Benefiz auf zwei Rädern

Dröhnende Motoren, glänzende Maschinen und eine ganze Galerie an Teddybären am Lenker: Szenen wie diese spielen sich jedes Jahr in einer südafrikanischen Gemeinde ab. Und das nicht bloß zum persönliche Vergnügen, sondern für einen guten Zweck.

9500 Kilometer hin und 9500 Kilometer zurück: Einmal im Jahr fliegen Elke und Joachim Schmidt zum Gottesdienst – von Deutschland nach Südafrika. Doch das ist kein ganz üblicher Gottesdienst: Die Teilnehmer sitzen in schwarzer Lederkluft in den Bänken. Und am Ende bekommen sie jede Menge Spielzeug von den Kindern der Gemeinde überreicht.

Es ist der jährliche Biker-Gottesdienst in der Gemeinde Dunrobin-Bellville: Seit acht Jahren treffen sich neuapostolische Motorrad-Fans aus der Region Kapstadt in den Morgenstunden auf dem Parkplatz eines Fast-Food-Restaurants. Und dann geht es mit schweren Maschinen in Kolonne und Doppelreihe zur Kirche.

Unterwegs zum Toy Run

Der Gottesdienst selbst unterscheidet sich nicht von anderen. Der Unterschied macht das Beisammensein danach. Die Biker gedenken mit Schweigeminuten und persönlichen Worten ihrer Kameraden, die in den vorangegangenen Monaten gestorben sind. Und die Kinder der Gemeinde geben kistenweise Spielzeug ab. Denn dieses Biker-Treffen ist kein Selbstzweck.

Toy Run“ nennt sich die große Benefiz-Aktion, die in Kapstadt seit 34 Jahren stattfindet. Zehntausende von Motorradfahrern treffen sich zu einer Ausfahrt und einer Art von Festival. An die Maschinen gebunden, Huckepack oder notfalls in einem Beiwagen ist Spielzeug im Gepäck, das zentral gesammelt und später an benachteiligte Kinder verteilt wird. Die Spielsachen gehen an Heime, Krankenhäuser oder andere gemeinnützige Einrichtungen.

Mit dem Segen der Kirche

In diesen Korso reiht sich auch die neuapostolische Biker-Gruppe ein. Der Gottesdienst in Dunrobin ist der Auftakt dazu, an einem der Wochenende davor. So um die 170 Teilnehmer sind mit dabei. Kirchenmitglieder machen etwa die Hälfte aus. Die andere Hälfte sind Partner, Freunde und Gäste. Manchmal fällt der Rahmen auch etwas größer aus: Etwa 2015, als Apostel Marc Ashley Diedricks den Gottesdienst mit rund 700 Teilnehmern feierte und dabei einem Biker-Paar den Trausegen spendete. Das war dem kircheigenen Fernsehkanal NACTV sogar einen längeren Beitrag wert.

Aus dem Treffen ist 2014 die NACMA hervorgegangen, die „New Apostolic Church Motorcycle Association“, kein Club, aber eine Interessengemeinschaft. Mit den Segen der Kirchenleitung, wie die beiden Initiatoren Andre Bell und Trevor Davids gegenüber NACTV berichteten: Als Stammapostel Wilhelm Leber das Jahr 2013 zum Jahr des Bekennens ausrief, fragten die Biker an, ob sie das auf ihre Art tun dürften. Seit dem grünen Licht aus der Kirchenverwaltung tragen sie das Kirchenemblem auf ihrer Lederkluft.

Grenzüberschreitend bekennen

Mit dazu gehören auch Elke und Joachim Schmidt aus Karlsruhe in Deutschland. Er war dieses Jahr schon vier Mal in Kapstadt. Der grenzüberschreitende Kontakt kam 2014 beim Internationalen Kirchentag zustande. Mittlerweile schauen sich die Südafrikaner nach weiteren Motorrad-Freunden aus der eigenen Kirche um – und sind bereits in Indonesien und Kanada fündig geworden.

Derweil treffen sich die NACMA-Leute jeden Monat zu einer Gottesdienst-Ausfahrt. Ziel sind dabei die Landgemeinden in einem 300-Kilometer-Radius rund um Kapstadt. Mit im Gepäck haben sie dabei immer eine finanzielle Spende für die Sonntagsschule vor Ort.

Spenden bringt auch Joachim Schmidt immer wieder mit. „Es ist doch schön, dass man mit seinem Hobby etwas bewegen kann“, sagt er. „Und zeigen kann, dass Biker keine schlechten Menschen sind“, schmunzelt Andre Bell. „Und seinen Glauben bekennen kann“, betont Trevor Davids.

Artikel-Infos

Autor:
Datum:
Schlagworte: