Im Land der Hausgemeinden

Für Gottesdienste braucht’s keine Kirchen, für aktives Gemeindeleben keine Events. Wie neuapostolische Christen ihren Glauben in der Karibik leben, berichtet Bezirksältester Alex Michel Reyes de Martinez.

Musik in den Straßen, weiße Sandstrände, teure Zigarren … zwischen dem Golf von Mexiko und dem Atlantik liegt Kuba, die größte von über 4000 karibischen Inseln, die ein besonderes Flair besitzt. Und auch hier leben – inmitten von elf Millionen Einwohnern – neuapostolische Christen.

Einer von ihnen ist Alex Michel Reyes de Martinez. Er ist 33 Jahre alt und wurde in Santiago de Cuba geboren. Er ist verheiratet und Vater einer siebenjährigen Tochter. Anfang 2016 ordinierte ihn der für Kuba zuständige Bezirksapostel Markus Fehlbaum (Schweiz) zum Bezirksältesten. An seiner Seite arbeiten sechs Bezirksevangelisten und weitere Amtsträger.

Premiere: Gottesdienst in einer Kirche

Jährlich reist Alex Michel Reyes zu Besprechungen und Seminaren auf den europäischen Kontinent. Er ist Journalist und arbeitet für verschiedene Magazine. „Kuba ist ein sehr schönes Land und es macht mir Spaß, die Schönheit meiner Heimat zu beschreiben“, erklärt er seine Leidenschaft für das Schreiben.

Bei seiner Reise im Oktober feierte er auf Einladung des Bezirksapostels einen Gottesdienst in Bülach/Schweiz; eine Premiere für den jungen kubanischen Amtsträger, der ansonsten nur in kleinen Hausgemeinden auf Kuba predigt und den Blick in die Weite eines Kirchensaals nicht gewohnt ist.

Freudige Gemeinden in Wohnhäusern

Kirchengebäude hat die Neuapostolische Kirche auf Kuba nicht; auch keine angemieteten Räume oder einen festen Treffpunkt unter freiem Himmel, wie es Glaubensgeschwister in anderen Ländern kennen. Die neuapostolischen Christen auf Kuba kommen in den Häusern zusammen.

In allen Provinzen des Landes gibt es diese Hausgemeinden. „Von Artemisa im Nordwesten bis hinunter nach Santiago de Cuba. Deshalb habe ich lange Stecken zu fahren, um die Geschwister zu betreuen“, macht Bezirksältester Reyes deutlich. „Von Artemisa bis Santiago sind es fast 1000 Kilometer. Da die meisten Geschwister kein Auto besitzen, muss ich zu ihnen fahren oder zu Treffpunkten, die für sie zu Fuß erreichbar sind.“

Dankbarkeit für Gottes Nähe

„Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln!“ Alex Michel Reyes zitiert den 23. Psalm in spanischer Sprache. Es ist seine persönliche Losung: „Wenn der Herr da ist – und er ist an unserer Seite – dann fehlt uns gar nichts, dann haben wir alles. Das ist unser Fokus: Der Herr ist bei uns, der Herr hilft uns. Es fehlt immer etwas, aber das ist nicht ausschlaggebend. Das Wichtigste ist, dass wir Gotteskinder sind, dass wir die Würdigkeit erreichen können. Das ist unser Ziel. Und alles andere zählt eigentlich nicht.“

In kleinen Kreisen hören die kubanischen Gemeinden das Wort Gottes, feiern Heiliges Abendmahl und berichten sich von ihren Erlebnissen. „Das stärkt ihren Glauben, das macht sie freudig“, berichtet der Bezirksälteste. Und erläutert auch einen wesentlichen Nebeneffekt, der aus der Vermittlung christlicher Werte gewonnen wird: „Unser Glaube wird von anderen wahrgenommen, und wir freuen uns, einen positiven Beitrag zur moralischen Entwicklung des Landes beisteuern zu dürfen.“


Ein ausführliches Interview mit Bezirksältesten Reyes veröffentlicht die Zeitschrift ‚Unsere Familie‘ in der Ausgabe 23/2016.

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Oliver Rütten
19.11.2016
Kuba, Gemeindeleben