Die Sakramente (8): Auf jeden Fall mit Wasser
Die Taufe ist so alt wie das Neue Testament. Sie ist sowohl Zankapfel als auch verbindendes Element unter den Christen. Mal ist sie Eintrittsritus ins christliche Leben, mal auch einfach nur Privatfeier. Tatsächlich aber ist sie mehr, als man denkt!
„Ich bin getauft.“ Christen sollten diese Aussage eigentlich verstehen, obwohl immer noch etliche Fragen zu klären wären: Als Kind? Durch Untertauchen? In einem Gottesdienst? Trinitarisch oder auf Christus? Sich „rite“ taufen zu lassen, ist der kleinste gemeinsame Nenner unter den Kirchengemeinschaften. Dazu gehören Segensformel und Wasser.
Taufe, was ist das?
Sakramente sind Gottes Geschenke an die Menschheit. In der modernen Welt wird das schnell vergessen. Sie sind nicht Privatrecht oder Besitzstand des an Gott Glaubenden, sondern göttliche Zuwendung, ein Vermächtnis. Sakramente sind notwendig für das Heil, also für die Errettung, Erlösung und die ewige Gemeinschaft bei Gott, heißt es in den meisten Kirchenkatechismen. Ihnen diese Heilsbedeutung abzusprechen, degradierte sie zu einem Privatbesitz oder zu einer schönen kirchlichen Feier. Doch sie sind mehr: Nicht der Mensch hat Anspruch auf das Sakrament, sondern Gott schenkt es, wem er will. Er tut dies „nicht vom Himmel herab“, sondern regelhaft, ordnungsgemäß, „rite“ – wie die Kirchen sagen. In der Neuapostolischen Kirche und anderen Amtskirchen geschieht das durch geistliche Amtsträger.
Das gilt auch für die Wassertaufe. Sie ist das erste Sakrament der Kirche und macht den Täufling zum Christen. Durch sie wird die Ursünde (auch „Erbsünde“ genannt) abgewaschen und der Mensch aus der Gottferne geholt. Der Getaufte ist Teil der Kirche Christi, also der Gemeinschaft, die an Jesus Christus glaubt und ihn als ihren Herrn bekennt. Damit hat die Wassertaufe einen immens hohen Stellenwert, wenngleich es sich verbietet, die Sakramente untereinander vergleichen zu wollen.
Übergießen oder Untertauchen
Wie der Name es sagt, hat die Taufe mit Wasser zu tun. „Taufen“ heißt ursprünglich „tauchen“. Rituelle Waschungen oder kultische Reinigungen sind so alt wie die Menschheit. Von ihnen unterscheidet sich die Heilige Taufe durch ihre Heilsrelevanz, weshalb sie „heilig“ genannt wird. Sie ist weder Gleichnis noch Symbol, „sondern tatsächliche Zuwendung Gottes“, sagt der Katechismus. Wenn auch in diesem Punkt die konfessionellen Auslegungen auseinandergehen, ist der kleinste gemeinsame Nenner doch klar: „Durch dieses Geschehen wird das Verhältnis des Menschen zu Gott grundlegend verändert. Das ganze Wesen des Menschen ist von der Wirkung der Heiligen Wassertaufe betroffen“ (KNK 8.1.3.1).
Formgerecht oder „rite“ sind die beiden tragenden Elemente der Heiligen Wassertaufe: das Wasser und die trinitarische Segensformel: „Ich taufe dich in dem Namen Gottes, des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes.“ Solch trinitarisch vollzogene Wassertaufe verbindet die Christen miteinander. Der zugrundeliegende Inhalt ist schnell gesagt und schwer erfüllt: „Der Getaufte hat Teil am Tod Jesu Christi und an dessen neuem Leben. Er vollzieht — geistig gesehen — mit, was an Jesus Christus geschehen ist. Wie Christus für die Sünden der Menschen am Kreuz gestorben ist, soll der Mensch „der Sünde sterben“, indem er ihr entsagt“ (KNK 8.1.6). Christi Tod auf Golgatha wird des Täuflings „Tod“: Die Gottferne endet, das Leben mit Christus beginnt. Paulus spricht vom „neuen Menschen“: Der alte Mensch geht unter, der neue Mensch taucht auf.
Wird nun der Täufling eingetaucht? Viele Konfessionen tun das – bei ihnen ist die Taufe ein Ganzkörperbad. Andere tun das gelegentlich und an besonderen Festtagen, ansonsten übergießen sie den Kopf des Täuflings mit Wasser. Ob Kindertaufe oder Gläubigentaufe, ob mit ganzem Körper oder mit dem Kopf: Wasser und trinitarische Ansage gehören dazu.
Wassertaufe hat Vorbilder
Wie war das früher, wie entstand überhaupt dieses erste Sakrament der Kirche? Vorläufer gibt es gleich mehrere, etwa die Beschneidung im alten Israel. Sie war das Bundeszeichen für die Zugehörigkeit zum Volk Israel. Also eine Art Personalausweis, eine Staatsangehörigkeit durch Beschneidung? Nein, sie war bei weitem mehr. Erstens galt die Beschneidung ohnehin nur dem männlichen Teil der Volksgemeinschaft und zweitens hatte sie eine imaginäre, identitätsstiftende Bedeutung. Sie war Ausdruck der besonderen Gottesverehrung und Erfüllung seines Gebotes: „Eure Vorhaut sollt ihr beschneiden. Das soll das Zeichen sein des Bundes zwischen mir und euch“ (1. Mose 17,11).
Ähnliche Praktiken gibt es auch im Alten Ägypten und bis heute in etlichen islamischen Gemeinschaften.
Ein apostolisches Machtwort
Dann kam die Heidenmission. Heiden waren nicht-jüdische Menschen, die mit ihrer eigenen Kultur in die Christengemeinschaft aufgenommen wurden. Ihnen blieb nach hitziger Diskussion im Apostelkreis die Beschneidung erspart: „Und Gott, der die Herzen kennt, hat es bezeugt und ihnen den Heiligen Geist gegeben wie auch uns, und er hat keinen Unterschied gemacht zwischen uns und ihnen und reinigte ihre Herzen durch den Glauben“ (Apostelgeschichte 15,8.9).
Das Sakrament der Taufe bildet seitdem die Zugehörigkeit zum neuen Bund mit Gott ab. Die Menschen in alter Zeit verstanden das recht gut, kannten sie doch die Geschichten von Noah und der Arche oder dem Durchzug des Volkes Israel durch das Rote Meer. Geteiltes Wasser führt aus der Gefangenschaft ans rettende Ufer, die Arche schützt vor dem Untergang.
Die Rede des Petrus am ersten Pfingstfest bringt die beiden Teile der Taufe – den mit Wasser und den mit Geist – in ein Verhältnis zueinander: „Petrus sprach zu ihnen: Tut Buße, und jeder von euch lasse sich taufen auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung eurer Sünden, so werdet ihr empfangen die Gabe des Heiligen Geistes. Denn euch und euren Kindern gilt diese Verheißung und allen, die fern sind, so viele der Herr, unser Gott, herzurufen wird“ (Apostelgeschichte 2,38.39).
Dem Getauften steht der Zugang zur Heiligen Versiegelung offen. Doch davon mehr in unserer nächsten Folge der Serie.
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Peter Johanning
28.04.2020
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