Auftrag an alle: Versöhnlichkeit leben

Die Versöhnungserklärung zwischen der Neuapostolischen Kirche und der Apostolischen Gemeinschaft bedeutet mehr als ein Akt zwischen Konfessionen. Das macht Stammapostel Jean-Luc Schneider deutlich: Der Versöhnungsgedanke ist ein Auftrag an alle Glaubensgeschwister.

„Ich möchte, dass es ernst genommen wird, wenn wir als Apostel von Versöhnung sprechen“, schreibt Stammapostel Schneider in der nächsten Ausgabe von „Unser Familie“: Daher halte er es für seinen Auftrag, den Versöhnungsgedanken auch in die Mitte der Kirche zu tragen. „Ich empfehle allen, sich diesen Gedanken zu einem persönlichen Anliegen zu machen und ihrerseits Versöhnlichkeit zu leben.“

Vorgeschichte der Annäherung

Mit diesen Worten endet der Artikel in der kommenden Ausgabe 04/2015. Darin erläutert der Stammapostel die Gründe und Hintergründe der Versöhnungserklärung: Am 29. November 2014 unterzeichneten Vertreter beider Kirchen das historische Dokument. „Die Apostolische Gemeinschaft und die Neuapostolische Kirche anerkennen und wertschätzen sich als selbstständige Kirchen mit jeweils eigenständigem Profil“, lautet der Kernsatz. Damit endete eine Zeit der Auseinandersetzung, die mit der Spaltung im Jahre 1955 begonnen hatte.

„Nach dem Tod von Stammapostel Johann Gottfried Bischoff vergingen viele Jahre, bis man wieder miteinander redete“, skizziert Stammapostel Schneider in dem UF-Text nun die lange Vorgeschichte einer Annäherung. Auch der Informationsabend im Dezember 2007 in Zürich ist Thema: Die Veranstaltung sollte die Geschichtsaufarbeitung seitens der Neuapostolischen Kirche darstellen. „Es zeigte sich aber, dass dies nicht der geeignete Weg war, um die Gräben zu überbrücken“, schreibt er. „Erst nach der Stellungnahme von Stammapostel Wilhelm Leber im Mai 2013 zur Botschaft von Stammapostel Bischoff kam es zu erneuten Gesprächen, die im Ergebnis zu der jetzt verabschiedeten Erklärung führten.“

„Wir sind Teil der Kirche Christi“

Zur der Aussage von Stammapostel Bischoff, die Wiederkunft Christi werde noch zu seinen Lebzeiten stattfinden, stellt Stammapostel Schneider fest: „Sie erhielt quasi den Rang eines Glaubensbekenntnisses.“ Und weiter: „Im Laufe der Zeit und nach vielen Gesprächen wurde mehr und mehr deutlich, dass der Anspruch der Göttlichkeit der Botschaft nicht haltbar war.“

„Das exklusive Kirchenverständnis jener Zeit hat uns zudem von allen anderen Konfessionen abgegrenzt“, ergänzt er. „Außerhalb unserer Kirche gab es nach damaligem Verständnis kein Heil. Heute ist unsere Lehre anders. Wir sind Teil der Kirche Christi.“

Apostolat als Amt der Versöhnung

Eindringlich geht der Stammapostel auf das Selbstverständnis des Apostolats ein:„Das Apostelamt ist das Amt der Versöhnung.“ Der Apostel soll Versöhnung predigen und die Welt mit Gott versöhnen. Er soll immer versöhnliche Gedanken haben und auf andere versöhnlich zugehen. „Es darf daher nicht sein, dass wir bis in die heutige Zeit unversöhnlich mit anderen Gemeinschaften umgehen, nur weil wir die gemeinsame Geschichte noch nicht aufgearbeitet haben.“

„Versöhnung schließt ein, dass man auch eigene Fehler eingesteht“, betont er. Dabei blickt er auf 1955 und in die Folgejahre, als leitende Amtsträger und einfache Mitglieder aus der Neuapostolischen Kirche ausgeschlossen wurden. „Nach damaligem Verständnis bedeutete das auch den Ausschluss vom Heil Gottes. Nach unserer heutigen Sehensweise ist das eine unangemessene Härte.“

„Für diese Härte bitten wir um Entschuldigung“, schreibt der Stammapostel. „Dass im Anschluss daran Mitglieder beider Kirchen nicht unbedingt christlich miteinander umgegangen sind, wird von beiden Seiten bedauert.“

Weitere Gespräche folgen

Zugleich zeigt er einen Weg für die Zukunft auf: „Unser gemeinsames Ziel ist die Versöhnung zweier Glaubensgemeinschaften, die einander respektieren und wertschätzen.“ Ein Zusammenschluss beider Kirchen sei und werde nicht geplant. In Fortführung der „Versöhnung der Herzen“ sollen sich die Christen beider Kirchen aber auch auf Gemeinde- und Bezirksebene akzeptieren.

„Es ist unser Wunsch, den eingeschlagenen Weg der Versöhnung mit anderen apostolischen Gemeinschaften weiterzugehen“, betont Stammapostel Schneider. Solche weiteren apostolischen Gemeinschaften existieren auf allen Kontinenten. Es gibt etliche Gemeinschaften in den Niederlanden, in Deutschland, in der Schweiz, in Australien, in Südafrika, in den USA.

Der komplette Artikel des Stammapostels ist in der Ausgabe 04/2015 von „Unsere Familie“ zu lesen, die am 20. Februar erscheint.

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Peter Johanning, Andreas Rother
05.02.2015
Konfessionen