… und vergib uns unsere Schuld – über die Sündenvergebung

Stammapostel Jean-Luc Schneider hat alle Bezirksapostel und Bezirksapostelhelfer zur internationalen Bezirksapostelversammlung nach Zürich eingeladen. Mehrfach spricht er mit ihnen über das Thema Sündenvergebung im Gottesdienst. Was geschieht da genau?

Ist nicht mit Jesu Kreuzestod das Sündhafte bereits überwunden? Hier eine theologische Einordnung.

„In dem Namen unseres Herrn Jesus Christus, Sohn des lebendigen Gottes, sind euch die Sünden vergeben.“ – So klingt es in jedem Gottesdienst der Neuapostolischen Kirche nach dem gemeinsam gebeteten Vaterunser. Das liturgische Stück dazu nennt sich Freisprache und deutet schon vom Namen her an, um was es geht: Der Glaubende wird von seiner individuellen Sünde und Schuld gegenüber Gott befreit. Doch kaum ist der Mensch von den aktuellen Sünden frei, sündigt er trotz allen Bemühens wieder aufs Neue. Sündenvergebung im Gottesdienst ist daher von immenser Wichtigkeit. Sie ist kein Sakrament, doch von hoher Bedeutung für die würdige Hinnahme des Heiligen Abendmahls.

Grundelement christlichen Glaubens

Der Glaube an die Sündenvergebung ist ein Kernelement christlichen Glaubens. Schon in den altkirchlichen Glaubensbekenntnissen – also im Apostolikum und im Bekenntnis von Nizäa-Konstantinopel – und im dritten Glaubensartikel des neuapostolischen Glaubensbekenntnisses wird sie ausdrücklich erwähnt. Darin kommt zum Ausdruck, dass die Möglichkeit der Sündenvergebung durch das Opfer Christi geschaffen wurde. Er hat sein Leben gegeben, damit Menschen von Sünden befreit werden. Die Befreiung von der Herrschaft der Sünde geschieht in der Heiligen Wassertaufe, in der die Erbsünde abgewaschen wird. Jedoch befreit weder die Wassertaufe noch die Freisprache im Gottesdienst von der menschlichen Geneigtheit zur Sünde, lateinisch: Konkupiszenz. Der Mensch sündigt immer wieder.

Voraussetzungen für die Freisprache

Der Sündenvergebung geht eine gründliche Selbstprüfung vorauf: das Bewusstmachen von Fehlern, das Bekennen der Sünde vor Gott, Reue zeigen und zuletzt der Entschluss, sich auf den Weg der Versöhnung mit dem Nächsten zu begeben. Sündenvergebung ist also kein Automatismus: Sie ist nur wirksam, wenn der Sünder bußfertig und vergebungsbereit ist. Innerhalb der Kirche haben die Apostel den Auftrag, die Vergebung der Sünden verbindlich zu verkünden, aber natürlich ist es Gott, der vergibt. Die Apostel wirken als Botschafter: Durch sie ist es Jesus Christus selbst, der dem Glaubenden die Freisprache verkündet. Sie gilt unabhängig vom Urteil und von der Zustimmung der Menschen. Der Sünder kann Vergebung von Gott empfangen, selbst wenn die Menschen ihn weiterhin anklagen.

Die rechte Gewissheit

Und ohne Apostel? Der Katechismus sagt: „Gott [kann] in seiner Allmacht […] immer Sünden vergeben“ (KNK 12.1.8.1). Gott kann ganz unabhängig von Amt und Kirche Sünden vergeben! Allerdings können nur die, die die Zusprache der Sündenvergebung aus dem Apostolat erhalten haben, auch gewiss sein, dass ihnen die Sünden wirklich vergeben sind.


Foto: Malyeuski Dzmitry - Fotolia

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Peter Johanning
26.04.2016
Heiliges Abendmahl, Gottesdienst, Lehraussagen