dass man demjenigen gibt, von dem man nichts als Gegenleistung erwartet. Es ist möglich, dass jeder sich selbst ein wenig vergisst und sich Zeit nimmt, für den Anderen zu sorgen, der auch das Heil benötigt. Dieser Aufruf gilt jedem, sich in die Evangelisierungsarbeit zu vertiefen, um von dem Werk des Herrn im Apostelamt heute zu zeugen. Der Nächste ist auch in der jenseitigen Welt; dies ist eine kleine Erinnerung damit der Entschlafenen-Gottesdienst seinen Platz in unseren Glaubensprioritäten wiederfindet.

Im Gegensatz zu dem reichen Jüngling, sagen wir heute dem Herrn, wie Maria dem Engel sagte: „Siehe, ich bin deine Magd, mir geschehe nach deinem Wort“. Möge jeder Jugendliche eine Seele sein, die immer bereit ist dem Herrn zu dienen – dies ist mein Wunsch.



Foto: Oliver Rütten

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Tshitshi Tshisekedi
13.09.2018
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