Mosambik: Aufbruch in ein neues Land (Teil 1)

„Wir freuen uns, endlich auf die Karte zu kommen“, erklärt Apostel Robert Worship begeistert. Der Verwaltungsleiter der Gebietskirche Afrika-Süd begleitet ein außergewöhnliches Projekt: die erstmalige Kartierung der neuapostolischen Gemeinden in Mosambik.

Weiß die Kirche etwa nicht, wo die Gemeinden sind? Ja und nein. – Eine grobe Übersicht ist vorhanden; aktuelle und detaillierte Informationen fehlen allerdings für die Gemeinden in Mosambik. Das soll sich nun grundlegend ändern. „Nach unseren Aufzeichnungen haben wir 1326 Gemeinden, wissen aber sonst nur sehr wenig. Das Projekt zielt darauf ab, die Gemeinden, die Eigentumsverhältnisse, die GPS-Koordinaten und die Bilder der einzelnen Gebäude zu prüfen“, berichtet der Verwaltungsleiter.

Dass die Kirchenleitung mehr wissen möchte, ist schnell erklärt: Nur wenn die zuständige Kirchenverwaltung erfährt, wo und wie groß die Gemeinden sind, wie viele Amtsträger vorhanden sind, können sie Gemeinden versorgen: Lehrmaterialien bereitstellen, Amtsträger ausbilden.

Digitale Pionierarbeit

Zum anderen ist diese digitale Pionierarbeit notwendig, um das internationale Adressbuch mit verlässlichen Daten zu füllen. 58.500 neuapostolische Gemeinden gibt es weltweit; Gemeinden aus 53 Ländern sind bereits in der globalen Adressdatenbank hinterlegt. Jetzt wird in vielen Ländern an der Vervollständigung dieser Daten gearbeitet.

Und auch die Gemeinden aus Mosambik werden künftig in dieser Datenbank auffindbar sein, die auf http://adresses.nak.org oder in der App nacmaps allen Interessierten öffentlich zur Verfügung steht. Ein Projekt, das die Kommunikationsdienste der Neuapostolische Kirche International seit einigen Jahren unterhalten und dessen Ergebnis bereits viele Gemeindemitgliedern aktiv auf Reisen nutzen.

28 Millionen Einwohner leben in Mosambik, in dem Land am Indischen Ozean, eine von jahrelangen Bürgerkriegen durchrüttelte Region. In dem überwiegend christlich geprägten Land leben 196.000 neuapostolische Christen. In elf Apostelbereichen sind 4500 Amtsträgern im diakonischen und priesterlichen Dienst aktiv.

Auf einen Kaffee beim Bezirksapostel

Aber es braucht mehr als nur einen versierten Informatiker und eine Datenbank: „Die Verifikations- und Kartierungsarbeit der Gemeinden in Mosambik ist eine besondere Aufgabe. Da es nur sehr wenige Straßen gibt und die Versammlungsorte von ‚unter einem Baum‘ bis zu einer festen Adresse reichen“, braucht es zunächst Grundlagenarbeit, erläutert Apostel Worship. Und dafür sind Menschen vor Ort nötig.

„Ende 2017 lud mich Bezirksapostel Kriel ein, mit ihm einen Kaffee zu trinken. Ich hatte keine Kenntnis von seinen Absichten“, berichtet Bischof Alvin Witten schmunzelnd. Die Unterhaltung veränderte sein Leben und das seiner Familie, denn „während dieses Gesprächs fragte mich der Bezirksapostel, ob ich mir vorstellen könnte, nach Mosambik umzuziehen.“ Der Bezirksapostel brauche jemanden, der ihm bei der Verwaltung im Land behilflich sei.

Warum sie und niemand anderes? Der Bezirksapostel kenne sie als Liebhaber von Autoreisen und dass sie hart im Nehmen seien. „Also kannte er unsere Charaktere und sagte, er müsse jemanden schicken, der bereit sei, Härtefälle auf sich zu nehmen. Er stellte klar, dass dies kein Picknick sein würde.“ Und der Bezirksapostel gibt ihnen auch noch einen Ratschlag mit auf die Reise: Möglichst niedrige Erwartungen zu haben, oder besser gar keine.

„Wenn man von Kapstadt aus kommt, wo alles organisiert und schön ist, kann man sich unsere Bedenken vorstellen. Aber wir waren bereit, unser Bestes zu geben. Wir glaubten, wenn Gott uns dort haben wollte, würde er uns beschützen“, so Bischof Witten. „Kapstadt liegt an der Spitze Afrikas. Wo immer wir also außerhalb der Grenzen hinreisen, es ist weit weg“, erklärt der aufbruchwillige, aber auch nachdenkliche Alvin Witten. 2000 Kilometer sind es allein von Kapstadt, wo Freunde und Familie leben, in die im Süden Mosambiks gelegene Hauptstadt Maputo. Bis in den Norden des Landes sind es noch einmal 2000 Kilometer.

Alvin Witten und seine Frau Jean stimmen nach kurzer Bedenkzeit zu.

Zustimmen und umziehen

„Wir begannen sofort mit unseren Nachforschungen über das Land und sammelten so viele Informationen wie möglich“, erinnert sich Alvin Witten. Und dann gab es auch noch Rechtsangelegenheiten zu klären: Würden die mosambikanischen Behörden eine Erlaubnis erteilen? Erfüllten Alvin und Jean Witten alle Kriterien, um in Mosambik arbeiten und leben zu dürfen? „Dieser Prozess war zeitaufwändig und mühsam.“

Dann wird es aber doch ernst: „Der nächste Schritt war ein Besuch in Mosambik, um das Land hautnah zu erleben. Wir sind noch nie dort gewesen.“ Von Südafrika aus geht es für das Ehepaar Witten nach Mosambik, in den Osten Afrikas.


In den nächsten zwei Teilen der Mosambik-Reportage berichten die Bischöfe Alvin Witten und Chris van Wyk über die Suche nach den Gemeinden im Busch, unerwartete Militäreinsätze und das erfolgreiche Zusammenspiel von internationalen IT-Projekten der Kirche mit denen in Mosambik und Südafrika.

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Oliver Rütten
10.09.2020
Mosambik, Südafrika, Medien, Gemeindeleben