„Manchmal erfanden wir sogar neue Wörter“

In dieser Zeit haben andere den Katechismus noch nicht einmal gelesen: Binnen vier Monaten hat Toshiyasu Matsuoka hunderte von Seiten Kirchenlehre ins Japanische übersetzt. Jetzt hat er das erste Exemplar selbst dem Stammapostel übergeben.

Ob er zwischendurch darüber nachgedacht habe, aufzugeben? Das weist Bruder Matsuoka energisch von sich. „Niemals!“ Er habe viel Unterstützung durch Schwestern und Brüder erfahren, die ihm bei den Korrekturen unterstützt haben und vor allem: „Ich liebe diese Arbeit!“

Die Gottesdienste besucht er mit weiteren 100 Glaubensgeschwistern in der Gemeinde Tama City, Tokio. Diese Gemeinde besuchte Stammapostel Schneider auch auf seiner Reise Ende Mai 2016. Bei einem Zusammensein am Sonntagnachmittag überreichte Bruder Matsuoka dem Stammapostel den japanischen Katechismus. „Es war ein besonderer Moment.“

Fehlende Wörter

Seit vielen Jahren adaptiert Toshiyasu Matsuoka kirchliche Texte aus der englischen in die japanische Sprache. Das japanische Schriftsystem macht die Arbeit nicht leicht: Es ist ein Zusammenspiel aus chinesischen Schriftzeichen, den Kanji, und den Silbenschriften Hiragana und Katakana. Und die passen nicht immer zur englischen Textvorlage: „Es gibt in der japanischen Sprache nicht für jeden Begriff ein passendes Wort, also müssen wir manchmal eine Erläuterung dazu schreiben“, sagt Bruder Matsuoka.

Und bei anderen Gelegenheiten verwies der japanische Glaubensbruder auch einmal auf die chinesische Sprache, die eng mit der japanischen verbunden ist. Oder er fand auch ganz neue Wörter: „Es gibt in der japanischen Sprache kein Wort für den Begriff ‚Wortgottesdienst‘, also müssen wir eine Erläuterung dazu schreiben“, sagt Bruder Matsuoka.

Zeit suchen und finden – seit über 30 Jahren

So komplex das Ganze auch ist, dem 51-jährigen Lehrer macht die Übersetzungsarbeit große Freude. Seit 1983 adaptiert er regelmäßig; dazu gehören eigenständige Werke wie „Die Reichsgottesgeschichte“, aber auch wiederkehrende Publikationen, darunter über viele Jahre hinweg die Zeitschrift „Unsere Familie“ sowie Schriften aus der Gebietskirche Kanada.

Übersetzungsarbeiten für die Kirche sind seine Freizeit; der Beruf bestimmt immer noch den Alltag. „Eigentlich habe ich keine Zeit, aber ich konnte immer wieder Zeit freimachen“, erklärt der Übersetzer. Es sei eine Erfahrung, die er im Laufe der Jahrzehnte immer wieder machen konnte.

Taufe durch den Englischlehrer

Toshiyasu Matsuoka, der aus einem buddhistischen Elternhaus stammt, wurde mit 14 Jahren getauft; von einem Priester, der zugleich auf der Schule sein Englischlehrer war. Inzwischen ist der damalige Schüler selbst Lehrer. Er unterrichtet an Mittel- und Oberschulen Kinder im Alter von 12 bis 18 Jahren.

Das erworbene Sprachwissen setzt er wiederholt für eine besondere Arbeit ein: Über 500 Seiten des Katechismus der Neuapostolischen Kirche übertrug er in die japanische Sprache. Damit macht er die Kirchenlehre seinen Geschwistern lesbar.

Für Landsleute und Glaubensgeschwister

Der Katechismus der Neuapostolischen Kirche wurde 2012 veröffentlicht und liegt seit 2015 auch in einer zweiten Fassung ‚Fragen und Antworten‘ vor. Ob er dieses Buch auch noch übersetzen würde, wollte nac.today von Toshiyasu Matsuoka wissen. Oder sollte diese Arbeit doch ein anderer vornehmen? „Die Übersetzung von Fragen und Antworten ist bereits abgeschlossen“ erklärt der Übersetzer erfreut. „Zurzeit lesen die japanisch-sprechenden Amtsträger Korrektur. Danach werden wir darüber nachdenken, wie wir es unseren Geschwistern und denen, die Interesse an der Neuapostolischen Kirche haben, zugänglich machen können.“ Es gebe viele Menschen im Land, die sich für Religion interessieren.


Foto (NAC Japan): Bruder Toshiyasu Matsuoka, Hirte Wolfgang Ade und Stammapostel Jean-Luc Schneider am Sonntagnachmittag, 22. Mai 2016

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Oliver Rütten
08.06.2016
Japan, Stammapostelreisen, Medien, Lehraussagen