Hilfswerke in Corona-Zeiten: Helfer im Dauereinsatz (Teil 2)

Monatelang arbeiten Helfer in entlegenen Regionen und können dann aufgrund von Sperrungen noch nicht einmal nach Hause zu ihren Familien. Eine Krise, die Menschen aufhält und auch wachsen lässt.

Stehen Hilfsmaßnahmen auf der Kippe oder müssen aufgrund von Corona Projekte komplett gestoppt werden? Wie wirkt sich Corona auf laufende und künftige Maßnahmen aus? Und gibt es vielleicht ganz neue Projekte?

NAK-karitativ in Deutschland bleibt zuversichtlich: „Es werden alle Projekte fortgesetzt. Bedingt durch die Auswirkungen und Einschränkungen der Pandemie gibt es jedoch vielerorts Verzögerungen. Das führt häufig zu Verteuerungen, zum Beispiel, wenn Personal in den Projekten beschäftigt wird oder zusätzliche Kosten durch die Verzögerung entstehen.“

Human aktiv ist – wie andere Hilfsorganisationen – gleich in mehreren Ländern dieser Welt aktiv. „In Djibouti, dem kleinsten Land am Horn von Afrika, lebt etwa ein Viertel der Bevölkerung in extremer Armut; eines der größten Probleme dort ist die Unterernährung der Kinder. Mit den notwendigsten Lebensmitteln sowie Artikeln zum Schutz vor einer Ansteckung – zum Beispiel Masken, Handschuhe, Seife – half „human aktiv“ den notleidenden Menschen.“ Auch hier können Projekte fortgesetzt werden.

Haushaltssperre und Projektstopp

NAC SEA Relief erlebt, was kein Helfer erleben mag: „Geschäftsverluste und Arbeitsplatzverluste brachten viele Filipinos in eine heikle und schwierige persönliche Situationen.“ Das Hilfswerk begann aufgrund dessen eine Unterstützungsaktion, musste aber wegen des Ausmaßes der Katastrophe letztlich die Hilfe auf Kirchenmitglieder beschränken. „Eine Lösung des Problems war nicht möglich, aber unsere Lebensmittelpakete brachten viel Freude und das Gefühl, nicht vergessen zu werden.“ Und ein wenig Sorge schwingt auch mit: „Wie weit die Situation noch eskalieren wird, ist unbekannt. Es ist auch noch zu früh, um zu sagen, ob unsere Geber betroffen sind, aber wir haben jetzt eine Sperre für den Haushalt, hoffentlich nur vorübergehend. Wir bleiben wachsam, um die Bedürftigen zu erreichen, aber größere Projekte haben wir auf nächstes Jahr verschoben.“

Und auch in Südafrika hat der Lockdown zu drastischen Maßnahmen geführt: „Wir mussten alle unsere geplanten Programme aussetzen. Wir werden weitermachen, sobald die Sperrmaßnahmen aufgehoben sind“, teilt Masakhe Foundation mit. Aufgrund des rückläufigen Spendenaufkommens hat auch NACRO in Sambia Projekte ausgesetzt: „Wir haben jetzt einige Projekte in der Schwebe, wie zum Beispiel ein Wasser- und Abwasserprogramm für Schulen, Bildungsinfrastruktur und so weiter.“ Aber Tebuho Yubai ist überzeugt, dass keine Projekte dauerhaft ausfallen müssen.

In der Not neue Projekte und ungewöhnliche Ideen

Doch es gibt auch neue Projekte, die die Hilfsorganisationen neu entwickeln. NAK-karitativ berichtet: „In den vergangenen Monaten haben wir ein Nothilfeprojekt für Epidemien und Pandemien ins Leben gerufen. Wir unterstützen damit Menschen in den Länder Kenia, Burkina Faso, Südafrika, Malawi, Sambia und Armenien mit Nothilfepaketen, die lebensnotwendige Grundnahrungsmittel und Hygieneprodukte, wie zum Beispiel Desinfektionsmittel, enthalten.“

Finanzielle Hilfe braucht es aber nicht nur in scheinbar armen, sondern auch in sogenannten Wohlstandsländern Europas. Susanne Raible von human aktiv erläutert, warum insbesondere Tafel-Einrichtungen unterstützt werden: „Die Bedürftigkeit der Menschen hat infolge der Pandemie zugenommen, die Tafeln haben jedoch weniger Lebensmittelspenden und finanzielle Förderungen erhalten.“ Die finanziellen Unterstützungen wurden auch für diese Projekte deutlich erhöht.

Und Urs Hebeisen aus Südostasien berichtet von neuartigen, ja ungewöhnlichen Projekten: „Eine berührungslose Handwaschanlage für eine zentrale Kirche und eine öffentliche Schule gehörte zu den kurioseren Dingen, die wir tun konnten, und zeigt, wie Innovation durch Not vorangetrieben wird.“

Kräfte bündeln: Hilfswerke netzwerken

In Zusammenarbeit mit dem Grassroots-Programm ist das Re Charitable Ministry (USA) ein langfristiger Partner des King's Children Home (KCH) in Belize. In diesem Rahmen besuchen interessierte Freiwillige zwei Mal im Jahr – auf eigene Kosten – das Heim, um bei den laufenden Reparaturen, beim Bau und anderen Aktivitäten zu helfen. Persönlicher Einsatz und ein jährlicher Projektzuschuss für dieses Programm machen die Arbeit des Hilfswerks aus. „Aufgrund von Einschränkungen im Zusammenhang mit Corona musste unser Besuch im Juni 2020 abgesagt werden“, bedauert Kim Kolb. „Dies hat jedoch unsere laufende Arbeit mit dem Heim nicht beendet. Belize ist in hohem Maße von den Einnahmen aus dem Tourismus abhängig, die praktisch verschwunden sind. Dies hat zu wachsender Reibung und Verzweiflung im Land geführt.“

Darüber hinaus unterstützt re Charitable Ministry auch in Katastrophensituationen. „In den letzten Wochen fanden solche Aktivitäten sowohl innerhalb der USA als auch in verschiedenen unserer Missionsländer statt, wo unsere Mitglieder zunehmend mit gravierenden Einschränkungen in Bezug auf die Nahrungsmittelhilfe und den täglichen Bedarf konfrontiert sind.“ Mit Hilfe der örtlichen Gemeinden wurden in mehreren Ländern, die am schlimmsten von der Pandemie betroffen sind, Programme zur Unterstützung der Nahrungsmittelversorgung und des Lebensunterhalts durchgeführt. „Wir greifen auch auf unser wachsendes Netzwerk von Partnern hier in den USA zurück, z.B. Tafeln, lokale Behörden und andere Wohltätigkeitsorganisationen“, erklärt Kim Kolb.

Und in Südafrika hat Masakhe Foundation aufgrund der Pandemie ebenfalls neue Projekte ins Leben gerufen: „Wir leisten Nahrungsmittelhilfe für die Bedürftigen in ganz Südafrika. Und wir werden mit virtuellen Aufklärungssitzungen zur Suchtproblematik fortfahren“, schreibt Jacqui Naidoo.

Dankbarkeit und Gottvertrauen

Den Kopf in den Sand stecken? Das Hilfswerk vorrübergehend schließen? Das ist nicht einmal im Ansatz zu erkennen. Optimismus, Hoffnung und Gottvertrauen – das zeichnet die Helfer aller Hilfswerke aus. Und das ist auch bei der Frage nach der größten Freude und möglichen Sorgen zu erkennen:

Nadine Beckmann (NAK-karitativ) erklärt: „Wir sind zum einen dankbar, dass wir trotz der Krise weiterhin so wohlwollend von unseren Spendern unterstützt werden und zum anderen, dass alle bisher unbeschadet und gesund durch diese Zeit gekommen sind.“ Besonders gefreut hat sich das Team von human aktiv über die vielen Dankschreiben, die sie für die Unterstützung der Tafelaktion im Inland erhalten haben. „Wie es aussieht, waren wir eine der ersten Konfessionen, die recht früh bei Beginn der Corona-Krise hier etwas getan haben!“

Dankbarkeit im Ausnahmezustand

Und auch in Südostasien herrscht nicht nur Optimismus und Hoffnung, sondern auch eine große Dankbarkeit, wie Urs Hebeisen schreibt. Und dazu zählt insbesondere, dass das Schulprojekt, das in Zusammenarbeit mit NAK-Humanitas (Schweiz) erfolgt, trotz diverser Sperren durchgeführt werden konnte. „Ohne einen einzigen Tag Arbeitsunterbrechung“, sagte Bezirksapostel i.R. Hebeisen dankbar. Das Besondere daran: „Der Standort befindet sich in einer abgelegenen ländlichen Gegend in der Nähe von Hinobaan/Negros“ Die Arbeiter blieben für fünf Monate auf der Baustelle. „So konnten wir Genehmigungen von den lokalen Behörden erhalten, was wirklich fast ein Wunder war. Leider konnten sie nach getaner Arbeit nicht sofort nach Hause fahren. Unser Baumeister, Sofonie Nuyad aus Tagum/Davao auf Mindanao, ist immer noch in der Provinz Negros Occidental.“ Das Reisen und Durchqueren von Provinzen und Gemeinden ist nach wie vor nicht möglich. Fünf Monate Arbeit ohne Unterbrechung und dann nicht nach Hause zurückkehren können!

Kim Kolb fasst zusammen: „Das Gebot der Nächstenliebe zu leben und danach zu handeln, ist eine der grundlegendsten und prägendsten Erfahrungen für jeden gläubigen Christen. Das ist es, was unsere vielen ehrenamtlichen Mitarbeiter in der Gemeinde und auch unser Team motiviert. Gleichzeitig belasten uns oft die schiere Größe der Bedürfnisse, die Komplexität der einzelnen örtlichen Situationen, die Begrenztheit der Ressourcen und das unvermeidliche Gefühl des Versagens aufgrund der Tatsache, dass wir nicht jede Situation zu jedem Zeitpunkt umfassend angehen können.“ Gerade in solchen Momenten sei ihnen bewusst, dass sie allein nichts tun können, sondern dass sie ihre Arbeit aus dem Verständnis des Glaubens an Gott heraustun. „Wir müssen uns auch mit der Erkenntnis abfinden, dass wir nicht in der Lage sein werden, alle Nöte in der Welt zu lösen – sondern dass wir dort, wo Gott uns zu jeder Zeit hingestellt hat, danach streben, unser Bestes zu tun.“

Demütig, mutig und motiviert

„Hunger ist eine große Herausforderung in Südafrika“, sagt Naidoo von Masakhe Foundation abschließend. „In der Lage zu sein, den Familien Nahrungsmittelhilfe zu leisten und ihnen Wertschätzung zu bezeugen, ermutigt uns, weiterzumachen und mehr zu tun.“ Und zugleich kommt auch wieder eine Sorge durch: „Die Finanzierung. Ich weiß, dass viele Menschen in Südafrika aufgrund der Sperrmaßnahmen arbeitslos werden und Unterstützung bei der Nahrungsmittelhilfe benötigen werden.“ In den kommenden Wochen zeigt sich, was möglich ist und was nicht.

Und noch eine weitere Sorge spricht Tebuho Yubai (NACRO) aus: „Die Wahrscheinlichkeit eines Anstiegs der COVID19-Zahlen und damit zusammenhängende Todesfälle, wie sie von den Gesundheitsbehörden genannt werden.“

Die Helfer bleiben im Dauereinsatz. Auf der ganzen Welt.



Kontaktdaten, Spendenkonten und weitere Informationen zu den Aktivitäten der Hilfswerke der Neuapostolischen Kirche weltweit befinden sich auf den Websites:


In Teil 1 berichten die Hilfswerke über die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf ihre Arbeit vor Ort sowie im internationalen Einsatz und sie beschreiben Entwicklungen im Spendeneinkommen und in der Projektabwicklung.

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