Hand in Hand für das Wohl des Nächsten

Seit ihrer Gründung im Jahr 1997 leistet die Stichting Corantijn, das Hilfswerk der Neuapostolischen Kirche der Niederlande, karitative Hilfe in Suriname. Seit einigen Jahren erfährt sie Unterstützung durch die kirchliche Hilfsorganisation NAK-karitativ.

Das Land Suriname kennen viele Menschen nur vom Hörensagen: Etwa 8000 Kilometer Luftlinie liegen zwischen den Niederlanden und dem exotischen Land in Südamerika, das in neun Stunden Flugzeit erreicht wird. Suriname grenzt im Norden an den Atlantischen Ozean, im Osten an Französisch-Guyana, im Süden an Brasilien und im Westen an Guyana.

Das Klima ist mit einer durchschnittlichen Temperatur von 26 bis 34 Grad ganzjährig tropisch. Von Anfang Dezember bis Anfang Februar gibt es eine kleine, von Ende April bis Mitte August eine große Regenzeit. Neben einer Vielfalt an landwirtschaftlichen Produkten ist Suriname wegen seiner Bodenschätze bekannt. Vor allem Bauxit, Gold und Erdöl werden ins Ausland exportiert. Seit 2007 wird Erdöl in großen Mengen vor der Küste Surinames gefördert.

An der Schwelle zum Industrieland

Trotz seiner Rohstoffe und einem regelmäßigen Handelsüberschuss ist das Land für Investoren nicht sonderlich attraktiv. Das liegt zum einen an dem langsamen Wirtschaftswachstum und der schlecht ausgebauten Infrastruktur, zum anderen kam es seit der Unabhängigkeit – bis November 1975 stand Suriname noch unter niederländischer Verwaltung – zu einer großen Abwanderung ausgebildeter Menschen, die in ihrem Land wirtschaftlich kaum Perspektiven sahen. Trotzdem ist Suriname nicht als Entwicklungsland zu sehen, sondern vielmehr als Schwellenland.

Den Einfluss der Niederlande kann man trotz Eigenständigkeit des Landes noch heute an verschiedenen Stellen sehen: So ist Niederländisch für etwa 60 Prozent der Bevölkerung von Suriname Muttersprache, gefolgt von „Sranan-Tongo“. Die Vielfalt Surinames spiegelt sich auch bei Betrachtung der Religionen wider: 48 Prozent der Bevölkerung sind Christen, 22 Prozent Hindus und 14 Prozent Muslime.

Unterstützung aus den Niederlanden

Nur wenige Hundert Mitglieder zählen die neuapostolischen Gemeinden des Landes, die zum Bezirksapostelbereich von Rainer Storck gehören. Ansprechpartner für Kirchenbesucher oder Hilfswerke der Neuapostolischen Kirche ist der Leiter des Bezirks Suriname, Bezirksältester Harvey Sanredjo.

Stichting Corantijn, die karitative Organisation der Neuapostolischen Kirche der Niederlande, ist nur für Suriname tätig und leistet dort Hilfe auf den Gebieten Erziehung und Bildung. Zwei bis drei Mal pro Jahr wird ein Container mit Second-Hand-Kleidung, Schulsachen, medizinischem Material und Hilfsmitteln für Behinderte versandt. Darüber hinaus wird auch in begrenztem Umfang strukturelle Aufbauhilfe geleistet, so wurde zum Beispiel durch einen im Ruhestand lebenden holländischen Priester die Ambulanzfahrzeugleitstelle in Paramaribo mit aufgebaut. 


Hausbau und Chili-Pfeffer

Größere Projekt werden in Zusammenarbeit mit NAK-karitativ realisiert: Im Jahr 2017 entstanden sieben Häuser auf dem kircheneigenen, sechs Hektar großen Gelände in Welbedacht, das etwa 40 Kilometer von der Hauptstadt entfernt liegt. Die Wohnsituation der Menschen dort war extrem unzureichend. Inzwischen sind diese Dreizimmer-Häuser vermietet und die Stiftung erzielt damit monatlich Mieteinnahmen, mit denen sie weitere kleine Hilfsmaßnahmen finanziert.

Zeitgleich mit dem Aufbau der Häuser wurde ein Verkaufsladen für Gebrauchtkleidung, Schulmaterial und Schuhe mit Spenden der Stichting Corantijn fertiggestellt und im März 2018 eingeweiht. Käufer fahren selbst aus Paramaribo an, da die gute Qualität der angebotenen Produkte sich herumgesprochen hat.

Ein weiteres Projekt für die Dorfentwicklung war der Anbau von Chili-Pfeffer. Um eine landwirtschaftliche Fläche dafür zu gewinnen, wurden anderthalb Hektar gerodet. Auf dem lokalen Markt und in den Restaurants in Holland sind die getrockneten Schoten oder das scharfe Pulver sehr gefragt.

Kindergarten im Regierungsgebäude

In Balingsoela, 130 Kilometer südöstlich von Paramaribo gelegen, einem sehr vernachlässigten Teil des Landes, wurde ein für die kirchlichen Hilfswerke recht ungewöhnliches Projekt realisiert: Der Bau eines „Lijkenhuis“. Das Haus mit Kühlräumen, Trauerhalle, fließend Wasser und Sanitäranlagen ermöglicht eine längere Aufbahrung der Leichen und bietet nun für die Angehörigen die Chance, einen würdigen Abschied von den Verstorbenen zu nehmen, was wegen der klimatischen Bedingungen und der weiten Entfernungen zwischen den Dörfern und Städten bisher nicht immer möglich war.

Außerdem sanierte Stichting Corantijn ein verfallenes Regierungsgebäude im Ort, das in direkter Nachbarschaft zur Kirche liegt, und konnte zusammen mit dem Dorfältesten einen bemerkenswerten Nutzungsplan entwickeln: In dem Gebäude mit 2000 Quadratmetern Fläche wurden bis Ende 2018 ein Kindergarten, zwei Begegnungsräume für Jugendliche mit Bibliothek und Computerraum, zwei Wohnungen für die Dorflehrer und ein Trocknungsraum für Chili-Pfeffer eingerichtet.

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Martin Petzoldt, Ole Krafft
26.09.2019
Niederlande, Suriname, Hilfswerke, Soziales Engagement