Was wächst auf deinem Acker?

Unkraut oder Weizen? Wenn man das immer gleich wüsste. Manchmal stellt es sich erst später heraus, was da anfängt zu wachsen. Davon sprechen die neuapostolischen Predigten im Oktober.

Die Themenreihe für die ersten drei Sonntagsgottesdienste im Oktober in den neuapostolischen Gemeinden trägt den Titel „Durch das Evangelium leben“. Nicht mit, nicht für, sondern durch das Evangelium leben. Das ist ein Unterschied. Das Evangelium, die gute Botschaft von der Herrschaft Jesu, ist wie eine Lebensversicherung auf Zukunft angelegt. Wer das Evangelium des Herrn in sich trägt und sich daran orientiert, wird durch Jesu Zusagen leben. Das gilt in den guten und schlechten Zeiten des Lebens und ist so sicher wie das Amen in der Kirche.

Helle Tage – dunkle Tage

Gott ist immer da, ob wir ihn nun sehen oder nicht. Die Predigt im ersten Sonntagsgottesdienst redet von der Gegenwart Gottes zu allen Zeiten. Der Grundsatz, dass der Mensch seinen Gott in guten Tagen nicht vergessen und ihn in dunklen Tagen nicht verlassen soll, ist ausschlaggebend dafür. In der Kirche Christi wurde immer schon und wird auch heute das Heil und die ewige Gemeinschaft mit Gott zugänglich gemacht. Die Antwort des Menschen auf Gottes Barmherzigkeit: Anbetung und Lobpreis: „Vergiss nicht, durch wen du lebst!“

Gute und unnütze Früchte

Unkraut sind auch Pflanzen. Klar, aber keine, die man gern sieht. Sie graben den guten Pflanzen Wasser und Nahrung ab. Das Gleichnis vom Unkraut unter dem Weizen macht das deutlich. Im Matthäusevangelium liest sich das wie folgt: „Das Himmelreich gleicht einem Menschen, der guten Samen auf seinen Acker säte. Als aber die Leute schliefen, kam sein Feind und säte Unkraut zwischen den Weizen und ging davon. Als nun die Halme wuchsen und Frucht brachten, da fand sich auch das Unkraut“ (aus Matthäus 13,24–26).

Eine gruselige, unfaire Geschichte! Und doch so real. Christus, der Sämann, sät das Evangelium auf den Acker der Menschheit. Es wird allen Menschen verkündigt, Guten und Bösen. Diejenigen, die es mit gläubigem Herzen empfangen, tragen Früchte. Durch den Glauben gerechtfertigt, werden sie in das Reich Gottes eingehen. Doch der Acker des Lebens ist auch den Versuchungen des Bösen ausgesetzt. Ziemlich penetrant ist der an der Arbeit und mischt seine Saat – Zank und Streit – unter den Weizen Gottes. Furche für Furche. Niemand kann sich davon ganz freisprechen. Und genau deshalb steht es dem Menschen auch nicht zu, eine Unterscheidung zwischen guten und bösen Menschen vorzunehmen. Dieses Urteil steht allein Gott zu. Manchmal sehen wir vielleicht die Sünde unseres Nächsten, doch seine Schuld können wir nicht beurteilen. Manchmal sehen wir vielleicht auch die guten Werke unseres Nächsten, kennen aber nicht immer die wahre Intention dahinter: „Darum richtet nicht vor der Zeit, bis der Herr kommt, der auch ans Licht bringen wird, was im Finstern verborgen ist, und das Trachten der Herzen offenbar machen wird“ (aus 1. Korinther 4,5).

Eine Verurteilung des Nächsten verbietet sich also, was jedoch nicht bedeutet, sein sündiges Verhalten zu billigen. Gott erwartet nicht weniger von uns als die Bereitschaft, den Nächsten trotz aller Sündhaftigkeit zu lieben und für seine Erlösung zu beten.

Gott hilft, mir und meinem Nächsten

Das ist ein Kernsatz im Evangelium, durch den wir unser zukünftiges Leben absichern helfen: Seinen Nächsten zu lieben, bringt uns Gott näher. Davon redet die Predigt am dritten Sonntag im Oktober. Wenn wir achtsam mit unserem Nächsten umgehen, dann bezeugen wir, dass das Heil Gottes auch ihm gilt. Konkrete Hilfe in geistlicher und materieller Hinsicht macht deutlich, dass wir es mit unserem Glauben ernst meinen und Heil nicht nur für uns, sondern für jeden Menschen wünschen. Die Liebe Gottes und unsere Liebe zum Nächsten gehören zusammen. Wer glaubt, das eine vom anderen trennen zu können, irrt oder ist, wie es die Schrift sagt, ein Lügner: „Lasst uns lieben, denn er hat uns zuerst geliebt. Wenn jemand spricht: Ich liebe Gott, und hasst seinen Bruder, der ist ein Lügner. Denn wer seinen Bruder nicht liebt, den er sieht, der kann nicht Gott lieben, den er nicht sieht“ (1. Johannes 4,19.20).

Fürwahr, kein ganz einfaches Gebot.



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Peter Johanning
30.09.2019
Gottesdienst