Gemeinsam und gut aufgestellt in die Zukunft

Christus vor Kirche, Evangelium vor Regeln, Seelenheil vor Tradition: Mitte 2018 antwortete der Stammapostel in einem exklusiven Interview auf die Frage „Quo vadis, NAK?“. Das Wichtigste aus dem Dreiteiler.

Die strategischen Leitlinien

„Unser oberstes Ziel ist es, das Evangelium Jesu Christi treu und gewissenhaft in aller Welt zu predigen. Das bedeutet für uns als Apostel:

  • Wir wollen darauf achten, dass Jesus Christus und nicht die Institution oder eine Persönlichkeit den ersten Platz einnimmt.
  • Wir wollen die neuapostolische Lehre auf der Basis der Bibel definieren. Dies ist der Zweck unseres Katechismus.
  • Wir wollen darauf achten, dass die Predigt mit der biblischen Botschaft und der Lehre übereinstimmt.
  • Wir wollen dem Vorrang geben, was für das Heil der Gläubigen ausschlaggebend ist. Wir wollen klar zwischen der Botschaft des Evangeliums und den Regeln der Kirche oder örtlichen Traditionen unterscheiden.
  • Nicht zuletzt wollen wir dafür sorgen, dass alle neuapostolischen Kinder auf der ganzen Welt Zugang zu einem guten, ihren Bedürfnissen und den lokalen Verhältnissen angepassten kirchlichen Unterricht haben.“

Die kulturelle Vielfalt

„Früher, als unsere Kirche am Anfang ihrer weltweiten Entwicklung stand, legten wir den Schwerpunkt mehr darauf, über die Einheit der Kirche zu wachen. Wir hielten die Gläubigen dazu an, sich nach einem „apostolischen Muster“ in Sachen Musik, Kleidung, Lehrmethoden oder auch Organisation auszurichten. Heute wissen wir, dass dieses Vorgehen nicht optimal war und bemühen uns, den kulturellen Unterschieden mehr Rechnung zu tragen. Der neuapostolische Glaube lässt sich innerhalb der unterschiedlichsten Kulturen leben!“

Die Neuorganisation der Amtshierarchie

„Unsere Ziele sind:

  • unser Verständnis von „Amt“ zu definieren, indem wir uns auf den biblischen Befund stützen, ohne uns in den Bann von Auslegungen ziehen zu lassen. Die berufen sich eher auf die Tradition als auf die eigentliche Exegese.
  • die Ausübung der bei der Ordination von Gott übermittelten Amtsvollmacht klar von den organisatorischen Verantwortungen zu trennen.
  • die Kompetenzen der Gläubigen unabhängig vom Amt aufzuwerten.
  • unsere Struktur den heutigen Bedürfnissen anzupassen, indem wir sie effizienter, nachvollziehbarer und flexibler gestalten.
  • die Unterweisung/Fortbildung allgemein einzuführen.
  • und – ganz allgemein gesagt – den Schwerpunkt auf den Begriff „Dienst/dienen“ zu legen.“

Das Prinzip der kollegialen Führung

„In unserer heutigen Welt ist es nicht mehr denkbar, dass eine weltweite Kirche wie unsere durch einen einzigen, auf sich allein gestellten Mann geleitet wird. Entscheidungen müssen viel eher kollegial getroffen werden. Es ist mir ein wichtiges Anliegen, die Bezirksapostelversammlung zu einem echten Leitungsorgan der Kirche zu formen. Wir haben da schon viel erreicht, und ich bin sehr zufrieden.

Selbstverständlich benötigt eine kollegiale Leitung gewisse Regeln. Wenn die Bezirksapostel voll und ganz in die Leitung der Kirche involviert sein sollen, darf ihre Anzahl nicht zu groß sein. Deshalb haben wir zum Beispiel in Europa damit begonnen, die Zahl der Bezirksapostel zu reduzieren. Parallel dazu haben wir eine Koordinationsgruppe und ein Finanzkomitee eingerichtet. Diese bestehen aus einigen Bezirksaposteln, die im Auftrag der Bezirksapostelversammlung handeln und den Stammapostel in seiner Arbeit unterstützen.

Auch in den Gebietskirchen gibt es mittlerweile solche Ansätze. Im Lauf der vergangenen Jahre wurden Rolle und Entscheidungsbefugnis der Leitungs- und Kontrollorgane klar definiert und gegebenenfalls verstärkt. In manchen Gemeinden wurden Gemeindegremien eingesetzt und Gemeindemitglieder in die Organisation gewisser Gemeindeaktivitäten eingebunden. Solche Lösungen werden sich wohl in Zukunft noch entwickeln und vermehren.“



Foto: Oliver Rütten

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