„Alles kam immer von Herzen“

100 Jahre alt würde Bezirksapostel Pablo Alfredo Bianchi (Argentinien) heute, am 24. Januar. Als er zum ersten Mal eine neuapostolische Gemeinde betrat, war er für den Vorsteher wie ein Geschenk des Himmels.

„Diese fünf Seelen schickt der Himmel“, sprach der Gemeindevorsteher aus Boca, als der 19-jährige Pablo Alfredo Bianchi mit seiner Verlobten, seiner Mutter und seinen zwei Schwestern die Kirchentür öffnete. Das geschah am 1. Januar 1943, die Gemeinde Boca befand sich gerade erst in der Gründungsphase. Niemand wusste zu dem Zeitpunkt, was Gott mit diesem jungen Mann noch vorhatte.

Als Seelsorger gerühmt

Ziemlich schnell gefiel es Pablo Bianchi und seiner Verlobten in der Gemeinde. Sie ließen sich aufnehmen und versiegeln. Schon im Jahr darauf empfing er im September das Amt des Diakons in der jungen Gemeinde. 1946 wurde er Priester und ab 1947 fungierte er als Vorsteher von Boca. Er sei von Anfang an ein sehr einfühlsamer, besorgter Seelsorger gewesen, erzählt die Chronik. Mehr als zehn Jahre lang habe er sich um jede einzelne Seele gekümmert, vielen Menschen geholfen, mit ihnen geweint und gelacht. Im Juni 1957 wurde er als Bezirksältester ordiniert und mit weiteren Aufgaben betraut, doch bei seinen Besuchen in Boca nannten die Glaubensgeschwister ihn immer ihren Priester, als ob die Zeit stehen geblieben wäre. Seine seelsorgerische Anteilnahme am Leben der Glaubensgeschwister war allen in guter Erinnerung geblieben.

Im Dezember 1957 ordinierte ihn Bezirksapostel Aureliano Andrés Cesar Martón zum Bischof – auf Wunsch des damaligen Stammapostels Johann Gottfried Bischoff, wie es hieß. Damit wurde er zum idealen Helfer für den Apostel. Ganze Generationen von Kindern empfingen aus seiner Hand den Segen zu ihrer Konfirmation, darunter auch spätere Amtsträger und heutige Apostel.

Als Apostel geschätzt

Immer wieder Juni – das scheint der Monat gewesen zu sein, der im Leben des Pablo Alfredo Bianchi eine interessante Rolle spielte. Im Juni 1966 wurde er nach Zürich gerufen, wo er von Stammapostel Walter Schmidt zum Apostel ordiniert wurde und seinem von ihm bewunderten Bezirksapostel eine tatkräftige Stütze bei allen Entscheidungen werden sollte.

Die Neuapostolische Kirche in Südamerika war in der Zwischenzeit immens gewachsen. Viele Gläubige kamen hinzu, es wurden etliche neue Gemeinden gegründet. Der sanfte Aktivismus, die überströmende Liebe und der tiefe Eifer von Apostel Bianchi sorgten für eine große Anziehungskraft, bestätigt die Chronik.

Ein Tod verändert alles

Es hätte gut und gern alles so weitergehen können, doch dann musste sich der Apostel von seinem Bezirksapostel trennen: Bezirksapostel Martón starb am 5. Dezember 1977. Apostel Bianchi hielt inmitten von tausenden trauriger Menschen die Trauerfeier in der Zentralkirche an der Avenida Caseros in Buenos Aires. Die Ordination in das Bezirksapostelamt folgte auf dem Fuß: Am 11. Dezember 1977 wurde er von Stammapostel Ernst Streckeisen in Schaffhausen (Schweiz) zum Leiter für den Bezirksapostelbereich Argentinien betraut, eine Aufgabe, die er mit seinen besonderen Eigenschaften 15 Jahre lang wahrnehmen sollte.

Im selben Gottesdienst sonderte der Stammapostel den seitherigen Bezirksältesten Mario Fiore zum Apostel aus. – Auch das ein weiser Schritt für die spätere Zukunft.

Ein Leben voller Einsatz

48 Jahre lang arbeitete Pablo Alfredo Bianchi in unterschiedlichen Amtsstufen, davon 26 Jahre als Apostel, 15 Jahre als Bezirksapostel. Doch auch seine Zeit des Ruhestandes kam. Am 12. April 1992 fand der Gottesdienst statt, in dem der Bezirksapostel würdig und ehrenvoll verabschiedet wurde. Der damalige Stammapostel Richard Fehr charakterisierte ihn als „einen Apostel mit sieben Herzen, weil alles immer von Herzen kam.“

1995 erlebte das Ehepaar Bianchi das Fest ihrer Goldhochzeit. Bezirksapostel Mario Fiore spendete dazu den Segen und betonte, dass Schwester Maria Bianchi in all den Jahren der Amtstätigkeit ihres Mannes eine große Stütze gewesen sei und bezeichnete sie als einen „Pfeiler der Liebe“. Über ihren Umgang miteinander sagte der Bezirksapostel unter anderem: „Wie jener Virtuose, der zum Erstaunen seiner Zuhörer aus einem stark verstimmten Instrument eine saubere Melodie zauberte, indem er die verstimmten Töne einfach ausließ, so habt auch ihr die guten Töne genutzt.“

Am frühen Morgen des 9. Juli 1999 starb Pablo Alfredo Bianchi. Stammapostel Fehr schrieb in seinem Nachruf: „Wenn alle Tränen einmal Perlen werden, dann trägt Pablo Bianchi nun ein Perlenkleid.“

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Peter Johanning
24.01.2022