„Ihr nächstes Ziel heißt Luzern!“

Die Welt schaut nach Luzern: bei Ruderregatten, Festivals und – für die neuapostolischen Kirchenmitglieder – an Pfingsten auch zum Stammapostelgottesdienst. Der wird zwar nicht international übertragen, doch in allen Gemeinden mitgefeiert.

Die beim Rudern übliche internationale Wettkampfdistanz beträgt 2000 Meter. Einer, Doppelzweier, Vierer mit Steuermann und viele weitere Boote kämpfen auf natürlichen Flüssen und Seen um eine Medaille. Besonders beliebt bei Weltklasse-Ruderern ist der Rotsee in Luzern (Schweiz). Mit 2,5 Kilometern hat er die perfekte Länge und er hat eine natürliche gerade Form. Er wird von sanften Hügeln umrandet und ist dadurch vor Wind geschützt. Der Fluss Ron, der aus dem See irgendwann in den Fluss Reuss fließt, sorgt für eine sanfte Strömung. Die Uferbereiche sind unter Naturschutz und am Südufer lädt das Rotsee-Badi zum Entspannen ein. Ruderer nennen den Rotsee deshalb auch „Göttersee“. Seit 1933 werden hier Ruderregatten durchgeführt und durch die Weltmeisterschaften ist der Göttersee weltberühmt.

Eine Stadt des Sports und der Kultur

Nur wenige Meter von diesem See entfernt ist die neuapostolische Kirche in der Mozartstraße. Hier kommen Ruderer aus aller Welt daran vorbei, wenn sie zum Trainieren an den See gehen. Die neuapostolische Gemeinde in dem Hauptort des Kantons Luzern versammelt sich seit 63 Jahren in dem Gebäude, das der damalige Bezirksapostel Ernst Streckeisen am 16. April 1961 einweihte. Dort feiert Stammapostel Jean-Luc Schneider den Pfingstgottesdienst, eine Woche vor dem Welt Ruder Cup auf dem sogenannten Göttersee.

Nicht nur bei Ruderern ist die Stadt sehr beliebt. Auch Kulturinteressierte kommen auf ihre Kosten. Reinhold Seeger war 24 Jahre Vorsteher in Luzern. Er kennt die Stadt im Herzen der Schweiz gut. „Zu den bekanntesten Sehenswürdigkeiten in Luzern gehört die Kapellbrücke, eine historisch gedeckte Holzbrücke, mit dem Wasserturm sowie die Stadtmauer und der Gletschergarten“, erzählt er im Gespräch mit nac.today. „Die Altstadt von Luzern ist auch für ihre gut erhaltenen mittelalterlichen Gebäude und engen Gassen bekannt.“ Die 1178 erstmals urkundlich erwähnte Stadt war von Beginn an ein bedeutendes Zentrum des Handels, der Politik und der Kultur. „Luzern ist ein kulturelles Zentrum mit zahlreichen Museen, Galerien und Theatern“, erzählt der Vorsteher im Ruhestand. Überregionale Ausstrahlung haben auch die Luzerner Fastnacht und das Lucerne Festival, bei dem internationale Künstler und Sinfonieorchester aus der ganzen Welt zusammenkommen.

Wieder kontinental auf Sendung

Bezirksapostel aus der ganzen Welt kommen an diesem Wochenende auch in Luzern zusammen. Das Treffen hat überregionale Ausstrahlung, doch der Gottdienst dieses Mal keine weltweite Übertragung. Die gibt es zu Pfingsten im Normalfall nur alle zwei Jahre: zuletzt aus Kapstadt (2023), Goslar (2019), Wien (2017) und Lusaka (2015). Ansonsten wird der Gottesdienst kontinental übertragen, wie zuletzt die Gottesdienste aus Buenos Aires (2022), Washington (2018), Frankfurt am Main (2016), Dresden (2011) und Chicago (2009).

Ausnahmen gibt es zu besonderen Anlässen: 2012 die Beauftragung des Stammapostelhelfers, 2013 die Ordination des neuen Stammapostels und 2014 der Internationale Kirchentag. Außerdem wurden in den Jahren 2020 und 2021, als die Corona-Pandemie größere Versammlungen nahezu unmöglich machte, die Online-Gottesdienste zu Pfingsten weltweit übertragen. Der diesjährige Pfingstgottesdienst wird zwar in Bild und Ton nur nach Europa übertragen, doch die Beschlüsse der Bezirksapostelversammlung am Donnerstag gelten natürlich weltweit.

Seit 1977 ist es so, dass dieses internationale Beschlussorgan seinen Sitz in der Schweiz hat. Unter der Leitung von Stammapostel Ernst Streckeisen gründete sich 1977 der „Internationale Apostelbund“ mit Sitz in der Schweizer Stadt Zürich. 1990 löste die Neuapostolische Kirche International (NAKI) diesen ab.

Vorfreude auf den Besuch

Etwas länger ist die Neuapostolische Kirche schon in der Schweiz vertreten. Auf der Internetseite der Neuapostolischen Kirche Schweiz steht dazu: „Im Jahre 1893 kam ein neuapostolischer Christ aus Norddeutschland in die Schweiz. An Pfingsten 1895 konnte mit der Gründung der Gemeinde Zürich-Hottingen der eigentliche Grundstein zur Neuapostolischen Kirche Schweiz gelegt werden“. Von Zürich aus breitete sich der Glaube weiter in Schweizer Städte aus. Dazu wurde Anfang des 20. Jahrhunderts Ernst Schädeli zusammen mit seiner Familie nach Thun gesandt. Dank ihm konnte bald dort eine Gemeinde gegründet werden.

Bezirksapostel August Hölzel soll dann zu dem Priester gesagt haben: „Lieber Freund – Ihr nächstes Ziel heißt Luzern!“ Der erste Gottesdienst in der Stadt fand am Bettag in seiner Wohnung in Kupferhammer statt, am 20. September 1920. Weil die Gemeinde immer weiter wuchs, zog sie mehrmals um, bis am 25. März 1960 der erste Spatenstich für das Gotteshaus stattfinden konnte, das heute noch steht.

Je nachdem, ob Urlaubszeit ist oder nicht, besuchen 90 bis 130 Gläubige sonntags den Gottesdienst. Zum Pfingstfest, wenn der Stammapostel kommt, werden ein paar mehr erwartet. Umliegende Gemeinden sind zu dem Fest eingeladen. Die Gläubigen freuen sich schon darauf.

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Katrin Löwen
15.05.2024
Kirchen, Europa, Schweiz, Gemeindeleben