Viel erlebt – mit dem Blick durch die Kamera

Auf Plakaten werben Glaubensgeschwister in Deutschland für die Neuapostolische Kirche – und das gleich serienweise. In diesem Monat ist ein echter Medien-Profi an der Reihe, eine Frau, die schon viel Öffentlichkeitsarbeit für die Kirche betrieben hat: Nicole Ide (46) aus der Gemeinde Hamburg-Lurup im Interview.

Wo genau arbeiten Sie?

Ich bin Fernsehredakteurin, Reporterin und auch Online-Redakteurin bei RTL-Nord; das ist ein Regionalprogramm bei RTL.

Stehen Sie auch vor der Kamera?

Nein, eigentlich nicht. Ich bin keine Moderatorin. Ich bin vielleicht mal in der Funktion eines Reporters im Bild. Aber das ist sehr selten.

Wie verläuft Ihr Arbeitstag?

Ich fahre zusammen mit dem Kamerateam auf Dreh und mache Interviews mit den Leuten vor Ort. Zurück in der Redaktion überlege ich mir, wie der Beitrag aufgebaut werden soll, und setze mich mit einem Cutter in den Schnittraum. Wir sichten das mitgebrachte Filmmaterial und machen einen Beitrag. Die Arbeit ist meistens tagesaktuell.

Was mögen Sie an Ihrem Beruf?

Man lernt interessante Menschen kennen, das finde ich toll. Man taucht ein bisschen in das Leben anderer Menschen ein.

Ist der Gottesdienstbesuch bei Ihren Arbeitszeiten möglich?

Doch, das ist gut möglich. Es kommt natürlich vor, dass wir schon mal am Wochenende drehen. Doch ich versuche, die Gottesdienstzeiten für mich frei zu halten.

Wissen Ihre Kollegen, dass Sie neuapostolisch sind?

Ja, die meisten, aber nicht alle. Wir haben eine sehr hohe Fluktuation. Viele junge Leute kommen und gehen. Wir sind ein Ausbildungsbetrieb.

Wie reagieren sie darauf? Sind Sie eine Rarität oder haben Sie sozusagen Gleichgesinnte?

Nein, Gleichgesinnte habe ich nicht. Ich bin sicherlich eine Rarität. Es gibt bestimmt nicht viele Kollegen, die regelmäßig in die Kirche gehen.

Und diejenigen, die es nicht wussten, konnten es spätestens in diesem Monat erfahren. Denn Sie sind auf dem Schaukastenplakat der Neuapostolischen Kirche im Juli zu sehen.

Ach, tatsächlich? (lacht) Ja, ich wurde letztes Jahr gefragt, ob ich das machen möchte. Ich schaute nur in meinem Terminkalender nach: Und dann bin ich während meiner Mittagspause kurz von meinem Sender rüber in die Kirchenverwaltung in Hamburg-Eppendorf gelaufen und habe es gemacht, fertig.

Sie stehen ja ohnehin in der Öffentlichkeit. Doch für den Betrachter ist es ein offenes Glaubensbekenntnis. Dazu gehört in gewisser Weise Bekennermut.

Die Frage nach dem Bekennermut hat sich für mich so gar nicht gestellt. Ich habe noch nie Nachteile erfahren, wenn ich gesagt habe, dass ich neuapostolisch sei. Deshalb brauchte ich keinen Mut dafür. Das gehört für mich zum Thema Öffentlichkeitsarbeit.

Ich habe bereits früher unsere Kirche in Sachen Öffentlichkeitsarbeit unterstützt: viele Jahre die Bezirksredaktion der Gemeindebriefe für Hamburg betreut, Ämterseminare und Workshops mitgeleitet, im Jahr 2000 einen Vorfilm zu Pfingsten gedreht, die Gesprächsrunde mit Stammapostel Leber zum Thema „Katechismus“ (2012) produziert sowie am Vorfilm zu Pfingsten 2014 in München, auch an der DVD-Dokumentation über den IKT mitgemacht.

Wie kam es dazu?

Der Auslöser war der Europa-Jugendtag (EJT) 2009. Zwei Wochen vor der Veranstaltung wurde ich plötzlich angerufen und gefragt, ob ich nicht eine TV-Redaktion betreuen und tägliche TV-Sendungen für den Europa-Jugendtag machen könnte. Seitdem besteht eine enge Verbindung.

EJT 2009, IKT 2014 – wie haben Sie diese kirchlichen Ereignisse erlebt?

Beim EJT haben wir täglich mit Jugendlichen zusammen eine TV-Sendung gemacht. Das war spannend. Man sieht aber alles mit einem ganz anderen Blick – immer durch die Kamera. Dadurch weiß ich ziemlich lückenlos, was da alles gelaufen ist. Aber Begegnungen mit Menschen, das Feeling – das kriegt man nur am Rande mit. Das ist schade.

Mein Mann ist zum Beispiel als rasender Reporter mit einem Kamerateam über das Gelände geflitzt. Er war mittendrin.

War es trotzdem eine schöne Erfahrung?

Ja, klar. Ich freue mich, dass ich mich bei kirchlichen Veranstaltungen so einbringen kann, weil ich gerade durch diese Aufgabe Dinge erlebe, für die ich sehr dankbar bin.


Stichwort Schaukasten-Plakat

Testimonials – das sind persönliche Bekenntnisse in wenigen Worten. Die Plakatserie 2015 zeigt wieder echte Kirchenmitglieder, die mit einem klaren Bekenntnis zu ihrem Glauben stehen und sagen, was sie persönlich und konkret in der Neuapostolischen Kirche schätzen. Sie kommen aus der Gebietskirche Norddeutschland und entstammen allen Altersklassen.

Zwölf Plakatmotive geleiten durch das Jahr, für jeden Monat ein Motiv. Die Plakate werden in über 2000 Schaukästen vor neuapostolischen Kirchengemeinden in Deutschland und Teilen Europas ausgehängt. Die Plakaten werden auch auf Webseite nak.org veröffentlicht jeweils das aktuelle Plakat mit einem Erklärungstext sowie die gesamte Jahresserie im Überblick. Auftraggeber für diese kirchlichen Plakat-Aktionen ist die Arbeitsgruppe Öffentlichkeitsarbeit.


Eine ausführliche Version des Interviews findet sich in der Zeitschrift „Unsere Familie“, Ausgabe 14/2015.

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Dinara Ganzer, Peter Johanning
29.07.2015
Medien, Gemeindeleben, Persönlichkeiten