Was „Demut“ heute für uns bedeutet

Eine Entschuldigung für Fehler der Vergangenheit, ein Hinweis auf die apostellose Zukunft und ein Aufruf zur Toleranz gegenüber Mitmenschen: Das alles und mehr gehört zum Begriff „Demut“, wie ihn die Neuapostolische Kirche versteht.

Demut ist keine Schwäche, sondern eine Voraussetzung, um göttliches Heil zu erlangen. Das macht Stammapostel Jean-Luc Schneider in der jüngsten Ausgabe der Mitgliederzeitschrift „community “ deutlich. „Von daher erscheint es mir hilfreich, diesen Begriff ein wenig näher zu betrachten und uns zu fragen, was er heute für uns bedeutet“, heißt es in der Abhandlung, die in diese Wochen auch in „Unsere Familie“ erscheint .

Demut vor dem Höchsten.…

… bedeute nicht, die eigene Person geringzuschätzen, betont der Stammapostel. Vielmehr gehe es darum, sich der Vollkommenheit Gottes bewusst zu sein und zu erkennen, dass jeder ganz und gar auf Gnade angewiesen ist. „Der wahrhaft Demütige bedenkt, dass Gott ihn besser kennt als er sich selbst.“

Demut gegenüber dem Nächsten …

… wird auf zwei Arten greifbar. Zum einen durch Toleranz: „Gott liebt unseren Nächsten gleich uns, selbst wenn dieser sich von uns völlig unterscheidet. Der andere muss daher nicht so werden wie ich, um wie ich geliebt zu werden.“ Zum anderen durch Rücksichtnahme: „Nichts verbietet uns, im eigenen Interesse Entscheidungen zu treffen, vorausgesetzt, diese berücksichtigen auch die Interessen der anderen.“

Demut als Diener Gottes …

… äußert sich zum Beispiel darin, den eigenen Auftrag richtig einzuschätzen: „Die Amtsautorität erstreckt sich nur auf die Verkündigung des Evangeliums.“ Amtsträger dürften sich nicht darauf berufen, „um persönliches Glaubenserleben verbindlich zu lehren.“

Demut gegenüber der Gemeinde …

… heißt für Amtsträger vor allem, geistliche Vollmacht und organisatorische Hierarchie auseinanderzuhalten. Niemand dürfe seine Position missbrauchen, um anvertrauten Glaubensgeschwistern den eigenen Rat aufzuzwingen oder dabei sogar zu meinen, dass deren Heil von ihrem Gehorsam gegenüber den gegebenen Anweisungen abhängt.

Demut der Kirche …

… bedeute, die eigenen Grenzen zu erkennen: „Wir behaupten keinesfalls, dass unsere Vorgänger unfehlbar gewesen wären“, blickt der Stammapostel auf die Geschichte der Neuapostolischen Kirche zurück. „Die Kirche entschuldigt sich für die Fehler, die gemacht wurden. Aber wir können die Vergangenheit nicht ändern. Alles, was wir tun können, ist sicherzustellen, dass sich entstandene Fehler nicht mehr wiederholen, wohl wissend, dass wir unweigerlich andere begehen …“

Außerdem: „Die Tatsache, dass wir von unserer Glaubenslehre überzeugt sind, hindert uns nicht, sowohl den geistlichen Reichtum anderer Kirchen als auch die Verdienste ihrer Mitglieder anzuerkennen.“

Und schließlich: Das Apostelamt und die Sakramente seien nur bis zur Wiederkunft Christi notwendig, erläutert der Kirchenleiter „persönliche Überlegungen ohne sie zu einer unantastbaren Wahrheit zu erheben“. Denn im Tausendjährigen Friedenreich sei Jesus selbst der Handelnde. Dann noch auf die Heilsnotwendigkeit des Apostolats zu pochen, ließe „den Respekt gegenüber Jesus Christus, unserem Erlöser, vermissen“.


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Andreas Rother
04.07.2017
Lehraussagen, Lehrvermittlung