Seelsorge-Umfrage: Frauen für Frauen

Besteht Bedarf für Frauen in der Seelsorge? Ja, und wie! Das meint eine offizielle Arbeitsgruppe der Neuapostolischen Kirche Westdeutschland – und kann den Wunsch aus den Gemeinden mit konkreten Zahlen belegen.

„schWESTern@work“ – so heißt eine Koordinationsgruppe der Neuapostolischen Kirche Westdeutschland. Der Name ist ein Wortspiel mit den Begriffen West und Schwester. Und „at work“ („bei der Arbeit“) ist Programm: Die Gruppe möchte mehr Frauen und Mädchen dazu motivieren, ihre Fähigkeiten und Kompetenzen in der Kirche einzubringen.

Eine erste Projektgruppe aus Frauen aus diesem Bereich war bereits nach dem Internationalen Kirchentag 2014 in der damaligen Gebietskirche Hessen/Rheinland-Pfalz/Saarland sowie Belgien und Luxemburg gegründet worden. Bei der Fusion mit Nordrhein-Westfalen zur neuen Gebietskirche Westdeutschland setzte sich Bezirksapostel Rainer Storck dafür ein, die Gruppe für den gesamten Bereich weiter zu entwickeln. So arbeitet heute aus jedem Apostelbereich eine Vertreterin im Kernteam.

Seelsorge – was und wie?

Die Koordinationsgruppe ist nicht nur Ansprechpartnerin zu allen Themen, die Frauen und Mädchen betreffen, sondern stellt auch Informationen zu Aufgaben und Diensten zur Verfügung, die Frauen in der Neuapostolischen Kirche übernehmen. Dazu gehört zum Beispiel eine breit angelegte Umfrage, die während des Internationalen Jugendtages 2019 durchgeführt wurde.

Diese Meinungserhebung gehörte zum Konzept eines 900 Quadratmeter umfassenden Ausstellungs- und Gesprächsbereichs zum Thema Seelsorge. Das Angebot hatte eine Projektgruppe neuapostolischer Frauen aus allen Gebietskirchen Deutschlands sowie aus der Schweiz und Frankreich auf die Beine gestellt. Die Teammitglieder waren von ihren Aposteln benannt worden. Die Umfrage sollte erkunden, was Seelsorge für Jugendliche bedeutet und über welche Kommunikationskanäle sie sich Seelsorgegespräche wünschen.

Nicht nur Frauen wollen Frauen

Das zentrale Ergebnis der zweitägigen Untersuchung: Satte 93 Prozent der Befragten wünschen sich eine offiziell benannte Seelsorgerin in ihrer Gemeinde. 1233 Antworten hatte diese Hauptfrage des ersten Tages erhalten. Die Ja-Stimmen kamen zu 54 Prozent von Frauen und zu 46 Prozent von Männern. Die kleine Minderheit an Nein-Voten stammte zu knapp 72 Prozent von Frauen.

Klar 90 Prozent der Teilnehmer wünschen sich Seelsorgeangebote speziell für Frauen. 1502 Antworten hatte diese Frage vom zweiten Tag bekommen. Die Ja-Stimmen waren zu 58 Prozent weiblich und die Nein-Stimmen zu 56 Prozent. Das geht aus der Dokumentation der finalen Umfrage-Ergebnisse hervor, die nac.today vorliegt.

Eine Frage des Verständnisses

Die Gründe für diese deutliche Bedarfsmeldung zeigt die Frage nach den Themen weiblicher Seelsorge auf. Mit deutlichem Abstand möchten die meisten Befragten, nämlich 43 Prozent, mit einer Seelsorgerin über frauenspezifische Themen sprechen. Konkret genannt wurden:

  • Probleme in Ehe, Partnerschaft oder Familie,
  • der Verlust eines Kindes,
  • ungewollte Schwangerschaft,
  • Missbrauch und Vergewaltigung,
  • häusliche Gewalt
  • sowie die Trennung der Eltern.

Die Teilnehmer machen in diesem Zusammenhang deutlich: Frauen fühlen sich von Frauen besser verstanden als von Männern.

Als weitere wichtige Themen weiblicher Seelsorge wurden genannt: Alltagssorgen und Probleme im Beruf mit einem Anteil von 29 Prozent sowie Glaubensfragen und Gemeindeangelegenheiten mit 11 Prozent. Kindererziehung und die Situation als Amtsträger-Partnerin rangierten am Ende der Skala.

Erste Arbeitsergebnisse vorgelegt

Unter dem Motiv „Seelsorge – früher, heute, morgen“ sammelte die Umfrage Erkenntnisse über das Was und Wie der allgemeinen Seelsorge. Die Ergebnisse in Kurzversion: Den formellen Seelsorge-Besuch der Vergangenheit empfand das eine Viertel als überwiegend positiv, das andere als eher negativ. Mit der Situation in der Gegenwart zeigten sich zwei Drittel zufrieden, ein Drittel unzufrieden. Und für die Zukunft wünschten sich knapp 60 Prozent eine eher informelle, spontane und offene Seelsorge.

Klar ist der favorisierte Kommunikationskanal: 77 Prozent der Befragten wollten das persönliche Gespräch und den kontinuierlichen Kontakt. Seelsorge per Social Media, Messenger oder Video-Anruf können sich 20 Prozent vorstellen. Die Befragten waren zwischen 13 und 75 Jahre alt und zu mehr als der Hälfte unter 30. Sie kamen überwiegend aus den vier deutschen Gebietskirchen und der Schweiz.

Die Erhebung bleibt nicht ohne Wirkung. Das berichtet die Website der Gebietskirche: In der ersten Jahreshälfte präsentierte die Koordinationsgruppe „schWESTern@work“ der westdeutschen Apostelversammlung erste Arbeitsergebnisse.

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Andreas Rother
13.07.2021
Gemeindeleben