Die Gottes-Wort-Werkstatt
Der Leitfaden weist den Weg. Doch bahnen muss sich jeder Prediger den Weg zum Zuhörer selbst. Darüber sprachen die Autoren der „Leitgedanken zum Gottesdienst“ während ihrer jüngsten Jahrestagung – auf zwei Kontinenten.
Die Leitgedanken sind die halbe Miete für Dienstleiter und Co-Prediger in neuapostolischen Gottesdiensten. Die Hefte oder Jahrbücher geben das Bibelwort vor, erläutern dessen Auslegungen, zeigen inhaltliche Zusammenhänge und theologische Hintergründe. Dann liegt es an jedem einzelnen Amtsträger, die Kernaussagen – unter Führung des Heiligen Geistes – in seinen Kulturkreis sowie in die Sprach - und Gedankenwelt seiner Gemeinde zu übersetzen.
Die Zeitschriften für die Amtsträger der Neuapostolischen Kirche erscheinen in einer Auflage von nicht ganz 200.000 Exemplaren und in über 70 Sprachen. Verfasst werden sie von rund zwei Dutzend Aposteln aus Europa, Amerika, Asien und Afrika und dem Stammapostel. Einmal im Jahr treffen sie sich zum Austausch, zur Weiterbildung und zur Optimierung der Zusammenarbeit. Nach zwei Jahren der Video-Konferenzen konnten die Autoren jetzt wieder leibhaftig zusammenkommen.
Schon im Jahr 2024 angekommen
Buffalo (USA) war der Treffpunkt im August, Hamburg (Deutschland) im September. In Amerika tagten die englischsprachigen Autoren, in Europa die deutschsprachigen. Es ging zum Beispiel um die Leitgedanken-Beiträge von 2023, von denen bereits der März in Arbeit ist sowie um die Themenplanung für 2024.
Doppelt stand das hochaktuelle Thema Frauenordination in den beiden Workshops zur Debatte: Theologisch ging es um die Gleichwertigkeit und Gleichwürdigkeit von Frau und Mann als Ebenbild Gottes. Und inhaltlich ging es darum, verstärkt den Blick für die Rolle der Frau zu neutestamentlichen Zeiten zu öffnen.
Lehrreiches übers Liebe, Seele, Feiertage
In einem Vortrag ging es darum, die Gedenktage jenseits der großen Hochfeste wie Ostern, Weihnachten oder Pfingsten ins Bewusstsein zu rücken. So kennt der allgemeinchristliche Kirchenkalender Feiertage wie Epiphania oder Trinitatis. Der eine gedenkt der Erscheinung (Epiphanie) Jesu Christi und hebt die Heilsbedeutung der Menschwerdung und Geburt des Gottesssohnes hervor. Das Dreieinigkeitsfest (Trinitatis) erinnert daran, dass mit Pfingsten die Selbstoffenbarung Gottes als Vater, Sohn und Heiliger Geist abgeschlossen ist.
Weitere Vorträge befassten sich mit theologischen Grundlagen: Zum einen ging es um die verschiedenen Wörter für Liebe im Griechischen des Neuen Testamentes: „agape“, die selbstlose, wertschätzende, wohlwollende, auf einer willentlichen Entscheidung beruhenden Liebe, „philia“, die freundschaftliche, auf beiderseitigem Interesse, Anerkennung oder Zuneigung basierende Liebe, und „eros“, die begehrende, besitzergreifende, nicht zuletzt körperliche Liebe.
Des Weiteren drehte es sich um den Begriff und das Konzept von „Seele“, von der antiken griechischen Philosophie über die Zeit des Neuen Testaments bis hin in die heutige Zeit und zum neuapostolischen Verständnis. Und schließlich gab es einen Überblick über die verschiedenen Vorstellungen über das Wesen Gottes im Alten und im Neuen Testament. All dieses Wissen soll den Autoren dabei helfen, die Bibel noch besser auszulegen.