Den Glauben bekennen – im Wandel der Zeit

Wer von seinem Glauben überzeugt ist, der will auch Zeugnis davon geben. Wie das in Zeiten des Internets gehen kann, das hat nac.today kürzlich gezeigt. Wie sich die Form in Lauf der Zeit verändert hat, das zeigt heute ein Rückblick in Beispielen.

1837 – Apostel gehen an die Öffentlichkeit

Im Testimonium brachten die katholisch-apostolischen Apostel Zeugnis und teilten ihre Ansichten darüber mit, wie sich die Kirche verändern und warum es wieder Apostel geben müsse. Das Testimonium ist ursprünglich auf Englisch verfasst, wurde aber auch in Deutsch, Latein und Französisch übersetzt. Gedruckt umfasst es 89 Seiten. Das Schreiben aus dem Jahr 1837 sollte an Kirchenvertreter und Staatsoberhäupter in Europa übergeben werden. Zu den wichtigsten Adressaten zählten der Papst, der Kaiser von Österreich und der König von Frankreich. Allerdings blieb die Initiative der Apostel ohne Resonanz, zum Teil wurden die Emissäre abgewiesen, ohne dass sie die Zeugnisschrift übergeben konnten.

1926 – Mission mit Blasmusik

Zwischen den Weltkriegen entstanden in vielen neuapostolischen Gemeinden große Posaunenchöre. Populär wurde die Mission mit Posaunenchören durch evangelische „Jünglingsvereine“ Anfang des 19. Jahrhunderts, die mit ihren Instrumenten zu Missionsfesten oder an Feiertagen durch die Städte und Dörfer zogen. Auch neuapostolische Blechbläser begleiteten in den 1920er Jahren mancherorts Glaubensgeschwister musizierend nach Hause.

1933 – Werbeverbot

Im Frühjahr 1933 erließ das Württembergische Innenministerium ein Werbeverbot für die „Neuapostolische Sekte“. Bei Nichtbeachtung wurde die „Auflösung der Sekte und ihrer Einrichtungen“ wegen Gefährdung der öffentlichen Ordnung angedroht. Die „Werbetätigkeit“ der Kirche wurde als „intensive, bisweilen in Hausfriedensbruch ausartende Bearbeitung der Bevölkerung“ bezeichnet. In den Folgejahren wurde das Werbeverbot in allen deutschen Ländern erlassen.

1960 – Culti in Lingua Italiana

Ab den 1960er Jahren kamen sogenannte Gastarbeiter, meist aus dem Süden und Südosten Europas, nach Deutschland. Stammapostel Walter Schmidt regte an, den Arbeitsmigranten in ihrer Muttersprache Zeugnis zu bringen. Mit Gästegottesdiensten in Italienisch begann die fremdsprachige Missionsarbeit, die in den 1980er Jahren auch zur Gründung eigener fremdsprachiger Gemeinden führte.

1980 – Ein Fenster als Schaukasten

In der früheren DDR waren die Möglichkeiten, über die Neuapostolische Kirche zu informieren, sehr begrenzt. Selbst das Anbringen von Schaukästen an den Kirchen war oft nicht möglich. Auf eine pfiffige Idee kamen Mitglieder der Gemeinde Calbe an der Saale (Sachsen-Anhalt): Ihr Kirchengebäude, eine ehemalige Klosterkirche, besaß zur Straße hin tiefliegende Kastenfenster mit breiten Fensterbrettern, die sie mit Text- und Fototafeln über die Neuapostolische Kirche dekorierten, sodass Passanten sich über die Kirche und die Aktivitäten der Gemeinde informieren konnten.

1986 – Informationsbroschüren

In den 1980er Jahren gab Stammapostel Hans Urwyler den Auftrag, Pressemappen und Informationsbroschüren über die Neuapostolische Kirche in den wichtigsten Hauptsprachen zu erstellen. Sie sollten die regional sehr unterschiedlichen Hilfsmittel für die Missionsarbeit ablösen. Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens erhielten eine aufwendig gestaltete Mappe in rotem Kunstleder mit Goldprägung, der unter anderem eine Tonkassette mit Predigtauszügen von Gottesdiensten des Stammapostels beigelegt war.

1991 – Wege zu den Mitmenschen

Nach dem Zweiten Weltkrieg wuchs die Kirche nicht zuletzt durch eine intensiv und systematisch betriebene „Weinbergsarbeit“. Das bedeutete, abends von Tür zu Tür zu gehen, bei ausgewählten oder beliebigen Adressen zu klingeln und Menschen in die Gottesdienste einzuladen. In den 1980er Jahren zeigte sich, dass diese Form des Zeugnisbringens nicht mehr zeitgemäß war. Stammapostel Richard Fehr schrieb in der daraufhin erarbeiteten Broschüre "Wege zu den Mitmenschen", dass diese Art der Kontaktaufnahme durch veränderte Lebens- und Wohnbedingungen oft nicht mehr möglich sei. Die Broschüre sollte neuapostolische Christen beim Bekenntnis ihres Glaubens unterstützen. Das Wichtigste war für Stammapostel Fehr dabei „das Gebet, unsere persönliche Glaubensüberzeugung und unser vorbildlicher Wandel“.

Heute – Hinweistafeln an Ortseingängen

Eine Möglichkeit, Öffentlichkeitsarbeit zu betreiben, sind Hinweisschilder mit Adresse der Kirche und Gottesdienstzeiten an Ortseingängen. Genehmigungen hierfür sind bei Gemeinde- beziehungsweise Stadtverwaltungen einzuholen. Sobald die Genehmigung vorliegt, können bei der zuständigen Kirchenverwaltung die Hinweistafeln bestellt werden. In den meisten Fällen bringt die betreffende Gemeinde-/Stadtverwaltung die Tafeln an.

Öffentlichkeitsarbeit im Kleinen

Manchmal reicht ein Aufkleber auf dem Auto, dem Laptop oder der Handtasche, um über den Glauben ins Gespräch zu kommen.


Dieser Artikel stammt aus der Zeitschrift „spirit“ und ist Teil des Titelthemas „Laodizea – weder kalt noch warm“ in der Ausgabe 01/18.

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Redaktion spirit
15.03.2018
Europa, Medien, Gemeindeleben