Zwischen Erntedank und Entschlafenensonntag

Der Oktober wird auf der nördlichen Erdkugel häufig als ein „goldener“ Monat bezeichnet: Er bringt noch etwas Sonne, schöne Sonnenuntergänge und färbt die Blätter der Bäume bunt. Damit wächst die Erkenntnis: Die Schöpfung Gottes ist wunderbar!

„Tanja hat eine Spinne getötet“, ruft ihr kleiner Bruder entsetzt. Die Mutter nimmt ihre beiden Kinder zur Seite und erzählt ihnen von den Wundern der Natur und dass in Gottes Schöpfung jedes Lebewesen einen Platz hat. Tanja versteht das, wie überhaupt Kinder manches besser verstehen als die Erwachsenen. In Gottes Schöpfung hat eben alles seinen Platz, auch der Mensch. Es gibt genau so wenig unnützes Kraut (Unkraut) wie es unnütze Menschen gibt. Alles und jedes ist Teil der einzigartigen Schöpfung. Weil aber der Mensch ein „Gast auf Erden“ (Psalm 119,19) ist, soll er gefälligst pfleglich und respektvoll mit der Schöpfung umgehen und sie erhalten, statt sie zu zerstören! Heutzutage gewinnt eher ein anderer Eindruck die Oberhand, dass nämlich die gesamte Menschheit – wir alle – Frevel an der Schöpfung begeht. Wir Menschen gehen nicht nur leichtfertig mit der Luft, dem Wasser und dem Boden um, sondern vergiften diese Güter Gottes, sodass die Lebensordnung zerstört zu werden droht. „Tut der Erde und dem Meer und den Bäumen keinen Schaden“, heißt es in der Bibel (Offenbarung 7,3) – ein klares Wort. Wie heißt es doch in einem berühmt gewordenen Spruch: „Erst wenn der letzte Baum gerodet, der letzte Fluss vergiftet, der letzte Fisch gefangen ist, werdet ihr merken, dass man Geld nicht essen kann.“

Die Goldene Regel

Am zweiten Sonntag im Oktober befassen sich die Predigten in den neuapostolischen Gottesdiensten mit der „Goldenen Regel“: „Alles nun, was ihr wollt, dass euch die Leute tun sollen, das tut ihr ihnen auch! Das ist das Gesetz und die Propheten“ (Matthäus 7,12). Das versteht sich doch eigentlich von allein, oder? Schon der gesunde Menschenverstand macht deutlich, dass es besser sei, nicht nur auf sich selbst, sondern auch den anderen zu achten! Doch ganz so einfach ist die Lage nicht. Für nachdenkliche Christen stellt sich nämlich damit die Frage: Wie lebe ich mein Christsein im Alltag? Achte ich nur auf mich oder kümmere ich mich auch um andere? Die Antwort darauf ist einfach und doch so schwer zugleich: Wir gehen mit unserem Nächsten so um, wie Jesus mit uns umgeht! Ein wichtiger Merksatz aus dem Evangelium heißt in diesem Zusammenhang „Wie kannst du Gott lieben, den du nicht siehst, und liebst deinen Bruder nicht, den du siehst?“ Ehrliche Nächstenliebe ist keine Show, nichts für eine klatschende Öffentlichkeit!

Ein Leben ohne Lug und Trug, ohne Selbstsucht, ohne Manipulation, ohne Erniedrigung oder Diskriminierung. Es könnte so schön sein.

Freiheit …

Am dritten Oktobersonntag beschäftigt sich die Predigt mit einem alten Psalm, der davon berichtet, dass Mose und das Volk, die das Rote Meer durchquert hatten, ein Lied sangen: „Der Herr ist meine Stärke und mein Lobgesang und ist mein Heil. Das ist mein Gott, ich will ihn preisen, er ist meines Vaters Gott, ich will ihn erheben“ (2. Mose 15,12). Es ist ein Lied der Dankbarkeit und der Hochachtung für Gott. Es handelt von Freiheit und Befreiung: Gott hatte das Volk Israel aus der Gefangenschaft in Ägypten befreit und nur er allein konnte das vollbringen. In die heutige Welt der Christen übersetzt, heißt das: Sing ein Danklied auf Gott, der dich durch das Opfer Jesu Christi aus der Knechtschaft der Sünde befreit hat – niemand sonst hätte es tun können.

… für alle

Solche Freiheit von Sünde und Schuld gilt über das irdische Leben hinaus. Unter dem Motto „Erlösung für alle Menschen“ will der Entschlafenensonntag von Anfang November gut vorbereitet sein. „Doch darüber freut euch nicht, dass euch die Geister untertan sind. Freut euch aber, dass eure Namen im Himmel geschrieben sind“ (Lukas 10,20). Gott wird dafür sorgen, dass alle Menschen die Möglichkeit haben, sich für Jesus zu entscheiden. Gott wird sein Werk vollenden, und er wird allen, die Jesus nachfolgen, ermöglichen, in die ewige Gemeinschaft mit ihm zu gelangen.



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Peter Johanning
28.09.2020
Gottesdienst